Die Rangers wollen nach ganz unten

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Kein Mitleid erwünschtDie Rangers wollen nach ganz unten

Es gibt sie noch, die Ehre im Fussball. Zumindest in Schottland. So will eine überwältigende Mehrheit der Fans der Glasgow Rangers nur eines: dass der marode Rekordmeister wieder ganz unten anfängt.

Reto Fehr
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Reto Fehr

Traditionsverein, Rekordmeister und dann das: 160 Millionen Euro Schulden, Insolvenz, die Rangers sind in der höchsten Liga nicht mehr erwünscht. Die verbliebenen Premier-League-Klubs stimmten gegen eine Rückkehr der «neuen Glasgow Rangers». Jetzt muss der Weltrekord-Klubmeister (54 Titel) einen Antrag auf Annahme in der Scottish Football League (SFL) stellen. Diese umfasst die zweit- bis vierthöchste Liga, wobei alles noch unter Profifussball läuft.

Ob die Rangers in eine der drei Ligen aufgenommen werden, entscheidet sich am 13. Juli (nur nebenbei: Das ist ein Freitag, der 13.). Dann müssen die 30 Klubs der drei Ligen über eine Aufnahme entscheiden. Gemäss einer Umfrage der «Scottish Sun» würden sich aktuell allerdings 14 Teams dagegen aussprechen. Trotzdem scheint im Moment die Aufnahme in die First Division (zweithöchste Liga) am wahrscheinlichsten. Das hat auch finanzielle Gründe. Denn müssen die Rangers weiter unten anfangen, entgehen dem schottischen Fussball rund 25 Millionen Franken.

«Schleichender Tod für Schottlands Fussball»

Diesem Umstand ist einiges an Gewicht beizumessen. Verschiedene Experten sagen vor allem kleineren Klubs der Premier League schwierige Zeiten voraus. Denn bei vielen füllen die Duelle mit Celtic und den Rangers die Kassen. Einige sprechen vom «Armageddon im schottischen Fussball», Verbandspräsident Stuart Regan gar vom «schleichenden Tod», falls es die Rangers nicht mehr geben sollte.

Horror-Szenarien werden für den nationalen Fussball und die Fans gezeichnet. Selbst «soziale Unruhen» könnten die Folge sein, glaubt man.

Fans wollen in die vierthöchste Liga

Den Fans der Rangers ist dies jedoch egal. Und das Letzte, was sie wollen, sind irgendwelche Privilegien aufgrund der ruhmreichen Geschichte. «Wir wollen uns nicht in eine Liga ‹einkaufen› oder eine aktuelle Situation manipulieren. Wir wollen einfach nur Fussball spielen», so Andy Kerr, Sprecher der Rangers-Fanvereinigung, gegenüber dem «Daily Record». Rund 80 Prozent der Anhänger seien dieser Meinung. «Die Rangers-Fans wollen erhobenen Hauptes das Team auf dem Weg zurück an die nationale Spitze unterstützen. Wir wollen uns das – angefangen von ganz unten - selbst verdienen

Auch Trainer und Klublegende Ally McCoist bläst ins gleiche Horn: «Sind die Gelder wichtiger als die Unversehrtheit und Ehrlichkeit im schottischen Fussball? Natürlich ist die Third Division (vierthöchste Liga) nicht unser Ziel. Aber wir wollen alles wieder neu aufbauen.»

250 statt 40 000 Saisonabos

Da die Zukunft noch ungewiss ist, hapert es mit dem Saisonkartenverkauf. Bisher seien erst rund 250 Abos weg. Im letzten Jahr waren es noch rund 40 000. Damit entstünde aktuell ein Loch in der Vereinskasse von rund 15 Millionen Pfund (rund 22 Millionen Franken). Der Verein hat daher die Vorverkaufsphase bis Freitag, 13. Juli verlängert.

Das ist genau der Tag, an welchem die Ligazugehörigkeit entschieden wird. Fansprecher sagen, sie würden den Ticketverkauf boykottieren, wenn der Klub nicht in die vierthöchste Liga relegiert wird. Träfe dies ein, würden in kurzer Zeit viele Abos gekauft werden. Freiwillig ganz nach unten – so etwas hat es im Fussball noch nicht oft gegeben.

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