«Ich bin Albaner und kann das nicht ändern»

Aktualisiert

Burim Kukeli«Ich bin Albaner und kann das nicht ändern»

Für Burim Kukeli geht plötzlich alles ganz schnell. Schon im zweiten Länderspiel geht es für den FCZ-Spieler gegen die Schweiz - das Land, in dem er lebt und dem er viel zu verdanken hat.

Eva Tedesco
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Eva Tedesco

Vor drei Monaten hat der albanische Verband erstmals Kontakt mit dem FCZ-Mittelfeldspieler aufgenommen. Damals hatte Burim Kukeli aber lediglich den kosovarischen Pass und musste das albanische Dokument beantragen. Kaum war der Pass da, bot ihn Trainer Giovanni De Biasi für die Nationalmannschaft auf. Letzten Freitag beim 3:1-Sieg gegen Zypern gab Kukeli in Tirana sein Debüt. Vor seiner Ankunft am Montag in Luzern sprach Kukeli mit 20 Minuten Online über das «Heimspiel» der Albaner in der Schweiz.

Pass, Aufgebot, Debüt – Ihre Karriere als albanischer Nationalspieler war ratzfatz lanciert, nicht?

Burim Kukeli: (lacht) Unglaublich. Mir ist kaum Zeit geblieben, alles zu realisieren. Und jetzt bin ich da und kann es gar nicht so richtig geniessen, weil ich mich konzentrieren und Leistung erbringen muss.

Man konnte lesen, dass Sie die Namen Ihrer Mannschaftskollegen durcheinandergebracht haben. Stimmt das?

(lacht wieder) Das stimmt. Ich habe ausser Jahmir Hyka, mit dem ich beim FCL zusammengespielt habe, keinen gekannt.

Haben Sie den Fussball in Ihrer Heimat gar nicht verfolgt?

Vielleicht habe ich mir ab und an mal die Tabelle abgeschaut, aber das wars schon.

Dann können Sie von Glück reden, dass der albanische Verband die Schweizer Liga und Ihre Leistung sehr wohl zur Kenntnis genommen hat?

Das ist so. Ich war trotzdem überrascht, als der albanische Verband vor ungefähr drei Monaten mit mir Kontakt aufgenommen hat. Leider hat es für die Testspiele im Juni nicht gereicht, aber der Trainer wollte mich unbedingt und hat alles möglich gemacht, dass ich für die Nationalmannschaft spielen kann.

Sie sind auch spät in die Super League gestartet und haben erst 2008 einen Profivertrag beim FC Luzern unterschrieben. Sind Sie in allem ein Spätzünder?

Das stimmt, bei mir hat wirklich alles ein bisschen länger gedauert. Deshalb ist die Bezeichnung Spätstarter sicher nicht falsch. Aber es war bei mir halt so und deshalb bin ich jetzt nicht weniger glücklich. So hat eben jeder seinen Moment.

Und am Dienstag treffen Sie nun in Ihrem erst zweiten Länderspiel schon auf die Schweiz. Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie in Luzern erwarten könnte?

Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und habe diesem Land sehr viel zu verdanken. Natürlich ist das ein sehr spezielles Spiel für mich und dann ausgerechnet in Luzern, wo ich viereinhalb Jahre gespielt habe. Es ist mir bewusst, dass es nicht ganz einfach wird, aber ich bin Albaner und kann das nicht ändern. Und ich bin auch glücklich so.

Gökhan Inler, der Schweizer Nati-Captain, freut sich auf ein Wiedersehen mit Ihnen. Beruht dies auf Gegenseitigkeit?

Und wie! Ich freue mich auch auf «Gögi». Wir sind zusammen aufgewachsen und haben bei den Junioren zusammen gespielt. Als mein Aufgebot bekannt war, haben wir miteinander telefoniert. Er hat mir gesagt, wie sehr er sich für mich freut.

War für Sie der Schweizer Pass nie ein Thema?

Das war schon ein Thema, aber irgendwie habe ich ihn nie beantragt.

Auch andere Schweizer wie Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Valon Behrami haben sich für die Schweiz entschieden. Können Sie deren Entscheid nachvollziehen?

Auf jeden Fall und dazu gibt es auch nichts zu sagen. Es gibt x Nationen, wo Secondos spielen. So wie sich die Spieler entschieden haben, war das für sie richtig und das sollte man akzeptieren.

Sie kennen einige Schweizer aus der Liga und wissen aus den Medien sehr viel über die Schweizer Fussballer. Hat Sie Trainer De Biasi schon ausgefragt?

Nein und das ist gar nicht nötig. Auf diesem Niveau gibt es kaum Geheimnisse. Die Verantwortlichen schicken ihre Beobachter aus, man kann sich die Spiele am TV oder DVD ansehen. Zudem ist es wesentlich wichtiger, dass wir uns auf unser Spiel konzentrieren und nicht auf das des Gegners.

Albaniens Start gegen Zypern ist mit dem 3:1-Sieg am Freitag gelungen. Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld sagte, dass der Sieg in dieser Höhe für ihn überraschend kam. Für Sie auch?

Für mich ist dieser Sieg nicht überraschend gekommen. Wir sind mit dem Ziel zu gewinnen in das Spiel gegangen und haben mit viel Herz und Willen gekämpft. Zypern hat aus einer kleinen Chance ein Tor gemacht. Mehr war da nicht.

Was erwarten Sie am Dienstag für ein Spiel?

Die Schweiz ist Favorit. Aber nicht nur in diesem Spiel, sondern allgemein in dieser Gruppe. Uns ist bewusst, dass es ein schwieriges Duell wird. Aber wir gehen mit dem Selbstbewusstsein und der Leidenschaft ins Spiel, dass wir jeden Gruppengegner schlagen können.

Granit Xhaka spricht fast von einem «Auswärtsspiel» in Luzern. Erwarten Sie im Gegenzug fast ein «Heimspiel»?

So viele albanische Fans sind etwas speziell. Viele leben in der Schweiz und wollen die einzigartige Chance nutzen, ihre Nationalmannschaft live zu sehen. Auch meine Familie und einige Freunde werden unter den Zuschauern sein. Denn auch für sie ist das speziell.

Rechnen Sie mit Provokationen gegenüber jenen Schweizern, die sich gegen Albanien und für die Schweizer Nati entschieden haben?

Das denke ich nicht. Und da soll auch keiner was sagen. Wie ich schon zuvor gesagt habe: Jeder kann sich entscheiden, wie er will und das soll man so akzeptieren. Ich hoffe auf einen spannenden, guten und vor allem friedlichen Match.

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