Fussball-SkandalDie Premier League versinkt im Doping-Sumpf
Koks, Ecstasy, Aktovegin. Im englischen Fussball soll fleissig gedopt und gepuscht werden und der Verband weigert sich, die Namen der Schuldigen zu veröffentlichen.
In der Premier League wird gemäss einer Reportage des TV-Sender Channel 4 nicht nur für viel Geld Fussball gespielt, es werden auch für viel Geld Drogen konsumiert. Der erste Überführte: Garry O'Connor. Der ehemalige schottische Nationalspieler soll in der Saison 2010/2011 positiv auf Kokain getestet worden sein, was eine Sperre nach sich zog.
In der Zeit des positiven Drogentests fiel auch eine Hüftverletzung von O'Connor, weswegen er zwei Monate lang nicht auf dem Rasen war. Ob das Absicht war oder Zufall, ist nicht bekannt, jedenfalls soll sein damaliger Klub Birmingham City nichts von seinen illegalen Aktivitäten gewusst haben.
Berühmtes Beispiel
O'Connor ist kein Einzelfall. Gemäss Channel 4 konnten zwischen April 2007 und August 2010 240 unangekündigte Drogentests nicht durchgeführt werden, weil die Spieler nicht im Training waren, als die Offiziellen vorbeikamen. Der Schuss kann auch nach hinten losgehen, wie Rio Ferdinand herausfand, als er im Jahr 2004 für acht Monate gesperrt wurde, da er bei einem solch unangekündigten Termin dreimal nicht anwesend war.
Die World Anti-Doping Agency (WADA) fordert nun, dass die Premier League bekanntgibt, welche Spieler wann getestet werden. Gemäss WADA Präsident David Howman «macht man sich sonst verdächtig, etwas zu verstecken und das ist keine Position, in welcher die Premier League sein will». Dem hält der englische Fussballverband (FA) entgegen, dass die Zahlen in der Reportage nicht wahrheitsgetreu sind und dass es in Wirklichkeit fünf Tests sind, die Pro Saison nicht durchgeführt werden, wie in allen Top-Ligen.
Liga gegen WADA
Darum wird die Liga auch weiterhin keine Namen von positiv gestesteten Spielern veröffentlichen, weil man gegenüber der WADA nicht dazu verpflichtet ist und man so auch «den zumeist jungen Spielern die Chance auf Rehabilitation geben möchte».
Nebst O'Connor sollen noch etliche weitere Spieler – die Zahlen variieren zwischen 40 bis 50 – auf der Liste von Channel 4 stehen und ausserdem hat der Sender auch noch Beweise für weiteren Drogenmissbrauch von Spielern und von ehemaligen Chelsea- und Manchester-United-Ärzten, die mit einer Klinik in Zusammenhang gebracht werden, welche Aktovegin gebraucht. Das ist eine Substanz, die aus Kalbsblut hergestellt wird und den Sauerstofftransport verbessert. In Nordamerika ist Aktovegin verboten, in Europa aber erlaubt und steht darum nicht auf der WADA-Verbotsliste. Eine weitere Untersuchung all dieser Vorfälle durch die WADA wird sich die FA aber wohl trotzdem nicht ersparen können.