Echo in Österreich«Marcel Koller – wer zum Henker ist das?»
Jetzt ist es offiziell. Doch die Ankündigung, dass Marcel Koller neuer österreichischer Nationaltrainer werden soll, löst bei unseren Nachbarn alles andere als Begeisterungsstürme aus.

Marcel Kollers Verpflichtung als österreichischer Nati-Coach sorgt für viel Resonanz.
Auf Österreichs Online-Portalen prangt überall gross das Gesicht von Marcel Koller. Die Ankündigung, dass der Schweizer der neue Trainer der österreichischen Nationalmannschaft werden soll, sorgt im Internet für grosse Resonanz. Die Diskussionen drehen sich darum, ob der Schweizer die richtige Wahl für die nicht gerade erfolgsverwöhnte «Ösi-Nati» ist. Auf der Facebook-Seite von «sportnet.at» ist der Grundton eher negativ. Das kann aber auch daran liegen, wie das Sportportal die Neuigkeit verkündet hat: «Für all jene, die noch gehofft haben, dass nach dem Aufwachen alles anders ist. Wir haben nachgeforscht und können aus sicherer Quelle ebenfalls bestätigen: Marcel Koller wird neuer ÖFB-Teamchef.» Begeisterung klingt definitiv anders.
Ein anderes Kaliber erhofft
Viele Facebook-User teilen denn auch die Meinung von sportnet.at. «Wer zum Henker ist das?», fragen sich viele österreichische Fussballfans. Sie hatten offenbar mit grösseren Namen gerechnet: «Als Teamchef erwartet man sich dann aber doch ein anderes Kaliber à la Hitzfeld … aber es war abzusehen, der typisch österreichische Weg - vom Regen in die Traufe.» Oder gespickt mit einem Schuss Ironie: «Naja, vielleicht können wir ja mit ihm Andorra knapp und mit Glück 1:0 schlagen.» Unverständnis bringen die Österreicher bei der Wahl von Koller vor allem dafür auf, dass der österreichische Fussballverband sich für einen Mann entscheidet, der seit 2009 nicht mehr als Trainer tätig war: «Wir brauchen einen, der im täglichen Geschäft ist, und up-to-date... nicht einen ‹Seit-2-Jahren-Spaziergänger›...».
Nicht alle Aussagen sind so kritisch. Einige Österreicher scheinen auch bereit zu sein, Koller eine Chance zu geben und fordern dies auch von ihren Landsleuten: «Die meisten kennen ihn nicht mal richtig und meckern schon, was das Zeug hält. Der hat u.a. bei Bochum sehr gute Arbeit geleistet.» Ein anderer unterstützt den neuen Trainer mit den folgenden Worten: «Guter Mann – der beste, der in den letzte Wochen vorgekommen ist … und warum?! Weil er es gewohnt ist, mit schwächeren Mannschaften gute zu schlagen. Und genau das brauchen wir!»
Keine einfache Aufgabe
Arbeitet man sich durch die vielen Kommentare auf den österreichischen Portalen, wird etwas ganz deutlich: Österreichs Fussballfans sind generell unzufrieden – und zwar mit allem, was die ÖFB-Auswahl betrifft: mit dem Verband, der Mannschaft, den Trainern. Eine gewisse Gleichgültigkeit macht sich sogar breit: «Naja, warum aufregen? Hat eh keinen Sinn mehr. Bald beginnt wieder Skifahren, da haben wir was zu sagen. Im Fussball wird's nie was.»
Koller wird es offensichtlich nicht einfach haben, sich das Vertrauen unserer Nachbarn zu erarbeiten. Aus Schweizer Sicht kann man dem gebürtigen Zürcher nur viel Erfolg und Durchhaltewillen wünschen. Denn mit positiven Resultaten verstummen auch die kritischen Stimmen.