«Time-out» mit Klaus ZauggWarum Sprungers Unterschrift Gold wert ist
Die ZSC Lions und der SC Bern hatten sich intensiv um Julien Sprunger bemüht. Trotz sehr lukrativen Angeboten hat sich der Romand jedoch für «seinen» Verein Fribourg entschieden. Diese Unterschrift ist fürs Schweizer Eishockey sehr wichtig.

Julien Sprunger bleibt Fribourg-Gottéron treu.
Zuletzt lagen die Offerten der Topklubs - so erzählen die Gewährsleute - bei einem Bruttosalär zwischen 500 000 und 600 000 Franken. Doch Julien Sprunger hat sich gegen die Titanen und für «seinen» Klub Fribourg-Gottéron entschieden. Für das Sportunternehmen, das ihn ausgebildet hat. Aus mehreren Gründen ist diese Vertragsunterschrift Gold wert.
1. Der Hockeykultur der Romandie bleibt einer der besten Spieler des Landes erhalten. Jahrelang hatten die welschen Klubs Spieler ausgebildet, die dann in der Fremde - vor allem in Lugano - Ruhm und Geld ernteten. Die Titel des HC Lugano, vor allem jene von 1999, 2003 und 2006, wären ohne die welschen Spieler nicht möglich gewesen. Und die «Big Bad Bears» des SC Bern hatten bei den Titelgewinnen von 1991, 1992 und 1997 einen welschen Leitwolf: Gil Montandon.
2. Die Konzentration der besten Spieler bei den Titanen in Zürich, Bern und Lugano ist nicht gut fürs Hockeygeschäft. Je mehr Klubs aussergewöhnliche Spieler in ihren Reihen haben, desto besser. Für die Fans, für die Ausgeglichenheit der Liga - und für die Spieler selber. Bei den ZSC Lions und beim SC Bern, wo Spielerclans viel zu viel Macht haben, wäre Sprunger nie ein «Alphatier» geworden. Ein Transfer nach Bern oder Zürich hätte ihm noch mehr Geld einbringen - aber auch seine Karriere knicken können.
3. Fribourg-Gottéron steht als Beispiel dafür, dass es möglich ist, in einem realtiv kleinen Wirtschaftsraum erfolgreich ein Sportunternehmen zu betreiben. Aber alle schönen Worte des Präsidenten und seiner Helfer bei Sponsoren verhallen ungehört, wenn es nicht gelingt, den besten eigenen Spieler zu halten. Für das Unternehmen Gottéron ist Sprungers Vertragsunterschrift Überlebenswichtig.
Zum Schluss stellt sich die Frage: Ist Sprunger sein Geld wert? Insider schätzen den Wert seines Vierjahresvertrags auf rund zwei Millionen Franken. Nun, er ist das Geld wert. Es war Sprunger, der mit seinen Toren vor zwei Jahren den SC Bern im Playoff-Viertelfinale in die Ferien schickte. Dieser Erfolg ist heute, im Rückblick, die Initialzündung für die wundersame Entwicklung des Sportunternehmens Fribourg-Gottéron SA. Ohne den Triumph über Bern hätte es im letzten Frühjahr auch das Wunder gegen die ZSC Lions nicht gegeben. Sprunger hat mit seinen Toren dazu beigetragen, dass die Sponsoren an Gottéron glauben und diese Saison (fast) immer vor ausverkauftem Haus gespielt wird.
Ein Fragezeichen durch die Verletzung
Natürlich gibt es ein Fragezeichen. Sprunger hat sich beim letzten WM-Spiel in Bern gegen die USA schwere Kopf- und Nackenverletzungen zugezogen und spielt seither noch nicht ganz sein bestes Eishockey. In 21 Spielen hat er diese Saison 19 Punkte produziert (6 Tore, 13 Assists), Letzte Saison erzielte er mit 25 Toren und 21 Assists in 47 Qualifikationspartien und mit 6 Toren und 4 Assists in 10 Playoffspielen persönliche Bestleistungen.
Diese Werte kann er wieder erreichen. Wenn er dem Erwartungsdruck standhält. Sicher ist: Beim HC Fribourg-Gottéron, in seiner vertrauten Umgebung, wird er mit diesem Druck besser fertig. Die Gefahr eines Scheiterns in Zürich und in Bern war riesengross.