Blatters seltsame Ansichten zum Rassismus

Aktualisiert

Fifa-ChefBlatters seltsame Ansichten zum Rassismus

Unglückliche Äusserungen von Fifa-Präsident Sepp Blatter: Der Schweizer behauptet, im Fussball gebe es kein Rassismus-Problem. Manchester-United-Star Rio Ferdinand ist entrüstet.

von
feb
Manchester Uniteds Rio Ferdinand (r.) zeigte sich über Blatters Aussagen zum Thema Rassismus erstaunt.

Manchester Uniteds Rio Ferdinand (r.) zeigte sich über Blatters Aussagen zum Thema Rassismus erstaunt.

Fifa-Präsident Sepp Blatter ist wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten. Dieses Mal verwirrte der Schweizer mit Äusserungen über Rassismus im Fussball. Gegenüber dem TV-Sender Al-Jazeera sagte er, im Fussball gebe es kein Rassismus-Problem. Abfällige Gesten oder Bemerkungen während eines Matchs seien nach dem Spiel «vergessen». Und: «Sollte ein Problem auch nach einer Partie noch bestehen, müssen die Offiziellen der jeweiligen Liga die beiden Streitenden zusammenbringen und ihnen sagen: Schüttelt euch die Hände.»

Manchester-United-Star Rio Ferdinand ist empört über die Aussagen Blatters. Der dunkelhäutige Nati-Spieler Englands schrieb per Twitter, er sei erstaunt über die Aussagen des Fifa-Präsidenten. Ferdinand bezeichnete den Kommentar Blatters als «so herablassend, dass es schon fast lachhaft ist». Es sei dumm gewesen zu glauben, dass der Fussball eine Führungsrolle im Kampf gegen Rassismus übernommen habe, so Ferdinand.

«Das war ein Missverständnis»

Blatter wiederum twitterte am Mittwoch: «Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art haben im Fussball keinen Platz.» Das habe er immer betont und werde dies auch weiter tun. Gleichzeitig bezeichnete er Vorkommnisse mit rassistischem Hintergrund als etwas, das in der Hitze des Gefechts geschehen könne. «Das soll keine Entschuldigung sein, aber manchmal werden in hitzigen Situationen gewisse Dinge auf dem Spielfeld gesagt und getan.»

Am Mittwochabend meldete sich Blatter ein weiteres Mal zu Wort. Auf der Webseite der Fifa tat er die Angelegenheit als «Missverständnis» ab. «Was ich mit meinen Äusserungen zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass Fussballspieler während einer Partie ‹Kämpfe› mit ihren Gegenspielern austragen und dabei manchmal Dinge passieren, die nicht passieren sollten», schrieb Blatter. «Normalerweise gibt man sich nach dem Schlusspfiff die Hand und entschuldigt sich beim Gegner, wenn es während der Partie zu einer Konfrontation gekommen ist.» Er wolle das Rassismus-Problem im Fussball keinesfalls kleinreden.

Rassismus-Vorwürfe in England

Zuletzt sorgten vor allem in England Rassismus-Vorwürfe für Schlagzeilen. Dem Kapitän der englischen Nationalmannschaft, John Terry, wurde vorgeworfen, seinen Gegenspieler Anton Ferdinand, den Bruder von Rio Ferdinand, in einem Erstligaspiel rassistisch beleidigt zu haben.

Am Mittwoch erhob der englische Verband (FA) zudem Anklage gegen den Liverpooler Spieler Luis Suárez, weil er Manchester Uniteds Verteidiger Patrice Evra wegen dessen «Herkunft, Hautfarbe oder Rasse» verunglimpft haben soll. «Er hat versucht, mich aufzuziehen. Es gibt Kameras – und da sieht man, wie er mindestens zehnmal ein bestimmtes Wort zu mir sagt. Dafür ist im Jahr 2011 kein Platz», wurde Evra in französischen Medien zitiert. Ein Sprecher des FC Liverpool teilte indes mit, Suárez habe die Anschuldigungen «kategorisch zurückgewiesen».

Blatters Interview mit Al-Jazeera. (Quelle: Al-Jazeera)

(feb/dapd)

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