Neuer GeneralEin Pitbull für die Kloten Flyers
Kloten hat einen neuen starken Mann: Wolfgang Schickli, 48, Übername: Pitbull. Für ihn ist auch Trainer Felix Hollenstein nicht gesetzt - trotz laufendem Vertrag.
Vorab zwei Gerüchte und eine Tatsache: Es ist bloss ein Gerücht, dass Klotens designierter neuer Mehrheitsaktionär Philippe Gaydoul den Ex-TV-Journalisten Adi Fetscherin zum Kloten-General machen wollte – im Austausch gegen dessen 30-Prozent-Aktienpaket der EHC Kloten Sport AG. Fetscherin hätte so doch noch einen Nutzen aus seiner verlorenen 750 000-Franken-Investition gezogen. Es ist ebenfalls nur ein Gerücht, dass dieser Fetscherin nun Kommunikations-Direktor bei Fussball-GC werde. Tatsache ist hingegen, dass Gaydoul Wolfgang Schickli zum neuen CEO ernannt hat.
Wolfgang Schickli ist, ähnlich wie SCB-General Marc Lüthi, ein Quereinsteiger ohne Hockey-Stallgeruch. Ein Manager aus dem Gemischtwarenhandel mit einem Faible für Mannschaftssport und ohne emotionale Bindung ans Hockey-Seldwyla.
«Die Aufgabe reizt mich»
Ein langjähriger Weggefährte bezeichnet ihn als «Pitbull, der auch unschickliche Entscheidungen fällt». Der so Charakterisierte sagt, das sei keine schlechte Einschätzung. «Ich bin in der Sache hart und im Umgang mit den Menschen sanft.» Ihm wird zugetraut, dass er aus Klotens Lotterwirtschaft ein Musterunternehmen formt. So wie eben Marc Lüthi, der den SCB aus der Nachlassstundung übernommen und zum profitabelsten Hockeykonzern Europas ausgebaut hat.
Neun Jahre leitete Wolfgang Schickli bei der Valora AG das Buch- und Zeitschriftendepartement, dann ging er für zwei Jahre nach Deutschland (Sortimentsmanager bei Globus). Per 1. Januar 2012 kehrte er in die Schweiz zurück und gönnte sich vorerst eine Denk- und Atempause. Der FC Wallisellen war gerade in Abstiegsgefahr und für den gestressten Manager eine ideale Herausforderung, um auf andere Gedanken zu kommen. Er rettete die Zürcher vor dem Abstieg in die 4. Liga und hat sich soeben mit einem 8:1-Sieg verabschiedet.
Zwei gut dotierte Jobangebote hat Wallisellens ehemaliger Trainer per 1. Juli ausgeschlagen – um eine ganz besondere Herausforderung anzunehmen: Die Kloten Flyers neu zu erfinden. «Ob ich den Job in Kloten auch tatsächlich bekomme, muss sich erst noch weisen. Aber die Aufgabe reizt mich. Deshalb habe ich für das Abenteuer in Kloten auf sichere Jobs verzichtet.»
Schickli in der «Probezeit»
Bis Ende Juni muss Klotens alte Führungscrew (bzw. jene die noch im Amt ist) alle Bedingungen der neuen Investoren Philippe Gaydoul und Thomas Matter erfüllen. In erster Linie geht es darum, die Schulden durch Gläubigerverzichte und Zuwendungen von zehn auf gut drei Millionen zu verringern. Nur dann steigen der Milliardär und sein Millionär nach der Generalversammlung vom 5. Juli ein.
Bis dahin hat Wolfgang Schickli das Mandat, sich in Kloten umzusehen und alles für die Übernahme und einen geordneten Geschäftsgang vorzukehren. Vorerst kann Klotens designierter Hockeygeneral also noch nicht befehlen. Sondern lediglich zuhören, aufgleisen, vorbereiten, Gespräche führen, Kontakte knüpfen und Konzepte ausarbeiten. Er sagt: «Ich befinde mich jetzt sozusagen in der Probezeit für eine spätere Anstellung.»
Hollenstein wie alle andern nur Kandidat
Zurzeit führt der Winterthurer intensive Gespräche – und seine erste «unschickliche Entscheidung» ist die Degradierung von Kultfigur Felix Hollenstein zum gewöhnlichen Kandidaten für den Job eines Cheftrainers. Es schien in Stein gemeisselt, dass der langjährige Assistent von Anders Eldebrink neuer Cheftrainer wird.
Schickli sagt gegenüber 20 Minuten Online lediglich: «Wir haben mit Felix Hollenstein erste Gespräche geführt. Er ist ein Kandidat für den Posten als Cheftrainer.» Er wird dem bisherigen Assistenten in den nächsten Tagen einen neuen Vertrag als Cheftrainer vorlegen. Wenn sich Hollenstein überschätzt und zu grosse Forderungen stellt, dann fliegt er trotz eines weiterlaufenden Vertrags. Zum neuen Kloten, das Schickli erschaffen soll und will, gehört zwar der Respekt vor der Vergangenheit. Aber bezahlt wird nur für Verdienste in der Gegenwart.
«Dann brennt nur noch Licht im Kühlschrank...»
Gespräche führt der geschiedene Vater von drei Kindern auch mit verdienten Spielern wie Michael Liniger (32), Romano Lemm (27), Marcel Jenni (38) und Ronnie Rüeger (39). «Wir wollen uns für die Loyalität bedanken. Und wir möchten unseren Spielern auch Karriere-Chancen nach der Aktivzeit aufzeigen.» Es ist ja denkbar, dass einer auf etwas Lohn in der Gegenwart für eine Jobchance in der Zukunft verzichtet.
Im «Gaydoul-Imperium» gibt es viele berufliche Optionen. So könnte es gelingen, mehr als nur die bereits von allen (auch Hollenstein) schriftlich fixierten 15 Prozent bei den Löhnen zu sparen. Schickli: «Wir wollen eine gesunde Lohnhierarchie.» Können die Löhne von Patrick von Gunten (27) und Roman Wick (27) so zurückgestutzt werden, dass sie in diese neue Hierarchie passen, dann ist es möglich, dass beide bleiben.
Bisher sind das nur Worte. Taten folgen erst nach dem 5. Juli. Der designierte Kloten-General ist zuversichtlich, dass bis dahin alle Bedingungen erfüllt sind und auch der Konkursrichter grünes Licht gibt. Aber er sagt gegenüber 20 Minuten Online auch: «Wenn die Bedingungen nicht erfüllt werden, steigen Philippe Gaydoul und Thomas Matter nicht ein und dann brennt nach dem 5. Juli in Klotens Geschäftsstelle das Licht nur noch im Kühlschrank.»