Fall Sion erreicht die nächste Dimension

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Was macht die Uefa?Fall Sion erreicht die nächste Dimension

Spätestens mit dem Playoff-Spiel der Europa League gegen Celtic Glasgow betrifft der «Fall Sion» auch die Uefa konkret. Möglichkeiten gibt es verschiedene.

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Sion-Präsident Christian Constantin hält die Verbände weiterhin auf Trab.

Sion-Präsident Christian Constantin hält die Verbände weiterhin auf Trab.

Der «Fall Sion» wird in dieser Woche eine neue Dimension erhalten. Spätestens am Donnerstag, wenn die Walliser im Hinspiel der Europa-League-Playoffs bei Celtic Glasgow antreten, wird die Uefa deutlich Position beziehen müssen.

Derzeit ist unmöglich vorauszusagen, wohin der Streit zwischen dem FC Sion und der Fifa um die Transfersperre noch führen wird. Die Swiss Football League wurde von einem Zivilgericht in Martigny gezwungen, die sechs Neuzugänge für den Spielbetrieb zu qualifizieren. Die Fifa und die Uefa haben daraufhin am letzten Mittwoch mit einem Brief an den Schweizerischen Fussballverband reagiert und darin mitgeteilt, dass der Gang vor ein ordentliches Gericht gemäss den Statuten eine Verletzung des Regelwerks darstelle und listete gleich noch die möglichen Konsequenzen auf: Den Ausschluss der Schweizer Nationalmannschaften und Vereine aus den internationalen Wettbewerben. «Zu laufenden Verfahren nehmen wir keine Stellung», antwortete ein Fifa-Sprecher auf die Frage, wie wahrscheinlich eine solche Suspendierung sei.

Belize, Bosnien und Griechenland schon suspendiert

Dass die grossen Fussballverbände vor diesen Schritten nicht zurückschrecken, machte die Fifa erst kürzlich wieder klar. Im Juni sperrte der Weltfussballverband das mittelamerikanische Land Belize. Grund war eine «schwerwiegende staatliche Einmischung». Dank der positiven Entwicklung im «Fall Belize» wurde die Suspendierung allerdings gut 20 Tage später provisorisch wieder aufgehoben. So konnte Belize das Rückspiel der WM-Qualifikation für 2014 gegen Monserrat austragen – und gewann dieses 3:1. Auch Bosnien-Herzegowina (Verbandsstatuten entsprachen nicht der Fifa) und Griechenland (politische Einmischung) wurden in den letzten Jahren vom Weltfussballverband schon kurzzeitig suspendiert.

Wird Sion ausgeschlossen?

Da diese Suspendierungen meist in Zusammenhang mit einer politischen Einmischung stehen, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Uefa nun zu solch drastischen Massnahmen greift. Möglich wäre aber, dass der europäische Verband die sechs Neuzugänge sperrt oder Sion von der Europa League ausschliesst. Dies würde allerdings eine lange Fortsetzung des Streits garantieren, der auf die Verpflichtung des ägyptischen Goalies Essam El Hadary im Februar 2008 zurückgeht. Weil El Hadary damals noch unter Vertrag mit einem Klub stand, wurde Sion mit einem Transferverbot für zwei Perioden bestraft. Während Sions Präsident Christian Constantin darauf besteht, diese Sperre in Raten abgesessen zu haben, ist die FIFA anderer Meinung. Der SFV hofft nun, dass der Internationale Sportgerichtshof CAS demnächst sein letztinstanzliches Urteil abgibt.

Bis dahin befindet sich der SFV in einer äusserst delikaten Situation. Er kann eigentlich nur verlieren, weil er einerseits das Urteil des Zivilgerichts berücksichtigen muss, und anderseits gegenüber der Fifa und der Uefa in der Verantwortung steht. Giancarlo Dazio, der seit Mitte letzter Woche das Dossier für die SFL bearbeitet, sagte zu seiner Lage: «Jedes Wort kann zu Komplikationen führen.» Dementsprechend wortkarg gab sich der Tessiner Anwalt. Er versprach lediglich, dass es in den nächsten paar Tagen Neuigkeiten geben werde.

Was geschieht mit der Partie Sion – YB?

Mit dem heiss erwarteten CAS-Entscheid kann die SFL dann auch die Proteste von Sion im Spiel gegen YB (1:2) und Luzern in der Partie gegen Sion (1:1) beurteilen. «Sobald Klarheit herrscht, werden wir alle Protestfälle zusammen behandeln», erklärt SFL-Chefjurist Claudius Schaefer auf Anfrage. Ob bis zum Urteil weitere Fälle hinzukommen, ist derzeit unklar.

Drei Möglichkeiten hat die Disziplinarkommission der SFL dann in jedem Protestfall: 1. Protest wird abgelehnt, Resultat bleibt bestehen. 2. Wiederholungsspiel. 3. Forfait-Niederlage/-Sieg. «Es gibt momentan keine Tendenzen, für welches Spiel, was in Frage kommt», erklärt Schaefer. «Das sind einfach die Möglichkeiten, die offenstehen.» Luzern fordert einen Forfaitsieg.

(fox/si)

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