Ex-Nati-Spieler warnt«Pass in Polen auf deinen Laptop auf!»
Während unserem Sportchef geraten wird, auf seinen Computer achtzugeben und nicht mit dem Nachtzug zu fahren, hat Warschaus Polizei grössere Sorgen: Die Russen kommen.
Auf gehts nach Warschau! Per Zufall treffe ich am Flughafen in Zürich Ludovic Magnin. Nein, an die Euro fliegt er nicht. «Nach London», sagt der ehemalige Nati-Spieler. Eine private Reise. Dann sieht der Verteidiger meinen Rechner nach der Sicherheitskontrolle: «Pass in Polen auf deinen Laptop auf», grinst er. Wenig später sitze ich im Flugzeug neben einem polnischen Geschäftsmann. Bevor ich etwas sagen kann, seufzt er: «Es ist schade, dass die Leute ein schlechtes Bild von Polen haben.» Es gebe nicht viel Grund zur Beunruhigung. Eines rät er mir dennoch: «Fahr wenn möglich nicht mit dem Nachtzug, dort wird oft geklaut.»
Beide Warnungen sind mir – auch wenn in diesen zwei Fällen mit einem Schmunzeln erzählt – nicht neu. Doch statt Kleinkriminelle treffe ich am ersten Tag vor allem auf extrem hilfsbereite und freundliche Polen. Mein Sitznachbar im Flugzeug sucht mir die Highlights von Warschau und Gdansk gleich auf seinem Smartphone mit Wegbeschrieb zusammen und rechnet mir den Maximalpreis für das Taxi vom Flughafen zu meinem Hostel aus. Der Taxifahrer erklärt auf Polnisch die ganze Stadt - was ich natürlich nicht verstehe. Hostelbesitzer, Sicherheitspersonal und Leute auf der Strasse bieten ungefragt ihre Hilfe an.
Gibt's den russischen Marsch durch Warschau?
Meine Bedenken um den Laptop scheinen nichtig. Vor allem im Vergleich zu dem, was die Sicherheitskräfte in Warschau belastet: Das Spiel gegen Russland am 12. Juni. Tausende Russen wollen dann durch die Hauptstadt zum Stadion ziehen und «Vorwärts Russland» singen – im dümmsten Fall mit einer alten Sowjetfahne an der Spitze des Umzugs. Kennt man die Besatzungsgeschichte Polens durch die Russen im letzten Jahrhundert, ist klar: Das wird hier kaum goutiert.
Wie mir die Einheimischen berichten, verhandle die Polizei von Warschau daher in den nächsten Tagen mit den russischen Fansprechern, um das Schlimmste zu verhindern. Der Marsch dürfte trotzdem stattfinden. Ivan Kuznetsov, Sprecher der russischen Fanorganisationen sagte im «Super Express»: «Der Marsch ist Tradition und wird normalerweise von Trommeln und Gesängen begleitet.» Aber eine politische Botschaft dementiert er vehement: «Sport und Politik sollten nicht vermischt werden.»
30 000 Russen erwartet
Die Stadt Warschau hat derweil gemäss Reuters schon signalisiert, dass eine Bewilligungsanfrage für den Marsch nicht abgelehnt würde. Bisher sei jedoch kein entsprechendes Gesuch eingegangen. Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz versucht am Tag des Eröffnungsspiel den Ball flach zu halten und will sich noch nicht mit dem Russland-Spiel beschäftigen: «Heute fokussieren wir auf Polen - Griechenland. Danach können wir über das nächste Spiel sprechen.» Während der Euro 2012 werden rund 30 000 Russen in der polnischen Hauptstadt erwartet. Juliusz Gluski, der Mediensprecher der Euro für Polen, antwortet auf die Frage, ob das Spiel der beiden Nachbarstaaten spezielle Sicherheitsvorkehrungen haben werde: «Für uns sind alle Spiele der Euro speziell. Egal, wer gegen wen spielt.»
Einen kleinen Vorgeschmack auf die erwartete «Russen-Invasion» erlebe ich schon am Tag vor der Eröffnung. Auf einer Pferdekutsche lassen sich vier russische Fans durch die Nowy Swiat, eine der meistbesuchten Strassen Warschaus mit unzähligen Strassenrestaurants, ziehen. Sie halten während der gesamten Fahrt die russische Flagge der Menge entgegen. Es bleibt alles friedlich. Hoffentlich ists dann auch am 12. Juni so.
Unterwegs und kein Fernseher in Sicht? Kein Problem:
Mit TV Screen von 20 Minuten Online werden iPhone und iPad zur mobilen Flimmerkiste, 40 Live-Sender und Recording inklusive.
So gehts:
1. «App Store» auswählen
2. Nach «TV Screen» suchen
3. Installieren
Die App kostet 6 Franken.
Das Jahresabo gibt es für 40 Franken.