«Ohne Salärkürzungen geht es nicht»

Aktualisiert

Peter Bossert«Ohne Salärkürzungen geht es nicht»

Klotens Ex-Präsident Peter Bossert will die Flyers retten. Der Task-Force-Präsident sagt, wie er das machen will und wie Präsident Jürg Bircher entmachtet werden kann.

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Klaus Zaugg

20 Minuten Online: Peter Bossert, Sie waren in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren ein Meister der Sportpolitik. Können Sie die Liga dazu bringen, den Kloten Flyers die Lizenz auch bei einem Nachlass oder einem Konkurs zu geben?

Peter Bossert: Nein, das ist ausgeschlossen. Wir haben alles probiert. Jeden juristischen Winkelzug. Beispielsweise auch die Gründung einer Tochtergesellschaft. Die Liga hat uns klipp und klar gesagt: Entweder die AG sanieren oder die Lizenz ist weg.

Und gelingt diese Sanierung?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Weil wir die Zahlen erst am Donnerstag erhalten werden.

Gut, aber Sie haben eine Ahnung. Zehn Millionen sind wohl für die Rettung nötig.

Zehn Millionen bringen wir nicht auf. Aber es ist möglich, dass wir Gläubiger dazu bringen, auch ohne Nachlassverfahren auf ihre Forderungen zu verzichten.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel den aktuellen Präsidenten Jürg Bircher.

Sie müssen Jürg Bircher erst einmal dazu bringen, der Task-Force die Kompetenz für eine Sanierung zu geben.

Da sind wir guter Dinge.

Wie soll das möglich sein?

Jürg Bircher ist Verwaltungsratspräsident der EHC Sport AG. Aber es gibt einen Verwaltungsrat und dort sitzen Mitglieder, die bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten und uns diese Kompetenzen zu geben.

Sie lassen also Jürg Bircher quasi durch den Verwaltungsrat absetzen.

So können wir das sagen.

Aber ist Jürg Bircher nicht Mehrheitsaktionär?

Nein, nicht mehr. Er hält nicht mehr 67 Prozent der Aktien seit er ein Packet an Adrian Fetscherin verkauft hat. Wenn wir die Verteilung der Aktien betrachten, dann sehen wir im Verwaltungsrat eine mögliche Mehrheit gegen Jürg Bircher.

Ist es richtig, dass Jürg Bircher den Kloten Flyers Geld schuldet?

Das ist richtig.

Stimmt es, dass es rund zwei Millionen sind?

Das könnte stimmen.

Dann wird Jürg Bircher gerne mit der Task Force zusammenarbeiten.

Nun, Sie haben schon recht. Wenn er mit uns nicht kooperieren will, dann betreiben wir ihn für diese Forderungen und dann gehen bei ihm die Lichter aus. Ja, wir sind sehr zuversichtlich, dass Jürg Bircher die Macht abgibt, jetzt alles offenlegt und uns die Kompetenz zu einer Sanierung überträgt.

Müssen die Kloten Flyers eigentlich der Revisionsgesellschaft, die über Jahre hinweg alles abgesegnet hat, die Rechnungen bezahlen?

Das ist auch so ein Thema. Diese Rechnungen dürften mehr als 200 000 Franken betragen. Da müssen wir Klartext reden und vielleicht wird auf eine Rechnungsstellung verzichtet.

Dann ist da die leidige Geschichte mit den nicht bezahlten Steuern. Offenbar geht das zurück bis in die Zeiten von Trainer Wladimir Jursinow?

Das ist in der Tat ein leidiges Thema. Wir versuchen auch da eine Lösung zu finden.

Die ausländischen Spieler und Trainer haften für die nicht bezahlten Steuern.

Ja, das ist so. Aber viele spielen schon längst nicht mehr in der Schweiz und vielleicht ist es möglich, dass uns wenigstens diese Steuerforderungen erlassen werden und aus den Büchern gestrichen werden können. Weil diese Forderungen ja höchstwahrscheinlich so oder so nicht mehr eingetrieben werden können.

Wenn ich Sie richtig verstehe, ist Ihre Strategie erst einmal so viele Forderungen wie nur möglich «wegzuverhandeln».

Genau das wollen wir tun. Deshalb ist der erste Schritt erst einmal die offizielle Konstituierung der Task-Force, dann die Aufgabenzuteilung, wer mit wem redet und eine vollständige Offenlegung aller Fakten. Ich denke, am nächsten Dienstag werden wir dazu in der Lage sein, schonungslos aufzuzeigen, wie alles so weit gekommen ist.

Ich vermisse in Ihrer Task-Force einen Namen: Hans-Ulrich Lehmann. Er wollte ja als Retter einsteigen und er ist gemäss «Bilanz» um die 500 Millionen schwer. Er müsste zwingend dabei sein.

Nun ja, da mögen Sie recht haben. Aber Hans-Ulrich Lehmann ist ein erfolgreicher Unternehmer, der es gewohnt ist, Entscheide alleine zu fällen. Er ist kein Teamplayer, der in einer Task Force mitarbeiten könnte.

Also ist er für die Kloten Flyers verloren?

Nein. Wir werden mit ihm reden.

Aber er hat gesagt, dass er nicht in die bestehende EHC Kloten Sport AG investiert.

Das ist in der Tat das Problem. Wir finden offene Ohren, auch bei Sponsoren, wenn wir über Investitionen in die Zukunft reden. Aber niemand will Geld für alte Schulden ausgeben. Aber wir kommen nicht darum herum, die EHC Kloten Sport AG zu sanieren, wenn es weiter gehen soll.

Wie bringen Sie Investoren dazu, doch Geld zu geben?

Nun, die Börse läuft nicht gerade gut und die Banken zahlen kaum mehr Zinsen. Vielleicht ist man ja bereit, uns ein Darlehen zu geben. Sagen wir mal, drei Millionen, zu sechs Prozent von uns verzinst und als Sicherheit die Einnahmen der nächsten drei Jahre aus allen Veranstaltungen in der Kolping Arena.

Immer wieder werden Salärkürzungen der Spieler ein Thema. Sie müssten aus Ihrer langjährigen Erfahrung wissen, dass solche Kürzungen nie gerecht sind und letztlich das Klima in der Mannschaft vergiften.

Aber es geht gar nicht ohne Salärkürzungen. Soweit ich das überblicken kann, sind zuletzt 100 Prozent der Einnahmen für die Spielersaläre aufgebraucht worden. Das geht natürlich nicht. Wenn die Kloten Flyers künftig funktionieren sollen, sollten eigentlich nur 70 Prozent der Einnahmen für die Spielersaläre gebraucht werden.

Das würde heissen, dass die Löhne um 30 Prozent gekürzt werden müssen.

Das wäre der Idealfall. Aber es kann auch gehen, wenn wir etwa 80 Prozent der Einnahmen für die Löhne aufwenden müssen.

Dann sind es immer noch Lohnkürzungen von 20 Prozent.

Ich möchte mich hier nicht auf eine Prozentzahl festlegen. Ich denke, es werden etwa zwei Monatslöhne notwendig sein. Ich muss hier klipp und klar sagen: Die Kosten müssen runter. Und wir müssen in Kauf nehmen, dass halt zwei oder drei Spieler mit gutem Namen gehen. Aber das war auch so, als ich Noch Präsident war. Da mussten wir auch Spieler wie Severin Blindenbacher, Patrick Bärtschi oder Martin Plüss ziehen lassen.

Und bei den anderen bringen Sie eine Salärreduktion durch, ohne das Klima zu vergiften?

Es ist ganz klar: Wenn wir die Saläre reduzieren, dann für alle. Ich sagen: Für alle, auch für die Ausländer.

Wir hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass die Rettung gelingt?

Ich will hier nicht eine Prozentschätzung machen. Ich habe einfach festgestellt, dass es ein überwältigendes Interesse von verschiedensten Kreisen gibt, die Institution Kloten Flyers nicht untergehen zu lassen. Wir versuchen nun, diese Interessen zu bündeln und eine Lösung zu finden. Am 6. Juni, am Tag vor der Liga-Versammlung müssen wir sagen können: Es ist gelungen. Wenn es uns bis dahin nicht gelingt, eine Lösung zu finden, dann ist es vorbei.

Sie haben 1986 mit Arosa den geordneten Rückzug aus der NLA in die 1. Liga orchestriert. Ist ein freiwilliger Abstieg für die Kloten Flyers kein Thema?

Nein, diese Variante ist ausgeschlossen und nicht mehr machbar.

Informationen zum Verein «Kloten Flyers Forever» gibt es hier auch auf Facebook.

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