SCB reagiert: Boucher kommt für Leuenberger

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Neuer SCB-CoachSCB reagiert: Boucher kommt für Leuenberger

Der SC Bern holt per sofort Guy Boucher als neuen Trainer. Der Kanadier soll den Meister in die Playoffs führen.

von
Peter Berger

Nach den blamablen Auftritten gegen Lausanne (1:3) und Lugano (0:4) und dem erneuten Fall unter den Strich hat der SCB die Reissleine gezogen. Per sofort trainiert Guy Boucher die Mutzen. Der 42-jährige Kanadier war seit der Entlassung beim NHL-Klub Tampa Bay Lightning im März 2013 ohne Job. Boucher unterschrieb in der Bundesstadt bis Frühjahr 2016.

Boucher ist damit schon der dritte SCB-Trainer in dieser Saison. Lars Leuenberger hatte vor zwei Monaten Antti Törmänen abgelöst. Nun gelangte Leuenberger am Sonntag an die Klubführung. «Lars hat uns mitgeteilt, dass die Mannschaft nochmals einen zusätzlichen Schub braucht», so dessen Bruder, Sportchef Sven Leuenberger. Lars Leuenberger hält fest: «Nicht ich brauche Hilfe, sondern die Mannschaft. Sie hat mir nicht gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg ist.»

CEO Marc Lüthi wollte eigentlich keinen Trainerwechsel mehr: «Mir wäre lieber gewesen, wenn es Lars durchgezogen hätte. Aber wir haben ihm im November eingeräumt, dass er die Reissleine ziehen darf. Ich ziehe den Hut vor ihm. Denn er hat einmal mehr gezeigt, dass es ihm nicht um seine Person, sondern nur um die Organisation geht.»

Leuenberger traf Boucher

Weil Sportchef Sven Leuenberger vergangene Woche in Nordamerika weilte und sich dort auch mit Boucher über ein Engagement für nächste Saison unterhalten hat, war diesmal schnell eine Lösung gefunden. Boucher kommt nun etwas früher, Lars Leuenberger wird wieder Assistent und bleibt das auch nächste Saison. Gary Sheehan bleibt bis Ende Saison zweiter Assistent.

Boucher war bereits im November Kandidat für die Nachfolge von Törmänen gewesen. Damals wurden sich die Parteien jedoch nicht einig – auch weil Boucher einen Vierjahres-Vertrag wollte. Nun muss er den SCB als erste Amtshandlung in die Playoffs führen. Die Mutzen drohen diese zum ersten Mal zu verpassen. «Ich würde kotzen», sagt CEO Lüthi unmissverständlich. «Die Playoffs zu verpassen, wäre für unsere Organisation nicht akzeptabel. Das würde nicht zu unserer Philosophie passen.» Lüthi ist deshalb felsenfest davon überzeugt, dass es Boucher schafft, obwohl ihm jegliche Trainererfahrung in Europa fehlt. Sportchef Leuenberger bezeichnet den neuen Headcoach als «Energiebündel». «Guy ist ein fordernder, junger, aufstrebender Coach.»

Boucher trainierte Crosby

Boucher war 2010 bei den Tampa Bay Lightning Headcoach geworden. Vor seinem ersten NHL-Job trainierte er 2009/10 in der AHL die Hamilton Bullogs und wurde gleich zum AHL-Coach des Jahres gekürt. Ein Jahr zuvor war er in der Québec Major Junior Hockey League als Headcoach der Drummondville Voltigeurs mit der Paul Dumont Trophy als «Persönlichkeit des Jahres» ausgezeichnet worden. In der Juniorenliga hatte Boucher zuvor auch als Assistenzcoach der Rimouski Océanic den heutigen NHL-Superstar Sidney Crosby trainiert.

In seiner kurzen Spielerkarriere absolvierte der Stürmer 1995/96 auch 35 Spiele für Viry in Frankreich. Mehr Europa-Erfahrung hat Boucher nicht vorzuweisen und eine lange Anpassungszeit beim SCB erhält er nicht. Denn CEO Lüthi geht davon aus, dass aus den restlichen sechs Qualifikationspartien «vier oder fünf» gewonnen werden müssen, um den Super-GAU zu verhindern. Heute Montag leitet Boucher in Bern das erste Training, am Freitag steht er im Heimspiel gegen Ambri erstmals an der Bande des SCB.

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