Bald keine «Old Firm»-Derbys mehr?

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Rangers vor dem KonkursBald keine «Old Firm»-Derbys mehr?

Der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers steht vor dem Ruin. Über 70 Millionen Franken Steuerschulden drücken den Klub, der nun Insolvenz anmelden will.

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Das «Old Firm» zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow gehört zu den bedeutendsten Fussball-Derbys der Welt. (Bild: Reuters)

Das «Old Firm» zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow gehört zu den bedeutendsten Fussball-Derbys der Welt. (Bild: Reuters)

Nicht nur in der Schweiz, auch in anderen kleinen Fussball-Ligen Europas geraten traditionsreiche Klubs in arge finanzielle Schwierigkeiten. In Schottland hat es nun den Rekordmeister Glasgow Rangers erwischt. Wegen eines Rechtsstreits mit dem britischen Fiskus wollen «The Gers» nun gar Insolvenz anmelden.

Steuerschulden von über 70 Millionen Franken sind ausstehend. «Unser Präsident Craig Whyte sieht aufgrund der prekären finanziellen Situation keine realistische Alternative zu einer Insolvenz», schreibt der Klub auf seiner Webseite. «Es ist extrem enttäuschend, den Verein in dieser Situation zu sehen», sagt der Klubbesitzer, der letztes Jahr 85 Prozent der Rangers-Aktien gekauft hat. «Aber diese Entscheidungen müssen gemacht werden, um auf lange Sicht das Überleben und die Sicherheit des Vereins auf und neben dem Platz zu gewährleisten.»

Trotz eines Insolvenz-Verfahrens könnten die Rangers weiterhin an der schottischen Meisterschaft teilnehmen. Das Reglement der Scottish Premier League besagt, dass dem Rekordmeister im schlimmsten Fall 10 Punkte abgezogen werden könnten. Auf die Meisterschaft hätte dies wenig Einfluss. Momentan liegen die Rangers vier Punkte hinter Erzrivale Celitc Glasgow auf Rang 2. Der Vorsprung auf den Drittplatzierten beträgt beruhigende 19 Punkte.

Die Insolvenz könnte die Rettung sein

Das Nachlassverfahren würde den Rangers ein Schuldenmoratorium ermöglichen und der Insolvenz-Verwalter würde versuchen, die Schuldenlast durch Entlassungen, Spielerverkäufe und Verhandlungen mit den Schuldnern zu reduzieren. Ein erster Schritt ist bereits getan: Im Januar wurde der Star-Stürmer Nikoca Jelusic für knapp 7,3 Millionen Franken nach Everton verkauft.

Im schlimmsten Fall droht den Rangers, die nicht nur beim Fiskus, sondern auch bei den Liga-Konkurrenten Hearts und Dundee United wegen ausstehender Transfersummen in der Kreide stehen, aber das Aus. Die Steuerbehörden müssen einem Nachlassvertrag nämlich zustimmen. Dass der Traditionsverein ganz verschwindet, kann sich momentan aber niemand wirklich vorstellen.

Real und BVB machen Hoffnung

Um die Schuldenlast zu tilgen steht auch der Verkauf des eigenen Stadions und des Trainingsgeländes zur Debatte. Mit dieser drastischen Massnahme legte Real-Präsident Florentino Pérez im Jahr 2001 den Grundstein für die Sanierung von Real Madrid, das wegen der ruinösen Finanz- und Transferpolitik kurz vor dem Kollaps stand. 480 Millionen Euro brachte der Verkauf damals. Auf dem Gelände steht neben Wolkenkratzern auch das neue Trainingszentrum der Königlichen.

Ernsthaft gefährdet war auch das Bestehen von Borussia Dortmund im Jahr 2005. Zu risikoreiche Investitionen im Zuge des Stadionausbaus und das teure Kader sorgten dafür, dass sich beim BVB ein Schuldenberg von 98 Millionen Euro anhäufte. Erst in letzter Sekunde konnte der Bundesligist die drohende Insolvenz noch abwenden. Mit dem Sanierungskonzept gelang dem aktuellen deutschen Meister dann der erfolgreiche Neuanfang.

Celtic bereits mit neuem Konzept

Für eine Rettung der Rangers spricht sich übrigens auch der grosse Erzrivale aus. Das Verschwinden des «Old Firm»-Derbys wäre vor allem für Celtic ein schwerer Schlag. Unangefochten die Liga anzuführen, ist nur auf den ersten Blick eine erfreuliche Perspektive. Celtic hatte seine Strategie bereits vor ein paar Jahren geändert. Man setzt auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs statt auf teure Neueinkäufe aus dem Ausland. An einstige Erfolge konnten die Grün-Weissen auf internationalem Parkett aber nicht mehr anknüpfen. Wie die Rangers verpasste auch Celtic die Qualifikation für die Europa League in dieser Saison.

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