«Pirmin hat das verdient»

Aktualisiert

Behrami zu Schwegler«Pirmin hat das verdient»

Valon Behrami (27) erhält einen neuen Partner im Nati-Mittelfeld. Der Napoli-Star über Pirmin Schwegler, Raubüberfälle und Titelträume.

von
S. Compagno
Athen

Valon Behrami, am Mittwoch gegen Griechenland spielt nicht Ihr Klubkollege Gökhan Inler an Ihrer Seite, sondern Pirmin Schwegler von Eintracht Frankfurt. Ist das für Sie eine Umstellung?

Nicht wirklich, meine Position bleibt die gleiche. Ich werde auch im Duo mit Pirmin den defensiveren Part übernehmen. Pirmin hat das Aufgebot wirklich verdient. Er spielt im Klub eine ganz starke Saison und er ist ein hervorragender Fussballer, der uns sicher helfen kann.

Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld sagt, dass das zentrale Mittelfeld jene Zone sei, die ihm überhaupt keine Sorgen bereite.

Es ist doch ideal, wenn er eine Auswahl an geeigneten Spielern hat. Namen dürfen keine Rolle spielen, hier geht es nur um den Erfolg der Nationalmannschaft. Hitzfeld hat ja viel ausprobiert, bis die aktuelle Mannschaft stand. Jetzt haben wir mit unserem 4-2-3-1 ein System, in dem wir uns wohl fühlen und in dem jeder weiss, was er zu tun hat.

Seit dem Sommer spielen Sie im Klub wie in der Nati neben Gökhan Inler. Ein Vorteil?

Ganz bestimmt, ein grosser Vorteil sogar. Gökhan kennt meine Qualitäten ganz genau, ich seine. Wenn er sich in die Offensive einschaltet, dann bleibe ich hinten. Gökhan ist ein Spieler, der Bälle fordert. Ich spiele eher abwartend, halte ihm den Rücken frei und versuche Räume für ihn zu schaffen. Natürlich habe auch ich gerne den Ball am Fuss. Aber wenn ich einen Mitspieler mit dieser technischen Qualität neben mir sehe, dann habe ich keinerlei Probleme, für ihn zu arbeiten. Pirmin wird gegen die Griechen in die Inler-Rolle schlüpfen. Die Testpartie ist eine gute Gelegenheit, das zu üben.

Auf dem Platz wirken Sie heute ruhiger, weniger emotional als noch vor einigen Jahren. Haben Sie Ihren Stil bewusst geändert?

(lächelt) Ich bin jetzt auch schon 27 Jahre alt. Heute gelingt es mir besser, meine Emotionen im Griff zu halten, sie auf ein Ziel hin zu kanalisieren. Früher bin ich nur gerannt.

Sie sind heute noch einer der laufstärksten Spieler in der Serie A.

Ja, aber heute laufe ich intelligenter. Ich renne nicht mehr wild in der Gegend herum. Ich habe gelernt, auch mal etwas abzuwarten, früher wollte ich nur den Ball und zwar sofort.

In der Meisterschaft hat Napoli den Rückstand auf Meister Juventus Turin auf drei Punkte verkürzt. Wie sehen Sie das Titelrennen?

Es ist immer noch schwierig. Juventus ist eine Mannschaft, die das Siegen gewohnt ist, das sind wir nicht. In Neapel ist die Gefahr gross, dass man sich zu viel Druck auferlegt.

Hat das auch mit den Fans zu tun?

Ja. Wenn du siegst, ist alles super. Wenn du verlierst, ist alles rabenschwarz. Es gibt kein Dazwischen in Neapel.

Können Sie sich vorstellen, was am Vesuv los wäre, wenn die SSC Napoli nach 1990 wieder Meister würde?

Ab und zu stelle ich mir vor, was abgehen könnte, aber diese Gedanken behalte ich für mich. (Lacht) In der Mannschaft reden wir nicht vom Titel, in Neapel herrscht eh schon genug Druck. Wenn wir ihn selber noch erhöhen, wird es ganz schwierig.

Es gibt auch die weniger schöne Seite an Neapel. Im Herbst wurden Sie im Auto überfallen, es wurde Ihnen eine teure Hublot-Uhr geraubt. Haben Sie sie jemals zurück erhalten?

Nein. (Zeigt auf sein rechtes Handgelenk.) Das hier ist eine andere Uhr. Aber die lasse ich jetzt zu Hause, wenn ich ausgehe.

Haben Sie kein ungutes Gefühl, wenn Sie in die Stadt fahren?

Angst habe ich keine, nein. Mir und meiner Familie gefällt das Leben in Neapel nach wie vor. Es ist schade, dass das mit dem Überfall geschehen ist, aber das kann dir eigentlich überall widerfahren. Zum Glück waren meine Frau und meine Tochter nicht dabei - das ist das einzige Positive an der Geschichte.

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