300-Millionen-InvestorGC spielt mit dem Feuer
Offenbar haben die Zürcher Grasshoppers einen Investor gefunden. Im allerletzten Moment. Hat GC nun ausgesorgt oder fangen die Sorgen erst richtig an?
Am Montagvormittag platzte die Bombe, als der «Blick» vom möglichen Einstieg eines Investors berichtete, der den Grasshoppers innerhalb der nächsten 20 Tage die Wahnsinnssumme von 300 Millionen Franken zur Verfügung stellen möchte. Für Schweizer Verhältnisse ist dies eine neue Dimension. 20 Minuten Online recherchierte und machte verschiedene GC-Insider ausfindig, um die Hintergründe erforschen und beleuchten zu können.
Ausgliederung der Grasshopper Fussball AG?
Klar, es geht ums Geld: Ein Investor investiert und erwartet Rendite. Da GC noch nicht informiert hat, bleiben Spekulationen. Doch 20 Minuten Online hat erfahren, dass GC entsprechende Gegenleistungen erbringt, zuallererst die Ausgliederung der Grasshopper Fussball AG, und damit verbunden ist dann auch der Neubau des Hardturmstadions. Dort soll die Credit Suisse als Bau-Investor abgelöst werden, was vertraglich möglich sein soll. Diese Kombination wäre dann ähnlich wie bei den Berner Young Boys, die längst eine hundertprozentige Tochter der «Stade de Suisse AG» sind.
Der Vorteil des Standorts Zürch wäre dann, dass dort auch der FCZ und die ZSC Lions (beim Bau einer unterirdischen Eishalle) als Untermieter gastieren könnten. Ein Sportkomplex für drei Profivereine generiert mehr Einnahmen und für den Investor ist GC dann ein überdimensionaler Werbeträger, Trikotwerbung und Namensrechte inklusive. Genau an dieser Stelle fängt der Deal an, langfristig Sinn zu machen.
Die sportliche Zukunft von GC
Durch den Deal mit dem Investor wäre die finanzielle Schräglage ausgeglichen. Doch in den kommenden Tagen und Wochen erfolgt die Neuausrichtung. Eine Weichenstellung mit weitreichender Tragkraft für die Zukunft. 20 Minuten Online erhielt Kenntnisse von einem 5-Jahres-Plan. Bis dahin soll GC in der Schweiz die Nummer eins sein und in der Champions League spielen. Der Weg dorthin beinhaltet mehrere Etappen: In einem ersten Schritt soll das Kader mit einigen Topspielern verbreitert werden, denn Talente haben die Hoppers mehr als genug: Feltscher, Daprela, Zuber, Ben Khalifa und viele andere Junioren-Internationale stehen in den Startlöchern und haben mit dem GC-Campus optimale Bedingungen.
Die jungen Talente sollen nun nicht mehr verkauft, sondern mit sportlichen und finanziellen Perspektiven langfristig gebunden werden. Aber die Gefahr ist gross, dass nun überall Begehrlichkeiten geweckt werden. Das Risiko, ein funktionierendes Team durch falsche Personalpolitik zu zerstören, ist enorm. Die Bilder von Servettes Niedergang sind vielen Fussballfans noch präsent.
Erich Vogel in der Pflicht
Ein Fehltritt oder ein Irrtum bei der Kaderzusammenstellung lässt sich sicherlich noch korrigieren, doch zwei Fehler wären vielleicht schon einer zuviel. Und in der Schweiz gibt es nur wenige Personen mit der notwendigen Erfahrung, hier vieles richtig zu machen. Sportchef Erich Vogel ist einer davon. Eigentlich wollte sich die «graue Eminenz» schon längst zur Ruhe setzen, doch jetzt steht er mehr denn je in der Verantwortung. Kann Erich Vogel sein Lebenswerk vollenden oder scheitert er an diesem Projekt?
Rettung in letzter Sekunde
Für die Hoppers war es mindestens schon 5 vor 12: Im Herbst verkündete Vogel eine aktuelle Unterdeckung von rund zwei Millionen Franken. Doch das Loch ist inzwischen deutlich grösser: Weitere Einkäufe und Ausleihgeschäfte bei den Spielern, Ausfälle beim Sponsoring und Marketing durch die Finanzkrise und viele defizitäre Heimspiele, die in solchem Ausmass nicht budgetiert waren, rissen ein Loch von mindestens 3,8 Millionen Franken in die GC-Kasse.
Aus den Lizenzunterlagen ging dann auch nicht hervor, wie diese Einnahmeausfälle gedeckt werden sollen. Unter anderem deswegen bekam GC in erster Instanz keine Lizenz für die neue Saison, was in zweiter Instanz vermutlich nicht mehr der Fall sein wird. Wie meist übrigens, ausser bei Servette, Sion und Lugano, die wegen Finanzproblemen zwangsrelegiert wurden. Die Zürcher Grasshoppers betreiben in dieser Saison also ein Spiel mit dem Feuer.
Nähere Infos am Mittwoch
Von den GC-Verantwortlichen gibt im Moment niemand Auskunft über den Megadeal. Überall heisst es «kein Kommentar», weil mit dem Investor ein Stillschweige-Abkommen vereinbart wurde. Am Mittwoch will die Vereinsspitze dann über Details sprechen.