«Warum geht Streit eigentlich zum SCB?»

Aktualisiert

Bob Hartley«Warum geht Streit eigentlich zum SCB?»

Mit dem ZSC gewann er den Titel, heute ist Bob Hartley NHL-Trainer – wegen des Lockouts fehlen ihm aber die Spieler. Warum er dennoch viel zu tun hat und wieso er Bern nie vergessen wird.

Klaus Zaugg
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Klaus Zaugg

Im letzten Frühjahr führte Bob Hartley die ZSC Lions zum Meistertitel. Jetzt sitzt er als NHL-Cheftrainer der Calgary Flames wegen des Lockouts sozusagen auf dem Trockenen.

In Nordamerika wird nicht Hockey gespielt. Was machen Sie als NHL-Cheftrainer ohne Mannschaft?

Bob Hartley: Ich fahre trotzdem jeden Tag zum Stadion. Ich bin eben eine Stadion-Ratte («rink rat») und jedem Tag im Trainerbüro. So, als wäre kein Lockout.

Aber die Spieler sind nicht da.

Ja, aber es gibt trotzdem viel zu tun. Ich hatte mit meinen Assistenten das ganze Trainingscamp vorbereitet. Nun werde ich im Trainingscamp unseres Farmteams dabei sein. Und dazu halte ich viele Vorträge, um unser Team zu vermarkten und bin bei Wohltätigkeitsveranstaltungen dabei.

Dürfen Sie mit den Spielern sprechen?

Ich darf mich privat mit meinen Spielern unterhalten. Aber es ist verboten, über den Lockout zu reden. Also über die Auseinandersetzung zwischen der Spielergewerkschaft und der Liga.

Aber genau das beschäftigt die Spieler.

Ja natürlich. Aber es ist verboten.

Haben Sie den Saisonstart der ZSC Lions verfolgt?

Nein, dazu war ich viel zu beschäftigt. Ich kenne nur die Resultate. Und Domenico Pittis trainiert hier bei uns in Calgary und hofft auf einen Vertrag in der Schweiz. Auch Steve McCarthy sucht immer noch einen Job. Das erinnert mich an die Zeit in Zürich.

Soviel ich weiss, sind die Langnauer an Pittis interessiert. Können Sie ihn empfehlen? Ist er gesund und fit?

Oh ja und wie! Er trainiert hier in Calgary jeden Tag auf dem Eis. Warum geht Mark Streit eigentlich nach Bern und nicht nach Zürich?

Das ist eine Entscheidung des Herzens. Und jeder spielt lieber vor 17 000 als vor 7000 Fans.

Das kann ich verstehen. Die Arena in Bern ist einfach unglaublich. Ich vergesse nie wie es war, dort hinter der Spielerbank zu stehen. Wenn du aufblickst, dann siehst Du diese Wand von Zuschauern. Die Energie ist körperlich spürbar, mit der Energie in diesem Stadion könnte man Elektrizität erzeugen und die Lichter anzünden.

Wie beurteilen Sie die Situation in der NHL? Gibt es in den NHL-Stadien auch bald wieder Stimmung?

Ich sitze hier in Calgary und weiss nicht mehr als Sie in der Schweiz. Was an den Meetings besprochen wird, weiss niemand ausser den Direktbeteiligten. Alles, was wir aus den Medien erfahren sind letztlich Vermutungen. Es ist unmöglich eine Prognose zu machen.

Werden Sie vom Teambesitzer in der Sache nicht zu Rate gezogen?

Nein. Ein NHL-Unternehmen hat verschiedene Abteilungen und klare Trennung der Aufgaben. Ich bin als Cheftrainer in der sportlichen Abteilung angestellt und habe mich ausschliesslich um sportliche Belange zu kümmern. Das, was jetzt läuft, ist Sache des Managements und der Anwälte.

Aber Sie kriegen Ihren Lohn?

Ja, der gesamte Trainerstab und ich arbeiten weiter und wir erhalten unseren Lohn. Wir gehören nicht zur Spielergewerkschaft und sind deshalb arbeitsrechtlich vom Lockout nicht betroffen.

Haben die NHL-Coaches keine eigene Gewerkschaft?

Wir haben auch so etwas wie eine Gewerkschaft. Aber keinen Gesamtarbeitsvertrag. Es ist eine lockere Interessengemeinschaft und wir tauschen unsere Erfahrungen aus. Mehr nicht.

Werden Sie in die Schweiz kommen, wenn der Lockout länger dauert?

Ich werde genau verfolgen, was unsere Spieler machen, die nach Europa gehen. Aber voraussichtlich werde ich nicht nach Europa reisen. Es gibt hier viel zu tun. Auch wenn die NHL den Spielbetrieb nicht aufnimmt, gibt es viel Eishockey. Unser Farmteam spielt und in Calgary haben wir unter anderem auch ein Juniorenteam.

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