«Ich wäre gerne in Langnau geblieben»

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Benjamin Conz«Ich wäre gerne in Langnau geblieben»

Tigers-Goalie Benjamin Conz wechselt zum HC Lugano. Warum hat sich der 19-jährige Torhüter von Servette-Manager Chris McSorley erpressen lassen?

Klaus Zaugg
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Klaus Zaugg
Benjamin Conz wischt sich nächste Saison den Schweiss für Lugano ab. (Bild: Keystone/AP)

Benjamin Conz wischt sich nächste Saison den Schweiss für Lugano ab. (Bild: Keystone/AP)

Er hätte in Langnau bleiben können. Aber Benjamin Conz – er steht noch zwei Jahre bei Servette unter Vertrag - hat sich von Servette-Manager Chris McSorley erpressen lassen. Er wechselt für ein Jahr leihweise nach Lugano. Hätte er den Transfer verweigert, wäre er womöglich nach Genf zurückgerufen und dort hinter Tobias Stephan auf die Ersatzbank verbannt worden. (20 Minuten Online berichtete).

«Ich wäre gerne in Langnau geblieben», bestätigt Conz gegenüber 20 Minuten Online. «Ich habe das ja auch mehrmals öffentlich gesagt.» Warum ist er trotzdem nicht geblieben? Drohte ihm Chris McSorley mit der Servette-Ersatzbank? Der Neffe der Fussball-Legende Jean-Marie Conz sagt dazu diplomatisch: «Ich bin erst 19 und am wichtigsten für mich ist es, in der NLA spielen zu können. Die Situation hat sich lange hingezogen und so entwickelt, dass es für mich die beste Lösung ist, nach Lugano zu gehen.»

Diplomatische Worte des Servette-Managers

Chris McSorley antwortet auf die Frage, ob er Conz mit der Drohung der Ersatzbank in Genf genötigt habe, gegenüber 20 Minuten Online doppeldeutig: «Spieler wollen spielen und Benjamin hat eine Entscheidung gefällt, die es ihm ermöglicht, nächste Saison in der NLA zu spielen. Ich habe sehr grossen Respekt für Benjamin.»

Aber hätte Chris McSorley tatsächlich die Nerven gehabt, Conz nach Genf zurückzuholen und auf die Ersatzbank zu setzen, wenn sich der Goalie geweigert hätte, Langnau zu verlassen und nach Lugano zu wechseln? Hätte es sich für Conz womöglich gelohnt, ein bisschen zu pokern und zum «Lugano-Handel» erst einmal «nein» zu sagen? «Diese Frage stellt sich gar nicht», sagt Chris McSorley. «Weil Benamin nächste Saison in Lugano spielt.»

Wer wird Luganos Nummer 1?

Den frühen Abschluss des «Conz-Handels» mag Luganos Manager Roland Habisreutinger nicht dementieren. «Wenn Chris McSorley das so sagt, dann wird es wohl so sein.» Was wird nun mit Torhüter David Aebischer (33)? Sein Vertrag mit Lugano läuft erst Ende der nächsten Saison aus. «Er bleibt bei uns in Lugano.» Jedenfalls für den Moment, wäre anzufügen. So oder so muss Pasquale Terazzano (21) gehen. Der Vertrag der bisherigen Nummer 2 wird nicht erneuert. Und David Aebischer hat ja Erfahrung als Ersatzgoalie: Während der ausgefallenen NHL-Saison 2004/05 hatte Aebischer in Lugano gespielt. Oder besser: Meistens nicht gespielt. Der damalige Trainer Larry Huras hielt an Ronnie Rüeger (38) als Nummer 1 fest.

Hat Benjamin Conz die Position als Nummer 1 in Lugano vertraglich garantiert? «Nein», sagt Habisreutinger und Conz bestätigt diese Aussage des Lugano-Managers: «Nein, ich habe in meinem Vertrag keinen Passus über meine Position.» Dem wäre beizufügen: Wenn es Benjamin Conz nicht schafft, sich als Nummer eins gegen David Aebischer zu behaupten, dann wird er kein grosser NLA-Goalie.

Wenn bis dahin alle Aussagen ehrlich gemeint waren, dann zum Schluss doch noch eine Behauptung, die angezweifelt werden darf. Chris McSorley sagt, das Geld habe bei der ganzen Sache keine Rolle gespielt. «Wir hätten von Langnau die gleiche Leihsumme bekommen.»

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