«Dann sollen die Klubs halt vor Gericht gehen»

Aktualisiert

René Fasel«Dann sollen die Klubs halt vor Gericht gehen»

IIHF-Präsident René Fasel erklärt exklusiv auf 20 Minuten Online, warum die Champions Hockey League gescheitert ist. Er verrät auch, warum die ZSC Lions gute Chancen haben, noch einmal um den Victoria Cup spielen zu können.

Klaus Zaugg
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Klaus Zaugg
René Fasel. Der IIHF-Präsident konnte mit den europäischen Eishockey-Ligen keine Einigung erzielen. (Bild: Keystone)

René Fasel. Der IIHF-Präsident konnte mit den europäischen Eishockey-Ligen keine Einigung erzielen. (Bild: Keystone)

20 Minuten Online: Woran ist die Champions Hockey League gescheitert?

René Fasel: Die Klubs wollten nicht. Vier von sieben europäischen Ligen haben unseren Vorschlag abgelehnt.

Wer war dafür, wer dagegen?

Die Slowaken, die Russen und die Deutschen wollten mitmachen. Die Schweden, die Finnen, die Tschechen und die Schweizer wollten nicht.

Warum nicht?

Es gibt verschiedene Gründe. Unter anderem ist die langfristige Verpflichtung auf neun Jahre nicht akzeptiert worden. Aber Investoren sind nur bereit einzusteigen, wenn eine gewisse Möglichkeit besteht, dass sich die Investitionen bezahlt machen. Und dafür braucht es Kontinuität.

Unsere National League war also auch dagegen?

Ja.

Was passiert nun mit den Entschädigungen an die Klubs für die abgesagte letzte Champions Hockey League?

Die fällt dahin. Die Entschädigung war Teil unseres Vorschlages, der jetzt abgelehnt worden ist.

Die Klubvertreter haben mehrmals angekündigt, notfalls vor dem Internationalen Sportgericht in Lausanne die Entschädigung einzufordern.

Dann sollen die Klubs halt vor Gericht gehen. Wenn die Klubs Geld wollen, dann müssen sie vor das internationale Sportgericht gehen.

Die IIHF zahlt freiwillig nichts?

Nein, nichts.

Gibt es in einem Jahr einen neuen Versuch mit der Champions Hockey League?

Man soll niemals nie sagen. Aber ich glaube im Moment nicht daran und ich bin sehr enttäuscht. Wir hatten Investoren, die bereit waren, für drei Jahre 15 Millionen zu garantieren und die Ligen wollten nicht. Nun haben wir den Stecker rausgezogen.

Was passiert mit dem Victoria Cup?

Wir sind daran interessiert, den Victoria Cup weiterhin jedes Jahr zu vergeben.

Welche europäische Mannschaft tritt gegen den NHL-Herausforderer an?

Das ist noch offen.

Müssten nicht die ZSC Lions als Titelverteidiger nochmals eine Chance bekommen?

Doch. Denn die Möglichkeit einer Titelverteidigung macht ja auch gegenüber den Fans Sinn. Wenn wir wieder um den Victoria Cup spielen, dann ist die Chance deshalb gross, dass die ZSC Lions wieder dabei sind. Ein einziges Spiel in Zürich ist allerdings nicht realistisch. Denn ein solches Spiel kostet rund zwei Millionen und diese Kosten können wir in der Schweiz nicht wieder einspielen. Denkbar ist die Vergabe des Victoria Cups in Turnierform in einer europäischen Stadt, in der wir bessere Einnahmemöglichkeiten haben. An diesem Turnier würden die ZSC Lions teilnehmen.

Spielen die ZSC Lions nochmals um den Victoria Cup?

Die ZSC Lions haben guten Chancen, im Herbst noch einmal um den Victoria Cup zu spielen. René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockey Verbandes (IIHF) bestätigte gegenüber 20 Minuten Online, dass die IIHF bestreibt ist, den Victoria Cup auch nach der Absage der Champions Hockey League auszutragen. Gemäss Fasel sei aber eine Austragung in nur einem Spiel wie bisher nicht realistisch. «Die Kosten für ein einziges Spiel mit einer NHL-Mannschaft liegen bei zwei Millionen. Das können wir kaum wieder einspielen und schon gar nicht in Zürich.» Laut Fasel sei deshalb vorgesehen, den Victoria Cup in Turnierform zu vergeben. «Wir denken an eine Austragung in einer europäischen Eishockeystadt. Zu diesem Turnier würden die ZSC Lions dann eingeladen. Denn die Möglichkeit einer Titelverteidigung ist ja auch im Interesse des Publikums.»

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