Muller zu sehr Kumpel?«Dieser Analyse kann ich nicht zustimmen»
ZSC-Geschäftsführer Peter Zahner sagt im Interview mit 20 Minuten Online, warum Trainer Colin Muller gehen musste und was er vom neuen Coach Bengt-Ake Gustafsson erwartet.

Peter Zahner will in eine positive Zukunft blicken.
20 Minuten Online: Nun ist doch zusammengekommen, was zusammenkommen muss.
Peter Zahner: Wie meinen Sie das?
Dieser Trainerwechsel hat sich von allem Anfang an abgezeichnet. Colin Muller war zu sehr Kumpel der Spieler, um den gewünschten Erfolg haben zu können.
Dieser Analyse kann ich nicht zustimmen. Colin Muller war nicht ein Kumpel der Spieler. Er hat einfach die gewünschten Resultate nicht erreicht.
Vielleicht, weil ihn die Spieler nicht ernst genommen haben.
Wie gesagt, das sehe ich nicht so.
Warum ist er dann gescheitert?
Es ist die Summe vieler Details, die schliesslich dazu geführt hat, dass die Entwicklung der Mannschaft in den letzten 16 Spielen nicht die gewünschte Richtung genommen hat.
Die Entlassung von Colin Muller kommt überraschend schnell. Früher hatten die ZSC Lions mit ihren Trainern mehr Geduld.
Ich kann nicht beurteilen, wie es früher war. Fakt ist, dass jetzt ein Drittel der Meisterschaft gespielt und der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist.
Sie glaubten schon eine Weile nicht mehr an ihren Cheftrainer.
Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?
Es war aus den Zwischentönen Ihrer Aussagen der letzten Wochen herauszuhören.
Zwischentöne sind immer eine Interpretation. Ich kann Ihre Behauptung nicht bestätigen.
Aber sie haben ja die Anstellung von Bengt-Ake Gustafsson nicht in den paar Stunden seit der letzten Niederlage gegen die Lakers über die Bühne gebracht. Da sind schon vorher Gespräche gelaufen.
Die Agenten bieten laufend ihre Klienten an und deshalb wussten wir schon lange, dass Bengt-Ake Gustafsson zu haben ist.
Trotzdem, so schnell wird eine Traineranstellung nicht vollzogen.
Ich will hier nicht die letzten 24 Stunden unserer Geschäftstätigkeit rechtfertigen. Sehen wir es doch einfach so: Wir haben den Trainer gewechselt. Punkt. Jetzt schauen wir vorwärts.
Gut, einverstanden. Was erwarten Sie von Bengt-Ake Gustafsson. Sie kennen ihn ja bereits aus Ihrer Tätigkeit als Verbandsdirektor. Damals war Gustafsson Assistent von Nationaltrainer Ralph Krueger.
Ich kenne ihn in der Tat als Assistenztrainer. Er hat sich seither in den letzten Jahren als sehr erfolgreicher Cheftrainer profiliert.
Was erwarten Sie jetzt?
Ich erwarte, dass wir wieder ein Spitzenteam werden. Das heisst einen Platz unter den ersten vier in der Qualifikation und ein Erreichen der Playoffhalbfinals. Das war unsere Zielsetzung schon vor der Saison und ist nach wie vor erreichbar.
Die Mannschaft hat die Substanz, um Meister werden zu können.
Es ist jetzt an der Zeit, dass wir ein wenig Demut zeigen. Es ist nicht angemessen für uns, jetzt das Wort Meisterkandidat im Mund zu führen.
Henryk Gruth wird Assistent
So viel Ruhm und Erfahrung gab es an der Bande eines NLA-Teams noch nie: Henryk Gruth (53) wird vorläufig Assistent des neuen ZSC-Trainer Bengt-Ake Gustafsson (52).
Gruth gilt als bester polnischer Spieler aller Zeiten. Er hat 17 WM-Turniere gespielt und an den Olympischen Spielen von 1980, 84, 88 und 92 teilgenommen und 248 Länderspiele bestritten. Der geniale Verteidiger kam 1985 erstmals als Ausländer zum ZSC und arbeitet heute mit grossem Erfolg in der Nachwuchsorganisation der ZSC/GCK-Lions.
Zum ersten Mal stehen damit zwei Mitglieder aus der Ruhmeshalle des Internationalen Eishockeyverbandes IIHF beim gleichen Team gemeinsam an der Bande. Gustafsson wurde 2003, Gruth 2006 in die «Hall of Fame» der IIHF aufgenommen.
Gruth wird bis auf Weiteres Assistent von Gustafsson. (kza)