Champions Hockey LeagueSchweizer Klubs werden ausgeschlossen
Von der Eishockey Champions League im kommenden Herbst sind Schweizer Klubs ausgeschlossen. Grund: Der SC Bern will seine Verbands-Klage nicht zurückziehen.

Die ZSC Lions feierten im Januar 2009 den Sieg in der Champions Hockey League. (Bild: Keystone)
Der Meister und der Qualifikationssieger der besten sieben europäischen Nationen (Russland, Schweden, Finnland, Tschechien, Slowakei, Deutschland und Schweiz) werden zum Wettbewerb eingeladen. Dazu kommt der Titelverteidiger (ZSC Lions) plus der Sieger des diesjährigen Continental Cups (ohne Schweizer Beteiligung).
Der Internationale Eishockeyverband IIHF hat diese neue Champions League mit 16 Klubs vorerst für drei Jahre geplant und investiert in den Wettbewerb insgesamt sechs Millionen Franken. 4,6 Millionen in den Spielbetrieb (Werbung, Schiedsrichter, Organisation) plus 1,4 Millionen als Abfindung für die ausgefallene Champions League der letzten Saison.
So hat es IIHF-Kommunikationsgeneral Szymon Szemberg verkündet. Doch die wichtigste Information hat er verschwiegen: Die Schweizer Klubs sind nicht dabei.
Lüthi will Klage nicht zurückziehen
Der SC Bern hat die IIHF beim internationalen Sportgericht in Lausanne wegen der annullierten Champions League der letzten Saison auf Schadenersatz in der Höhe von etwas mehr als einer Million verklagt. IIHF-Boss Dr. René Fasel sagt gegenüber 20 Minuten Online knallhart: «Wenn der SC Bern diese Klage nicht zurückzieht, dann nehmen die Klubs aus der Schweiz an dieser Champions League nicht teil. Das ist ein unumstösslicher Entscheid unseres Exekutiv-Komitees. Ich habe Marc Lüthi darüber informiert. Eine Antwort habe ich noch nicht bekommen.»
Dafür hat 20 Minuten Online von Lüthi eine Antwort erhalten. «Wir ziehen unsere Klage nicht zurück, wir wollen in dieser Sache ein Gerichtsurteil.» Nehmen Sie dann in Kauf, dass der SC Bern unter Umständen an dieser neuen Champions League nicht teilnehmen kann: «Ja, das nehmen wir in Kauf.» Und wenn es Druck von den anderen Klubs in der Schweiz gibt: «Ich sehe keinen Grund, unsere Klage zurückzuziehen. Ich bin ja noch nicht einmal im Detail über diese neue Champions League informiert.» Das ist allerdings nicht richtig. Dr. René Fasel hat Lüthi letzte Woche telefonisch informiert. «Ach was», sagt Lüthi. «Das war ein höchstens fünfminütiges Telefonat und keineswegs eine ausreichende Information.»
Ein «Arme-Leute-Wettbewerb»
20 Minuten Online hat Dr. René Fasel mit Lüthis Antwort konfrontiert und spontan ist dem höchsten Eishockeyfunktionär und IOC-Mitglied eine Unmutsäusserung entfahren: «Der Lüthi ist ein Mürggel.» Das ist ein nicht böse gemeinter volkstümlicher freiburg- und berndeutscher Ausdruck für eine sture, eigensinnige Persönlichkeit. Fasel stellt dann aber klar: «Es ist wie es ist: Wenn der SCB die Klage nicht zurückzieht, sind die Schweizer Klubs nicht dabei.»
Lüthis Beharrlichkeit hat mit seiner geringen Meinung über die neue Champions League zu tun. Es ist in der Tat ein «Arme-Leute-Wettbewerb»: Die Klubs erhalten keine Prämien und keine Preisgelder. Die einzigen Einnahmen kommen aus dem Eintrittsgeld. Die Reisekosten zu den Auswärtsspielen gehen zu Lasten der Klubs. «Das ist so», bestätigt Dr. Fasel. «Aber die Entschädigungen für TV- und Marketingrechte werden wir an die Klubs weiter geben.»
Zurzeit gibt es allerdings noch keine TV- und Marketingverträge. Dr. Fasel: «Wir werden diese Rechte in einer Ausschreibung vergeben.» Die Aussichten auf Millionenerträge sind gering.
Wird Lüthi dem Druck standhalten?
Die neue Champions League im Eishockey startet erst im nächsten Herbst. Bis dahin dürfte auch der Streit in dieser oder jener Form beigelegt sein. Oder wie es Dr. René Fasel, nochmals angesprochen auf den Konflikt mit dem SC Bern bzw. mit SCB-General Marc Lüthi, sagt: «Es fliesst bis im nächsten Herbst noch viel Wasser durch die Saane herunter...»
Fasel ist ein schlauer Diplomat und er weiss zu genau: Eher früher oder später wird Lüthi unter dem Druck unseres Verbandes und der Liga klammheimlich seine Klage zurückziehen.