FinanzproblemeEklat bei den Kloten Flyers
Der designierte Kloten-Präsident Adrian Fetscherin wirft den Bettel bereits wieder hin. Er fühlt sich vom Noch-Boss Jürg Bircher über den Tisch gezogen und fordert Geld zurück. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

Anfang Februar war die Welt bei Adrian Fetscherin (l.) und Jürg Bircher noch in Ordnung. (Bild: Keystone)
Knall in Kloten: Adrian Fetscherin steigt gemäss Medienberichten einen halben Monat vor Amtsantritt als Geschäftsführer der Flyers aus. Am 10. Februar war Fetscherin in Kloten als neuer Geschäftsführer und als Delegierter des Verwaltungsrates per 1. Mai präsentiert worden. In einer zweiten Phase – so das Vorhaben – sollte der 37-jährige Zürcher vom aktuellen Präsidenten Jürg Bircher per Mitte 2013 die Aktienmehrheit und das Präsidium übernehmen.
Daraus wird jedoch nichts. Fetscherin fühlt sich gemäss einem Bericht der «NZZ» von Bircher getäuscht und erhebt schwere Vorwürfe. Bircher habe ihm wichtige Informationen vorenthalten.
Mehrere Lohnlisten im Umlauf
Gemäss der Zeitung ist Fetscherin auf unterschiedliche Lohnlisten gestossen. Zudem sollen private Darlehen von zwei Verwaltungsratsmitgliedern in Höhe von mehreren Millionen Franken nicht einmal in den Büchern stehen. Gemäss der «NZZ» löste Fetscherin die Vereinbarung mit Bircher per eingeschriebenem Brief, datiert vom 13. April, auf und forderte den Präsidenten gleichzeitig auf, ihm bis am vergangenen Montagabend die getätigte Investition zurückzuzahlen.
Bei der Präsentation Fetscherins Anfang Februar hatte es den Anschein, die Zukunft in Kloten sei langfristig gesichert. Bircher erklärte damals, Fetscherin werde einen nahezu schuldenfreien Klub übernehmen können. Die Gegenwart sieht jedoch anders aus: Die Löhne für den Monat März wurden mit knapp zweiwöchiger Verspätung überwiesen. Anfang April wurde überdies bekannt, dass die EHC Kloten Sport AG die Spielberechtigung für die kommende Saison als einziger NLA-Klub nur mit Auflagen erhielt.
In einer persönlichen Stellungnahme signalisierte Fetscherin unter anderen Voraussetzungen weiterhin Interesse an einem Engagement in Kloten. «Ich und namhafte Geldgeber sind nach wie vor bereit, die Kloten Flyers im Falle eines Konkurses zu übernehmen und mit einer Politik der Vernunft, Demut und Bescheidenheit und der ehrlichen, transparenten Kommunikation wieder an sichere Ufer zu führen.»
Bircher rechtfertigt sich
Bircher wies die Vorwürfe zurück. Man habe Fetscherin die Zahlen offen gelegt. Es gebe weder eine doppelte Buchhaltung noch Spieler, die nicht auf der Lohnliste stehen, so der Kloten-Boss gegenüber Radio DRS. Er habe gewusst, auf was er sich einlasse: «Man kauft ja nicht einfach so einen Klub», sagte Bircher weiter. An einer Schlammschlacht habe er kein Interesse. Am Donnerstag will der amtierende Kloten-Präsident weiter informieren. (si)
Fetscherins persönliche Stellungnahme im Wortlaut
Nachdem mir VR-Präsident Jürg Bircher den wahren Zustand der Kloten Flyers wohl ganz bewusst verschwiegen und wichtige Informationen vorenthalten hat, habe ich mich entschieden, den mit seiner Firma JUBE Holding AG ausgehandelten Vertrag vom 10. Februar 2012 per sofort zu kündigen. Der Vertrag sah vor, ab 1. Mai 2012 die Geschäftsführung und nach der Aktionärs-GV 2013 auch das Verwaltungsratspräsidium der EHC Kloten Sport AG zu übernehmen.
Die bewusste Irreführung durch Jürg Bircher mit Täuschungen, Lügen, Falsch- und Fehlinformationen kann ich nicht länger tolerieren. Sie sind auch keine Basis, um die Kloten Flyers nachhaltig sanieren und in der NLA-Spitzengruppe halten zu können. Mit der Kündigung des Vertrages und der Zusatzvereinbarung habe ich auch die komplette Rückzahlung für das bereits erworbene Aktienpaket bis Montag, 16. April 2012, 12 Uhr, gefordert. Diese Frist ist ungenutzt verstrichen.
Die JUBE Holding AG hält 63 Prozent der Aktien der EHC Kloten Sport AG. Die Anzeichen mehren sich, dass Birchers Firma in grossen, finanziellen Schwierigkeiten steckt und ihren Zahlungsverpflichtungen nur bedingt nachkommen kann. Aufgrund der Verflechtung und Abhängigkeit von der JUBE Holding AG ist deshalb auch die Existenz der Kloten Flyers nach meiner persönlichen Beurteilung in akuter Gefahr.
Ich und namhafte Geldgeber sind nach wie vor bereit, die Kloten Flyers im Falle eines Konkurses zu übernehmen und mit einer Politik der Vernunft, Demut, Bescheidenheit und der ehrlichen, transparenten Kommunikation wieder an sichere Ufer zu führen. Eine Rückkehr zu jenen Tugenden also, die diesen Klub in der ganzen Schweiz derart populär und sympathisch gemacht haben.