Mit Forte als Trainer und Bickel als Feigenblatt

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FC ZürichMit Forte als Trainer und Bickel als Feigenblatt

Der FCZ verlängert den Vertrag mit Trainer Uli Forte. Auf einen echten Sportchef verzichtet der frisch gebackene Challenge-League-Club.

Sandro Compagno
von
Sandro Compagno

FCZ-Präsident Ancillo Canepa hatte zwei Tage nach dem Abstieg angekündigt, er werde «die Struktur der sportlichen Leitung überprüfen und gegebenenfalls handeln». Der FCZ-Boss hatte damals auch gesagt, er denke nicht daran, sich zurückzuziehen: «Wenn man etwas an die Wand gefahren hat und Verantwortung übernehmen will, kann man nicht einfach den Bettel hinwerfen. Wir wollen den FCZ zurück in die Erfolgsspur führen.»

Uli Forte bleibt

Knapp zwei Wochen später hat Canepa die wichtigsten Fragen beantwortet.

1. Ja, Uli Forte bleibt Trainer. Der 42-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2018. Sein Pflichtenheft ist so knapp wie klar: Aufstieg in die Super League. Für Forte ist der FC Zürich die fünfte Trainerstation im Profi-Fussball nach Wil, St. Gallen, den Grasshoppers und den Berner Young Boys. Forte hatte den FC Zürich am 13. Mai, drei Spieltage vor Saisonende, übernommen. Er schaffte es zwar nicht, den Abstieg zu verhindern, gewann aber den Schweizer Cup und erreichte so die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Forte hatte in der jüngsten Vergangenheit stets betont, er würde gern auch in der Challenge League weitermachen.

2. Nein, einen starken, eigenständigen Sportchef wird es nicht geben. Canepa setzt auf eine Sportkommission unter dem Vorsitz von Thomas Bickel (52). Der Ex-Internationale arbeitet bereits seit drei Jahren beim FC Zürich als Chefscout und Verantwortlicher für das Talentmanagement. Er trägt neu den Titel eines «Leiters Sport». Canepa: «Thomas Bickel rapportiert direkt ans Präsidium.»

Dieses besteht aus dem Ehepaar Ancillo und Heliane Canepa. Den Namen Canepa findet man in der Sportkommission nicht, dafür jene von Cheftrainer Forte, Heinz Russheim, dem Leiter der Academy, und Thomas Schönberger, dem «Leiter Kommerz». Ein externer Berater soll das Fünfer-Gremium komplettieren.

Trotzdem: Die neue Struktur legt den Verdacht nahe, dass Bickel ein Sportchef mit wenig Macht sein wird. Zum Vergleich: Beim Branchenprimus FC Basel sitzt der Sportdirektor Georg Heitz im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung.

Bickel droht ein Feigenblatt zu werden

Der «Leiter Sport» sei kein «klassischer, etwas altmodischer Sportchef», bestätigt Ancillo Canepa. «Alle Entscheidungen werden auch weiterhin im Team gefällt!» Und konkreter: «Kommission und Präsidium bilden das Gremium, das entscheidet.» Mit der kleinen Prämisse, dass 90 Prozent des Aktienkapitals im Präsidium sitzen. Thomas Bickel droht so zu einem reinen Feigenblatt im Organigramm des FC Zürich zu werden.

Bickels Sportkommission hat nun die Aufgabe, eine Mannschaft zusammenzustellen, die eine sportliche Balance im Spagat zwischen Challenge League und Europa League findet. Einen allzu grossen Spielraum hat sie nicht. Bis auf Philippe Koch sitzen alle Spieler auf längerfristigen Verträgen. Es seien Offerten für diverse Spieler eingegangen, sagte Präsident Ancillo Canepa. Für seinen Trainer ist klar: «Wir wollen und brauchen frisches Blut.»

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