«Wie ein finsteres Loch»Kloten ächzt unter mehr als 10 Millionen Schulden
Hans-Ulrich Lehmann steigt nicht bei den Kloten Flyers ein. Er sagt 20 Minuten Online, warum, und befürchtet den Beginn des Konkursverfahrens in den nächsten zehn Tagen.
Hans-Ulrich Lehmann hat die Zahlen der Kloten Flyers (EHC Kloten Sport AG) endlich auf dem Tisch. Und er sagt gegenüber 20 Minuten Online, es sei ein Schock gewesen: «Wie ein Blick in ein finsteres Loch.»
Was er da in diesem finsteren Loch gesehen hat, will er nicht öffentlich sagen. Doch inzwischen sind die Zahlen 20 Minuten Online bekannt. Der Jahresverlust der Kloten Flyers aus dem abgelaufenen, per Ende April abgeschlossenen Geschäftsjahr beträgt rund sieben Millionen Franken. Die Gesamtverschuldung des Unternehmens liegt weit über rund 14 Millionen.
Konkursverfahren in den nächsten Tagen?
Eine Sanierung ist nicht mehr möglich, auch eine Nachlassstundung ist unter diesen Voraussetzungen nicht machbar. Hans-Ulrich Lehmann sagt: «Es würde mich nicht überraschen, wenn in den nächsten zehn Tagen das Konkursverfahren beginnt.»
Präsident und Besitzer Jürg Bircher korrigiert diese Zahlen: «Also meiner Meinung nach ist die Verschuldung nicht höher als sieben Millionen.» Und der Jahresverlust? «Hoch, sehr hoch.» Also sieben Millionen? «Wir hatten sehr viele Rückstellungen. Wie gesagt, der Jahresverlust ist sehr hoch. Aber Sie können bohren, wie Sie wollen, ich sage keine Zahlen.»
Gibts einen anderen Investoren?
Folgt nun der Konkurs? Jürg Bircher gibt sich gegenüber 20 Minuten Online kämpferisch: «Daran denke ich gar nicht. Wir besprechen am Mittwoch im Rahmen einer Verwaltungsratssitzung das weitere Vorgehen. Wir haben Gespräche mit möglichen Investoren geführt.» Gibt es also doch noch jemand, der investieren mag? «Wir müssen jetzt abklären, wie was unter welchen Voraussetzungen möglich ist. Wir machen das auch in Absprache mit der Liga.»
Derweil geht Hans-Ulrich Lehmann mit der Revisionsgesellschaft hart ins Gericht. «Es ist nicht nachvollziehbar, dass der tatsächliche finanzielle Zustand des Unternehmens nicht erkannt und die Abschlüsse testiert worden sind.» Stossend sei, dass die Liga den Kloten Flyers jeweils eine Lizenz ausgestellt und damit den Eindruck erweckt habe, alles sei in Ordnung.
Keine Lex Kloten im Konkursfall
Hans-Ulrich Lehmann sagt, er kenne keine Investoren, die bereit seien, unter diesen Voraussetzungen in Kloten einzusteigen. Er bekräftigt jedoch gegenüber 20 Minuten Online, dass er in Kloten einsteigen würde, wenn nach einem Konkurs ein Nachfolgeunternehmen die NLA-Lizenz bekommen würde.
Doch das wird voraussichtlich nicht der Fall sein. Die Wortführer der Liga erklärten gegenüber 20 Minuten Online übereinstimmend, dass es keine Lex Kloten geben werde. Zu gross ist die Angst vor der Präjudizwirkung.
Spieler ab Ende Mai wohl ablösefrei
Die Spieler der Kloten Flyers warten immer noch auf die April-Löhne. So wie es aussieht, können diese Löhne nicht bezahlt werden – und auch die nächsten Löhne auch nicht. Hans-Ulrich Lehmann sagt: «Es ist ganz einfach kein Geld mehr da.»
Am Mittwoch, nach der Rückkehr der Nationalspieler aus Helsinki, werden sich die Spieler treffen und das weitere Vorgehen besprechen. Wenn die Lohnzahlung ausbleibt, braucht es eine Mahnung und wenn dann das Salär ausbleibt, ist der Vertrag nichtig. Per Ende Mai dürften alle Kloten-Spieler ablösefrei zu haben sein. Es sei denn, es finde sich doch noch ein Investor.
Die Liga hofft und will helfen
Das ist die verzweifelte Hoffnung auch der Liga. Liga-Vizemanager und Informationschef Patrick Reber sagt gegenüber 20 Minuten Online: «Wir geben die Hoffnung auf eine Lösung nicht auf und helfen, soweit wir können.» Die Liga hat keine Möglichkeiten, den Kloten Flyers zu helfen – es wäre einfacher, mit einer Giesskanne einen Waldbrand zu löschen.
Wenn die Kloten Flyers (die EHC Kloten Sport AG) Konkurs geht, wird die Lizenz frei und die Liga-Versammlung (also die Klubs der NLA und der NLB) entscheiden dann, ob nächste Saison mit elf NLA-Mannschaften gespielt wird oder ob Klotens NLA-Lizenz ein anderer Klub (zum Beispiel Lausannne) übernehmen kann.