Tragische SchicksaleDiese Sportler starben bei Flugzeug-Crashs
Der Flugzeugabsturz von Jaroslawl ist nicht die erste Katastrophe dieser Art. Schon mehrfach sind Mannschaften - und auch Einzelsportler - Opfer von Flugunfällen geworden.
Mit einem Schlag ist am Mittwoch in Russland das KHL-Team von Lokomotiv Jaroslawl ausgelöscht worden. Bei einem Flugzeugabsturz überlebte lediglich ein Spieler. Ein Schicksal, dass das Eishockey-Team mit einigen anderen Sportmannschaften teilt.
Die Mannschaft des AC Torino (nicht zu verwechseln mit Juventus) stürzt am 4. Mai 1949, einem Mittwoch, um 17.05 Uhr in einem Vorort östlich von Turin ab. Nach einem Spiel gegen Benfica Lissabon befindet sich der italienische Meister in einer Chartermaschine auf der Rückreise. Beim Landeanflug auf Turin streift das Flugzeug mit seiner Tragfläche den Kirchturm auf dem Superga-Hügel. Der Flügel reisst ab, das Flugzeug stürzt in den Hof der Kirche und geht in Flammen auf. 31 Menschen verlieren ihr Leben, davon 18 Spieler.
Die Maschine war am Morgen in Lissabon gestartet. Nach einer Zwischenlandung in Barcelona nahm das Flugzeug (eine Fiat G212) Kurs Richtung Genua und dann Turin und geriet in ein Gewitter, tief hängende Wolken und Nebel mit Sichtweiten von zeitweise 40 Metern. Vermutlich war ein defekter Höhenmesser die Ursache für die Katastrophe. Viele Angehörige hatten die Mannschaft am Flughafen erwartet und konnten den Absturz beobachten. Zehntausende eilten nach Bekanntwerden der Tragödie an die Unglücksstelle. Am Trauerzug nahmen später mehr als 500 000 Menschen teil.
Der Untergang des «Grande Torino»
Italien verlor nicht nur sein bestes Klubteam («Grande Torino»), die Meisterelf von 1946, 1947 und 1948. Sondern auch die halbe Nationalmannschaft, die damals noch Weltmeister war. Zum Zeitpunkt des Unglücks führte Torino die Meisterschaft vier Runden vor Schluss mit vier Punkten an. Die Mannschaft wurde vorzeitig zum Meister von 1949 erklärt, die Meisterschaft wurde jedoch zu Ende gespielt. Die Turiner traten mit einer Juniorenmannschaft an und entgegenkommenderweise nominierten die Gegner auch die Nachwuchsteams. Es sollte der letzte Titel bis 1976 sein. 1993 gelingt mit dem Cupsieg der letzte Erfolg und heute gehört das Team nach sportlichen und wirtschaftlichen Krisen (80 Millionen Schulden) nicht mehr der höchsten Spielklasse an. Auch die Nationalmannschaft, die 1934 und 1938 den WM-Titel geholt hatte, brauchte Jahrzehnte, um sich von der Katastrophe von Turin zu erholen. Erst 1970 erreicht Italien wieder das WM-Finale.
Das Unglück der «Busby-Babes»
Am 6. Februar 1958 landet um 14.21 Uhr eine zweimotorige Maschine der British European Airline in München-Riem - die Zwischenstation des Englischen Fussballmeisters Manchester United, der einen Tag zuvor in Belgrad mit einem 3:3 das Europacup-Halbfinale erreicht hat. Um 15.00 Uhr soll es weiter gehen. Die Maschine wird aufgetankt. Zweimal wird der Start wegen technischen Problemen abgebrochen. 16.04 dann der Start bei leichtem Schneetreiben. Doch das Flugzeug hebt nicht ab, rast durch einen Maschendrahtzaun am Ende der Rollbahn, prallt auf ein Haus, explodiert und geht in Flammen auf. Von 44 Insassen können 23 nur noch tot geborgen werden, darunter sieben Spieler. Als Unfallursache gilt die schneebedeckte Startpiste: Das Flugzeug erreicht nicht die Geschwindigkeit zum Abheben. Der überlebende Pilot James Thain wird eingeklagt und nach vielen Prozessen 1968 freigesprochen.
Eine Stunde nach dem Unglück ringen Professor Georg Maurer und weitere 40 Chirurgen um das Leben der Verletzten. Trainer Matt Busby, der dieses Team («Busby-Babes») aufgebaut hatte, überlebt, nachdem er im Krankenhaus zweimal die letzte Ölung erhalten hatte. Vierzehn Tage später erliegt Duncan Edwards seinen schweren Verletzungen. Er gilt bis heute als einer der talentiertesten britischen Spieler aller Zeiten. Mit 21 hatte er bereits 18 Länderspiele bestritten.
Der AC Torino ist an der Katastrophe von 1949 zerbrochen. Manchester United kehrt zurück, die Tragödie von München wird der Beginn einer Legende. Die Offerte, den Meistercup «honoris causa» zu erhalten, lehnen die Briten ab. «The Show must go on.» Schon am 19. Februar, also 13 Tage nach dem Münchner Unglück, wird ein neues Manchester, eine der grössten Mannschaften der Fussballgeschichte geboren. Trainer Matt Busby baut sie um den überlebenden Bobby Charlton auf.
Das «neue» Manchester United
An diesem 19. Februar 1958 wehen die Fahnen im Old Trafford erstmals seit dem Unglück von München nicht mehr auf Halbmast. Bei der Durchsage der Mannschaftsaufstellung ist es totenstill. Dann erscheinen die Spieler um 19.58 Uhr im Ausgang des Kabinentunnels, die «neue» Mannschaft läuft auf den Rasen. Die 60 000 jubeln wie vielleicht vorher und nachher nie mehr. Sheffield wird mit 3:0 aus dem Cup geworfen, Manchester erreicht und verliert den Cupfinal (0:2). 1963 wird der Cup gewonnen, 1965 unter Trainer Busby der 6. von bisher 19 Meistertiteln (Rekord), und genau zehn Jahre nach der Katastrophe von München gewinnt Manchester erstmals den Meistercup (heute Champions League).
Manchester United gilt heute mit einem Marktwert von 1,8 Milliarden Franken und einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde trotz 800 Millionen Franken Schulden als wertvollstes Fussballunternehmen der Welt. Heute noch erinnert am Old Trafford eine Uhr, auf der die Zeit des Unglücks stillsteht, an die Tragödie von München.
Die Kannibalen der Anden
In die Geschichte eingegangen ist auch der Flugzeugabsturz der Uruguayan-Air-Force, Flug 571 am 13. Oktober 1972. Die Maschine der Luftwaffe befindet sich auf dem Weg von Montevideo nach Santiago de Chile, als sie in den Anden auf 4000 Metern Höhe abstürzt. An Bord befindet sich das Team sowie Betreuer und Angehörige der Rugby-Union Mannschaft Old Christian's Club, einer der erfolgreichsten Vereine des Landes. Zwölf der 45 sich an Bord befindenden Personen sterben beim Absturz. Fünf weitere überlebten die erste Nacht bei arktischen Bedingungen von über -30 Grad nicht.
Den Suchtrupps gelingt es nicht, das abgestürzte Flugzeug zu finden. Vor allem, weil die weisse Maschine auf dem Schnee aus der Distanz kaum sichtbar ist. Nach acht Tagen müssen die Überlebenden aus dem Radio vernehmen, dass die Suche nach ihnen eingestellt und sie für tot erklärt wurden. An diesem Tag stirbt eine weitere Person. Ohne die Aussicht gefunden zu werden und ohne die Möglichkeit, die Verletzten ausreichend zu versorgen sowie praktisch ohne Nahrungsmittel ist die Ausgangslage für die Überlebenden des Flugzeugabsturzes prekär. In ihrer Not beginnen die Mitglieder des Rugby-Teams ihre toten Freunde und Bekannten zu essen - sie werden zu Kannibalen, um ihr eigenes Leben zu retten. Die Entscheidung fällt aber keinesfalls leichtfertig, einige Überlebende weigern sich über Tage das Menschenfleisch anzutasten.
Allem Übel nicht genug, überrascht eine Lawine am 31. Oktober die «Gestrandeten» im Schlaf - dabei sterben acht weitere Personen. Eine zweite Lawine verschüttet in jener Nacht das Flugzeugwrack, so dass die Überlebenden zwei Tage lang nicht mehr an die Oberfläche gelangen können.
Einige der Überlebenden begeben sich immer wieder auf Expeditionen, um irgendwie in die Zivilisation zu gelangen und Hilfe anzufordern. Ein schwieriges Unterfangen, das immer wieder scheitert. Fernando Parrado und Roberto Canessa gelingt es Mitte Dezember nach zehn Tagen die Anden zu überwinden. Sie werden von einem chilenischen Hirten gefunden, der sie mit Essen versorgt und Soldaten der chilenischen Armee informiert, die eine Rettungsaktion in die Wege leiteten. Am 22. und 23. Dezember werden schliesslich die 14 restlichen Überlebenden aus den Anden gerettet. Das Unglück wurde mehrfach in Büchern festgehalten und verfilmt.
Welche weiteren Sport-Teams und Einzelsportler Opfer von Flugzeugabstürzen wurden, erfahren Sie in der Bildstrecke oben.