Schweizer U21-Nati an England gescheitert

Aktualisiert

Schweizer U21-Nati an England gescheitert

Die Schweizer U21-Auswahl ist gegen England auf bittere Art vorzeitig aus der EM-Qualifikation ausgeschieden. Nach einer tollen Aufholjagd vom 0:2 zum 2:2 kassierte die überlegene Schweiz in der 88. Minute den unerwarteten Lucky Punch.

Ein Unentschieden hätte zum verdienten Gruppensieg gereicht, doch ein schwerer Fehler von FCZ-Goalie Johnny Leoni in der hektischen Schlussphase ermöglichte Englands Ersatzspieler James Milner mit einem Hinterhaltschuss den kaum mehr erhofften Glückstreffer. England errang mit vier Punkten vor der Schweiz (3) den Gruppensieg und spielt Mitte Oktober in zwei Barrage-Spielen um die Teilnahme an der EM-Endrunde 2007 in England.

Zum dritten Mal in kurzer Folge hat damit ein hoffnungsvolles Schweizer Nachwuchsteam sein anvisiertes Ziel verpasst. Dabei schien alles perfekt zu passen: U21-Coach Bernard Challandes hatte vom Schweizer Cheftrainer Köbi Kuhn mit den A-Internationalen Johann Djourou, Blerim Dzemaili, Tranquillo Barnetta, Xavier Margairaz und Johan Vonlanthen hochkarätige Verstärkung erhalten. Die erste Partie in Moldawien wurde denn auch souverän mit 3:1 gewonnen, nachdem die Engländer dem gleichen Gegner zuhause ein 2:2 zugestehen musste.

Auch in Luzern vor 8500 Zuschauern startete die Schweiz stark und nahm das Spiel sofort in die Hand. Zwei perfekte Konter der effizienten Gäste nach stehenden Bällen in der englischen Platzhälfte führten jedoch bis zur 19. Minute zum brutalen 0:2-Rückstand. Erst überlistete Englands Jahrhundert-Talent Theo Walcott Goalie Leoni mit einem gekonnten Lobball aus 16 Metern, nachdem er mit einem Schmetterantritt Fernandes Gelson stehengelassen hatte. Sechs Minuten später lief der ebenfalls pfeilschnelle Wayne Routledge auf der rechten Seite Reto Ziegler auf und davon. David Nugent brauchte dessen flache Hereingabe aus wenigen Metern nur noch ins leere Tor zu schieben.

Schweiz spielerisch besser

Die Schweiz zeigte jedoch Qualität, war spielerisch deutlich stärker und liess den Kopf in keiner Phase hängen. Trotz der physisch überlegenen Engländer schaffte sie bis zur 70. Minute den verdienten Ausgleich und die vermeintliche Barrage-Teilnahme, denn die Gäste verzeichneten danach - bis zum Fehler von Leoni, der eine hohe Hereingabe mit der Faust verpasste - keine nennenswerte Chance mehr zu einem weiteren Tor.

In der 28. Minute bediente Julian Esteban den mitgelaufenen Vonlanthen perfekt in die Gasse, Englands Goalie Scott Carson vermochte den Salzburger Stürmer nur noch mit einem Foul zu stoppen. Vonlanthen verwandelte den Foulpenalty dann gleich selber zum 1:2. Eine tolle Einzelleistung von Barnetta brachte den umjubelten Ausgleichstreffer: Nach einer schönen Körperfinte traf er von links herrlich in die entfernte Ecke. Der Gruppensieg schien in Griffnähe.

«Es war ein echtes Titanen-Spiel, wir kamen nach dem 0:2 zurück, zeigten ein grosses Spiel, das Remis schien schon fast gemacht und dann kassieren wir ein solch dummes Tor. Fussball ist manchmal schwierig zu verstehen. Unglaublich, dass wir in der Schlussphase das praktisch sichere 3:3 verpasst haben und nach einer solchen Leistung ausgeschieden sind», bilanzierte Challandes nach Spielschluss erschüttert das Ausscheiden.

Lichtsteiner verpasste 3:3

Stefan Lichtsteiner hätte mit der letzten Aktion in der 92. Minute beinahe noch das 3:3 erzielt. Aus wenigen Metern kam er schräg vor dem Tor zum Kopfball, doch mit harten Schubsern von allen Seiten wurde der Schweizer aus dem Gleichgewicht gebracht und traf neben das Tor.

Schwacher Schiedsrichter

Der französische Schiedsrichter Stéphane Lannoy schien die Schweizer schon zuvor in verschiedenen Situation zu benachteiligen. Am schlimmsten war die Penaltyszene, als er den englischen Torhüter für die Notbremse an Vonlanthen mit einem Platzverweis hätte bestrafen müssen, Carson aber nicht einmal verwarnte. Auch beim 0:1 reklamierten die Schweizer ein Foul von Anton Ferdinand an Johann Djourou im englischen Strafraum. Djourou blieb beim blitzschnellen Konter liegen und musste Minuten später wegen einer Schulterverletzung durch Veroljub Salatic ersetzt werden. Das Glück war gestern eindeutig nicht auf Schweizer Seite.

Schweiz U21 - England U21 2:3 (1:2)

Allmend, Luzern. - 8500 Zuschauer. - SR Lannoy (Fr).

Tore: 13. Walcott 0:1. 19. Nugent 0:2. 29. Vonlanthen (Foulpenalty) 1:2. 70. Barnetta 2:2. 88. Milner 2:3.

Schweiz: Leoni; Lichtsteiner, Dzemaili, Djourou (24. Salatic), Ziegler (84. Bühler); Gelson, Pirmin Schwegler; Barnetta, Margairaz; Esteban, Vonlanthen.

England: Carson; Hoyte, Taylor, Ferdinand, Baines; Reo-Coker, Huddlestone, Bentley (46. Milner), Walcott; Routledge (79. Young), Nugent (69. Jerome).

Bemerkungen: Schweiz ohne Behrami und Senderos (beide verletzt). Verwarnungen: 29. Routledge (Unsportlichkeit), 29. Dzemaili (Unsportlichkeit), 30. Bentley (Foul), 54. Reo-Coker (Foul), 68. Ziegler (Foul), 73. Gelson (Foul), 85. Esteban (Foul), 90. Carson (Unsportlichkeit).

U21. EM-Qualifikation, Vorrunde. Gruppe 8. In Luzern: Schweiz - England 2:3 (1:2). - Schlussrangliste (alle 2 Spiele): 1. England 4 (5:4). 2. Schweiz 3 (5:4). 3. Moldawien 1 (3:5). - Bisher gespielt: Moldawien - Schweiz 1:3 (0:3). England - Moldawien 2:2 (1:0). - England in der EM-Barrage.

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