Keine SeltenheitRassismus im Fussball - doch ein Thema
Fifa-Präsident Sepp Blatter empfindet Rassismus im Fussball nicht als Problem. Nur schon wenige Beispiele beweisen dem Chef des Weltfussballverbandes aber das Gegenteil.
Fifa-Präsident Sepp Blatter sorgt mit seiner Einstellung, dass es im Fussball keinen Rassismus gebe, für Wirbel. Zumindest hat der Schweizer dies gegenüber Al-Jazeera so formuliert. Wenn der Chef des Weltfussballverbandes das tatsächlich so sieht, dann hat der Walliser während seiner Regentschaft wohl schon öfter die Augen und Ohren verschlossen.
Zwei aktuelle Beispiele aus der Premier League
In England hat das Thema Rassismus im Fussball erst kürzlich aufgrund zweier Vorfälle wieder an Brisanz gewonnen. Ende Oktober wurde Chelsea-Star John Terry beschuldigt seinen dunkelhäutigen Gegenspieler Anton Ferdinand rassistisch beleidigt zu haben. Der englische Nationalverteidiger wehrte sich vehement gegen die Vorwürfe, trotzdem schaltete sich die Polizei ein. In der Folge erhielt das mutmassliche Opfer der Beleidigungen sogar Drohbriefe – über den genauen Inhalt und die Absender gab die Polizei aber keine Auskunft.
Nur wenige Wochen später beschäftigt England ein zweiter Rassismus-Skandal: Der englische Fussballverband FA gab am Mittwoch bekannt, dass Luis Suárez vom FC Liverpool wegen rassistischer Beleidigungen angeklagt wurde. Der Urugayer soll beim Spiel gegen Manchester United seinen Gegner Patrice Evra beschimpft haben. Der französische Nationalspieler äusserte sich wie folgt zum Vorfall: «Es gibt TV-Bilder, auf denen man sieht, dass er mindestens zehnmal ein bestimmtes Wort zu mir sagt. Dafür ist im Jahr 2011 kein Platz.» Wie Terry wehrt sich auch Suárez gegen die Vorwürfe und bestreitet jegliche Art von rassistischer Beleidigung.
Vorfälle auch in anderen Ländern
Im Frühling 2011 geriet auch der französische Nationaltrainer Laurent Blanc in eine Rassismus-Affäre. Seine Zustimmung zur Einführung einer Quote für Jugendspieler aus arabischen und afrikanischen Einwanderer-Familien schlug damals hohe Wellen. Hintergrund für den umstrittenen Vorschlag war, dass sich zahlreiche junge Spieler irgendwann für ihr Heimatland statt für Frankreich entscheiden, was Blanc überhaupt nicht passt.
In Verdacht geraten, sich rassistisch geäussert zu haben, ist beispielsweise auch Barcelonas Mittelfeldspieler Sergio Busquets. Er soll Real Madrids brasilianischen Verteidiger Marcelo während des Champions-League-Halbfinals 2011 beleidigt haben. Aus Mangel an stichhaltigen und überzeugenden Beweisen sprach die Uefa Busquets allerdings vom Rassismus-Vorwurf frei.
Eklat um N'Kufo in der Schweizer Nati
Auch die Schweizer Nationalmannschaft blieb von Rassismus-Skandalen nicht völlig verschont. Blaise N'Kufo warf Nati-Coach Köbi Kuhn im Jahr 2002 vor, dass er aufgrund seiner Hautfarbe nicht zum Einsatz gekommen sei. Kuhn liess den Vorwurf damals nicht gelten und sagte: «Vielleicht ist er etwas übersensibel, was das Thema Rassismus betrifft. Aber ich betone: Es gab nie ein Problem deswegen.»
Sepp Blatter im Interview mit Al-Jazeera (Quelle: Al-Jazeera)