Der grosse Irrtum der Kloten Flyers

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«Time-Out» mit Klaus ZauggDer grosse Irrtum der Kloten Flyers

Die Kloten Flyers möchten nächste Saison (noch) besser werden. Die Massnahmen, die sie getroffen haben, helfen dabei nicht. Ganz im Gegenteil.

Klaus Zaugg
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Klaus Zaugg
Enttäuschte Spieler der Kloten Flyers nach dem Playoff-Out. (Bild: Keystone)

Enttäuschte Spieler der Kloten Flyers nach dem Playoff-Out. (Bild: Keystone)

Das ruhmlose Ausscheiden im Halbfinale gegen den SC Bern (0:4) hat bei den Kloten Flyers Konsequenzen. Drei Schweizer Spieler und zwei Ausländer werden trotz weiter laufenden Verträgen ausgemustert: Frédéric Rothen, Michel Zeiter und Yves Müller. Bei Saisonbeginn im Herbst werden von den sechs ausländischen Arbeitnehmern, die einen Vertrag für nächste Saison haben (Hamr, Dupont, Rintanen, Santala, Forrest, Bell) zwei nicht mehr dabei sein.

Präsident Jürg Bicher ist ehrgeizig. Es ist logisch und richtig, dass er nach dem enttäuschenden Saisonfinale Massnahmen ergriffen hat. Das Ausmustern von Spielern ist ein beliebtes und auf den ersten Blick wirksames Mittel zur Förderung der Leistungskultur Aber es nützt in diesem Falle wenig.

Ein zu braves Trainerduo?

Die Kloten Flyers haben im Frühjahr 2009 auf eigenem Eis im siebten Finalspiel den Titel verschenkt und sie waren in den Playoffs 2010 nicht dazu in der Lage, gegen den SC Bern ihr enormes Potenzial umzusetzen. Sie hatten zuwenig Biss.

Trainer Anders Eldebrink und sein Assistent Felix Hollenstein haben vieles richtig gemacht. Aber sie sind ganz offensichtlich nicht dazu in der Lage, die Kräfte der Spieler im entscheidenden Augenblick zu mobilisieren. Beide sind keine Bandengeneräle wie Chris McSorley, Arno Del Curto, Larry Huras oder Doug Shedden. Es ist offensichtlich: Die Kloten Flyers haben ein Führungsproblem.

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie die Mentalität einer Mannschaft verändert und die Leistungskultur verbessert werden kann. Entweder wird die Führung oder es werden einzelne Spieler gefeuert. Die einfachste Lösung ist ein Trainerwechsel. Aus Erfahrung wissen wir, dass eine solche Massnahme in der Regel nur kurzfristig hilft, dass aber längerfristig die Probleme bleiben.

Die falschen Spieler werden entlassen

Birchers Ansatz, die Trainer zu behalten und Spieler auszuwechseln ist also nicht falsch. Aber diese Massnahme ist nur dann wirkungsvoll, wenn die richtigen Spieler weggeschickt werden. Die Mentalität verändert sich nur, wenn neue Alphatiere die alten Alphatiere ersetzen. Aber Leitwölfe mit Schweizer Pässen sind teuer und schwer zu bekommen. Und sie sind meistens im Unternehmen und im Umfeld so stark vernetzt und haben auf und neben dem Eis so viel Einfluss, dass sie bei einer Krisenbewältigung (fast) immer ungeschoren davonkommen. Deshalb werden Beta- oder sogar nur Gamma-Tiere gefeuert. So wie jetzt bei den Kloten Flyers. Aber auch das gibt ordentlich Polemik, Lärm in den Medien und Geldgeber und Fans sind zufrieden, weil etwas getan worden ist. Aber am Ende des Tages bleibt alles so, wie es war.

Um es salopp zu formulieren: Die Leistungskultur der Kloten Flyers verändert sich durch die Abgänge von Frédéric Rothen, Michel Zeiter und Yves Müller nicht stark. Ein umstürzendes Velo in Peking hat ungefähr gleich viel Einfluss auf das Wesen und Wirken der Mannschaft. Eine Wirkung hätte höchstens die Verpflichtung von vier neuen und erstklassigen Ausländern. Doch das ist ganz einfach viel zu teuer.

Trainerduo müsste gehen

Es gibt noch eine Möglichkeit, die Mentalität in Kloten zu verändern. Eine Massnahme, die weniger kosten würde als die Ausmusterung von Rothen, Zeiter und Müller. Es ist eine Massnahme, die das Dorf in Aufruhr versetzen und das Unternehmen nachhaltig verändern würde. Die Trennung von Anders Eldebrink und Felix Hollenstein und die Verpflichtung eines neuen Cheftrainers der noch keine Beziehungen zu den Kloten Flyers hat und einen Assistenten seiner Wahl mitbringen darf. Ich stelle hier nicht die fachliche Kompetenz und die Erfahrung oder gar die Berufseinstellung von Eldebrink und Hollenstein in Frage. Ganz im Gegenteil. Alles untadelig. Aber beide sind viel zu stark im Unternehmen vernetzt. Sie geniessen als Symbolfiguren der Jahren des grossen Ruhmes mit vier Titeln (1993 bis 96) Kultstatus. Bösartiger formuliert: Sie sind ein Teil des Klotener Filzes geworden.

Hollenstein und Eldebrink wären exzellente Botschafter der Flyers. Aber als wichtigste Führungspersonen im sportlichen Bereich, wo ausschliesslich Leistung und nichts als Leistung die Entscheidungsgrundlage sein darf, wo es keine Rücksicht auf Beziehungen und Freundschaften geben darf.

Die Frage sei aber auch erlaubt: Müssen denn die Kloten Flyers überhaupt Meisterkandidat sein? Wäre es nicht auch möglich, sich erfolgreich als Ausbildungsklub und Alternative zu den «Geldunternehmen» ZSC Lions und SC Bern zu positionieren? Wenn die Antwort auf diese Frage «Ja» lautet, dann wäre es nicht notwendig gewesen, Frédéric Rothen, Yves Müller und Michel Zeiter auszumustern.

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