«Der Security-Mann hat mich fast erwürgt»

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Xherdan Shaqiri«Der Security-Mann hat mich fast erwürgt»

Xherdan Shaqiri spricht in einem Interview mit Spox.com über seine Rolle bei Stoke, das bittersüsse Leben bei Inter und wie er fast in Liverpool gelandet wäre.

von
sr
Die Karriere des Xherdan ShaqiriIn der Premier League angekommen: Xherdan Shaqiri kommt nach Startschwierigkeiten bei Stoke City regelmässig zum Einsatz.
Am 11. August 2015 unterschreibt Xherdan Shaqiri bei Stoke City. Die Engländer bezahlen für den Schweizer Nationalspieler rund 18 Millionen Franken.
Am 9. August zeigte sich Xherdan Shaqiri zusammen mit seinem Bruder und Berater Erdin am Match Stoke City gegen Liverpool (0:1). Wochen zuvor hatte er noch sein Veto gegen einen Transfer zu Stoke eingelegt.
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Die Karriere des Xherdan ShaqiriIn der Premier League angekommen: Xherdan Shaqiri kommt nach Startschwierigkeiten bei Stoke City regelmässig zum Einsatz.

Steve Paston

Kurz vor der fussballerisch intensiven Weihnachtszeit in England gibt Xherdan Shaqiri in seinem Haus in Hale, einem Vorort von Manchester, dem Sportportal Spox.com (Teil 1/ Teil 2) ein überraschend offenes Interview.

Xherdan Shaqiri über ...

... die Zeit bei Stoke City: «Die Atmosphäre in Stoke ist unglaublich, die Fans gehören zu den lautesten der Liga. (...) Am Anfang war es in Stoke nicht einfach für mich. Ich musste beissen, um hier richtig anzukommen. Es geht anders zur Sache als in Italien oder Deutschland, auch im Training. (...) Hier ist zwar alles etwas kleiner und ruhiger, aber ich wollte Ruhe und aus dem Rampenlicht. (...) Mir ist wichtig, dem Club zu helfen und ihm Glanz zu geben (...). Ich will auch wieder Champions League spielen, aber ich mache mir keinen Druck. Ob das dann mit Stoke oder einem anderen Verein gelingt, wird man abwarten müssen. Man vergisst dabei, dass ich in einer internen Champions League spiele, weil ich zweimal pro Saison gegen Manchester United, Arsenal, Chelsea, Liverpool und Manchester City antrete.»

... das Verhältnis zu Trainer Mark Hughes: «Hughes ist wie Heynckes ein Gentleman, der aber auch unangenehme Entscheidungen treffen kann, wenn es sein muss. Er war selbst einmal ein grosser Spieler und weiss, was mir guttut und wie er mich behandeln muss. Ich habe dank ihm viele Freiräume. Er kam noch nicht ein einziges Mal zu mir und hat gesagt, ich solle es doch lieber auf diese oder jene Weise probieren. Mir war beim Wechsel zu Stoke das Zwischenmenschliche wichtig. Stoke und der Trainer wollten mich schon, als ich zu Inter gewechselt bin.»

... den zweiten Teil der Saison 2015/16 bei Inter:«Inter hatte mir vor dem Wechsel ein neues Inter versprochen. In der Bundesliga hatte ich schon alles gewonnen. (...) Der Empfang in Mailand war wirklich verrückt. Mich hat der Security-Mann fast erwürgt, weil da so ein Chaos ausgebrochen ist und er offensichtlich den Überblick verloren hatte. (...) Der Lebensstil in Italien war genial, das waren fast die besten sechs Monate meines Lebens. Das Trainingsgelände befand sich in Como, sodass die Schweiz auch nicht weit weg war. Mir hat jedoch der italienische Fussball nicht so gut gefallen. Alles ist sehr langsam, enorm von Taktik geprägt – da war es schwer, meine Explosivität einzubringen. Ich habe einmal während eines Trainings zwei Stunden lang 200 Eckbälle von links und rechts geschossen. Das hatte ich zuvor noch nie erlebt. (...) Mit Trainer Mancini hatte ich aber nie ein Problem.»

... den Vergleich zwischen Inter und Stoke: «Inters Infrastruktur ist eine Schande. Dass ein solch renommierter Verein keinen Weg findet, mehr zu investieren, ist schon enttäuschend. Ernährung, Regeneration, Leistungsanalyse, abwechslungsreiche Trainingseinheiten – England ist einfach professioneller. Wenn ich nur den Rasen vergleiche: In Italien war zwar das Wetter schön, der Rasen aber immer sehr hoch. In England kann es hageln, aber wir trainieren trotzdem auf einem Teppich, der jeden Tag von mehreren Mitarbeitern leidenschaftlich gepflegt wird.»

...den verhinderten Wechsel zu Liverpool: «Ich wollte Bayern München schon im Sommer 2014 unbedingt verlassen und hatte Angebote aus Liverpool und von Atlético Madrid. Ich entschied mich für Liverpool, Brendan Rodgers hatte mich vor der WM auch einige Male angerufen. Das haben mir die Bayern aber untersagt. Es gab dann diverse Gespräche, in denen es auch mal etwas lauter geworden ist. Die Verantwortlichen des FCB glaubten, dass sich die Situation mit den Einsätzen ändern würde – und wir nicht. So ist es dann auch gekommen.»

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