Ein Fussball-Wunder: Filipescu schiesst den FC Zürich ins Glück
Unglaublich: Der FC Zürich ist nach 25 Jahren wieder Schweizer Fussballmeister! In einem hochdramatischen Spiel erzielte Iulian Filipescu das Meistertor in der 93.(!) Minute - der FC Basel ist entthront!
Als alles auf den zwölften Meistertitel vorbereitet war, entschied Iulian Filipescu mit seinem ersten Meisterschaftstor für den FC Zürich die entscheidende Partie in Basel mit dem 2:1 für die Stadtzürcher.
Die dritte Minute der Nachspielzeit lief bereits, der FCZ rannte verzweifelt an. Es kam die Flanke von Florian Stahel, und Filipescu schob den Ball aus sieben Metern an Pascal Zuberbühler vorbei zum nicht mehr erwarteten Siegtreffer. Es war der finale Treffer zum zehnten Meistertitel des FCZ - dem ersten seit 25 Jahren.
Dabei schien ein Freistoss von Mladen Petric 18 Minuten vor dem Ende für Basel nach Keitas Gegentreffer in der ersten Halbzeit den Treffer zum nötigen Ausgleich gebracht zu haben. Der schweizerisch-kroatische Doppelbürger, neben Scott Chipperfield einer der besten Basler, traf aus rund 20 Metern platziert in die linke Ecke. Es war das Ende einer Druckphase des Heimteams, die nach rund einer Stunde entscheidend Fahrt aufgenommen hatten und den FCZ vehement unter Druck gesetzt hatten. Schon kurz zuvor hatte der eingewechselte Cesar Carignano alleine vor Johnny Leoni den Ausgleich auf dem Fuss.
Das Spiel begann für den FC Zürich mit einem Schock. Nach nur 15 Sekunden sprang Reto Zanni in einem Kopfduell in Cesar, der sich an der linken Schulter verletzte und nicht mehr weiter spielen konnte. Und bereits in der 28. Minute fiel mit Rafael (Oberschenkelzerrung) der zweite offensive Spieler mit einer Blessur aus.
Dass schliesslich ausgerechnet jene zwei Spieler das 1:0 vorbereiteten, die wegen der Verletzungen eingewechselt worden waren, darf als Laune des Schicksals gesehen werden. Alexandre Alphonse dribbelte sich quer vor dem Basler Strafraum durch und spielte am rechten Flügel Alain Nef frei. Dessen abgelenkte Flanke drückte Keita aus kurzer Distanz ins Tor (30.).
Der von Lucien Favre gefürchtete «Orkan» des Heimteams blieb zu Beginn der Partie aus. Der einzige Sturm, der über den mit 32'712 Zuschauern ausverkauften St.-Jakob-Park fegte war von meteorologischer Natur. In der Startphase hatte einzig Zanni, der aus seinem Rencontre mit Cesar eine Platzwunde davongetragen hatte, eine Schusschance. Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit bedrängten die Basler Johnny Leoni ernsthaft. Doch Eduardo (36.), Chipperfield (43.) und Ergic (48.) verpassten den durchaus möglichen Ausgleich.
Stimmen zum Spiel: «Bananenrepublik»
Lucien Favre (Trainer FC Zürich): «Das war für uns ein ganz schwieriges Spiel. Zuerst haben wir Cesar und Rafael in der ersten halben Stunde verloren, dann war der FC Basel so dominant, dass meine Mannschaft lange Zeit absolut am Limit spielen musste und teilweise auch ein wenig überfordert war. Und nach dem Basler Ausgleich, hätte es auch 3:1 oder 4:1 für den FCB enden können. Aber meine Equipe hat sich einmal mehr als Einheit bewiesen und wieder in der Schlussphase ein wichtiges Tor erzielt, obwohl sie heute sicher nicht ihr bestes Spiel der Saison gezeigt hat. Bei Filipescus Treffer habe ich zuerst gedacht, Zuberbühler habe den Ball gehalten. Erst als neben mir Harald Gämperle (der Assistenztrainer - Red.) auf den Rasen sprang, war mir bewusst, dass wir jetzt Meister sind. Das war ein absoluter Krimi. Ich bin jetzt glücklich und stolz, aber ich werde nicht vergessen, dass der FC Basel die Referenz im Schweizer Fussball bleibt.» Später im SF verglich Favre die Verhältnisse in Basel mit einer «Bananenrepublik».
Christian Gross (Trainer FC Basel): «Wir wollten eine gute Saison krönen. Schade, dass es uns nicht gelungen ist. Das ist sehr, sehr bitter. Nach dem Ausgleich von Petric haben wir es aber nicht verstanden, das Spiel zu beruhigen und den Ball besser in den eigenen Reihen zu halten. Zweimal waren wir nicht konzentriert genug, zweimal hat es ein Gegentor gegeben. Am Schluss fehlte uns die Frische, um ein an sich gutes Heimspiel erfolgreich zu beenden. Die Ausschreitungen verurteile ich, aber es ist jetzt nicht mir, diese Szenen zu beschreiben. Ich will das Sportliche analysieren, und da bleibt eine riesige Enttäuschung. Obwohl wir mehr Punkte holten als in der letzten Saison, haben wir unser Hauptziel nicht erreicht. Das ist sehr, sehr bitter.»
Basel - FC Zürich 1:2 (0:1)
St.-Jakob-Park. - 32 712 Zuschauer. - (ausverkauft). - SR Busacca.
Tore: 30. Keita 0:1. 72. Petric 1:1. 93. Filipescu 1:2.
Basel: Zuberbühler; Zanni, Majstorovic, Nakata, Berner; Ba; Ergic, Delgado (91. Smiljanic), Chipperfield (86. Sterjovski); Petric, Eduardo (56. Carignano).
Zürich: Leoni; Stahel, Filipescu, Von Bergen, Schneider; Margairaz (73. Stanic), Dzemaili, Inler, César (6. Nef); Rafael (29. Alphonse), Keita.
Bemerkungen: Basel ohne Degen, Kuzmanovic (beide gesperrt), Yakin, Dzombic (beide verletzt), Mesbah, Baykal (beide nicht im Aufgebot), FCZ komplett. 5. César nach Zusammenprall mit Zanni mit Schulterverletzung ausgeschieden. 28. Rafael mit Oberschenkelverletzung ausgeschieden. Verwarnungen: 6. Delgado, 25. Von Bergen, 38. Schneider, 45. Margairaz (alle Foul), 58. Leoni (Zeitverzögerung), 80. Petric, 83. Filipescu (beide Foul). - Zuschauerausschreitungen nach Spielschluss.
(mat/si)