«Kann sein, dass wir provoziert werden»

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Albanische Schweizer«Kann sein, dass wir provoziert werden»

Fünf Schweizer Nationalspieler müssen am Dienstag gegen die Heimatnation ihrer Eltern spielen. Ein emotionsgeladenes Unterfangen für Shaqiri, Xhaka und Co.

Eva Tedesco
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Eva Tedesco

Xherdan Shaqiri kann sich vorstellen, dass es im Spiel gegen Albanien Pfiffe geben wird. Brenzlig könnte es aber erst im Rückspiel werden. (Video: 20 Minuten Online)

Es gibt keine offizielle Zahl, wie viele Albaner tatsächlich in der Schweiz leben. Es sollen rund 200 000 sein. So erstaunt es auch nicht, dass sie im Schweizer Fussball eine gewisse Rolle spielen. Fünf Spieler stehen am Dienstag im WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien in Luzern speziell im Fokus: Valon Behrami, Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Admir Mehmedi und Blerim Dzemaili treten für die Schweiz gegen die Heimatnation ihrer Eltern an.

Behrami ist in Mitrovica im Kosovo geboren, ehe seine Familie 1990 ins Tessin auswanderte. Granit Xhakas Familie ist aus Pristina nach Basel geflüchtet, wo Granit geboren wurde und in Kleinbasel aufwuchs. Xherdan Shaqiri ist in Gjilan, im südöstlichen Kosovo, geboren. Er wohnte mit seiner Familie erst in Augst, dann in Kaiseraugst (AG).

Blerim Dzemaili ist Albaner mit Geburtsort Tetovo, im heutigen Mazedonien. Admir Mehmedi ist ebenfalls Albaner, hat aber wie Dzemaili seine Wurzeln nicht im Kosovo. Mehmedi ist in Gostivar im heutigen Mazedonien geboren und war zwei Jahre alt, als seine Familie nach Bellinzona auswanderte. Heute sind die Mehmedis in Winterthur zuhause.

Kosovo beantragt Aufnahme bei der Fifa

Natürlich wird und wurde im Vorfeld der Partie viel über diese Spieler gesprochen und geschrieben. Zudem ist das Thema seit dem Antrag auf Aufnahme als Fifa-Mitglied zusätzlich aktuell. Seit 2008 ist der Kosovo unabhängig. Die Nationalmannschaft darf bis zur definitiven Aufnahme im Weltfussballverband aber nur Freundschaftsspiele austragen. Als Fifa-Mitglied könnten Spieler wie Shaqiri, Behrami und Co. mit einer Sondergenehmigung eventuell zur kosovarischen Nationalmannschaft wechseln dürfen, obwohl sie schon für die Schweiz gespielt haben. Noch ist aber nichts entschieden.

Xherdan Shaqiri äussert sich zum Startsieg gegen Slowenien in der WM-Qualifikation für Brasilien 2014. (7.9.2012)

Für Behrami ist der Wechsel kein Thema. «Ich habe mich für die Schweiz entschieden und das bleibt so.» Granit Xhaka macht sich über ungelegte Eier keine Gedanken. «Es kann noch drei bis fünf Jahre dauern, bis der Kosovo eine schlagkräftige Nationalmannschaft hat. Wer weiss, was bis dahin noch alles passiert.» Xherdan Shaqiri allerdings gibt zu, dass er sich mit dem Thema noch einmal auseinandersetzen würde, «aber erst, wenn es tatsächlich aktuell wäre».

Gewappnet gegen Pfiffe und Provokationen

Xhaka, Shaqiri und Behrami sind auch gewappnet gegen Albanien, denn sie rechnen mit Pfiffen und Provokationen im Spiel gegen Albanien. «Das wird fast ein Auswärtsspiel. Es kann schon sein, dass wir provoziert werden, aber nicht nur vom Publikum, sondern auch von den gegnerischen Spielern. Aber wird dürfen nicht auf das hören, was die Fans oder der Gegner sagt, sondern zeigen, was wir können. Wenn wir gewinnen, haben wir dann doppelt gewonnen», sagt Xhaka.

Granit Xhaka ist einer von fünf albanischen Schweizern, die in Luzern in der WM-Quali gegen das Heimatland ihrer Eltern antreten. (9.9.2012)

Granit Xhaka vor dem Spiel gegen das Heimatland seiner Eltern. (Video: 20 Minuten Online)

Auch Xhakas ehemaliger Teamkollege beim FCB rechnet mit nicht nur freundlichem Empfang. Shaqiri: «Es kann gut sein, dass es Provokationen gibt und sicher auch, dass der eine oder andere Spieler aggressiver einsteigen wird, aber wir lassen uns nicht nervös machen. Warten wir mal ab, was passiert. Ich glaube eher, dass es im Rückspiel in Albanien brenzliger werden kann.»

Emotional, aber nur bis zum Anpfiff

Auch für Behrami birgt die Begegnung viel Brisanz – aber nur im Vorfeld. «Wenn das Spiel beginnt, wird es ein ganz normales Fussballspiel für mich sein. Und das bedeutet auch, dass ich unbedingt gewinnen will.» Das wollen Xhaka und Shaqiri auch. «Ich freue mich riesig auf das Spiel und ich will unbedingt gewinnen», sagt auch Shaqiri. Wenn er aber ein Tor schiesst, wird er wohl eher nicht jubeln. Die Schweizer Fans würden das wohl verkraften.

Nati-Keeper Diego Benaglio wünscht sich für das WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien viele Schweizer im Stadion in Luzern, ist aber vorbereitet, wenn es nicht so wäre. (9.9.2012)

Nati-Keeper Diego Benaglio ist vorbereitet, falls es in Luzern mehr albanische als Schweizer Zuschauer hätte. (Video: 20 Minuten Online)

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