FCB-Premiere in GriechenlandHeisser Sirtaki für den FCB in Saloniki
In der Hafenstadt an der Ägäis erwartet den FCB im Hinspiel gegen Paok ein heisser Sirtaki in einem heissblütigen Umfeld.
Am Montagmorgen machte sich der rotblaue Tross auf nach Saloniki. So ruhig wie der Flug verlief, so steinig ist der Basler Weg in die Champions League. Die Chance auf den erstmaligen Einzug in die Königsklasse dominiert seit Tagen die Medien in der Hafenstadt an der Ägäis. So heizte die lokale Sportzeitung «Metrosport» die Atmosphäre auf, indem sie von Problemen beim entthronten Schweizer Meister und schlechter Stimmung nach der Niederlage gegen St. Gallen (1:2) schrieb. Die Basler seien angeschlagen, die Chance auf die nächste Runde so gross wie nie, nähren die lokalen Journalisten den Optimismus.
In die Schlagzeilen geriet Paok schon im letzten März – damals weltweit, als Präsident Ivan Savvidis mit einer Pistole am Gürtel auf den Platz stürmte, weil er mit dem Schiedsrichter nicht einig ging, der das 1:0 gegen AEK Athen annulliert hatte. Nach dem Eklat wurde der Spielbetrieb drei Wochen ausgesetzt, das Spiel 0:3 gewertet und dem Club im Titelkampf drei wichtige Punkte abgezogen.
Heissblütige Fans
Savvidis, seit 2012 Paok-Besitzer und der Regierung nahestehender griechisch-russischer Unternehmer, erhielt drei Jahre Stadionverbot. Ende Saison musste sich Paok, Meister 1976 und 1985, im Kampf um den Titel AEK geschlagen geben. Von den heissblütigen Fans wird Savvidis dennoch als Kämpfer gegen das korrupte Establishment verehrt.
Die Anhänger sind auch selbst gut für Schlagzeilen. Als nach Ausschreitungen ein Punktabzug drohte, stürmten Chaoten ein TV-Studio und zwangen den Moderator, ihre Forderungen publik zu machen. Einen Instagram-Eintrag von Paok-Stürmer Aleksandar Prijovic, in St. Gallen geboren und mit Wurzeln in Serbien, nach dem WM-Sieg der Nati gegen Serbien kommentierten sie so: «Prijo wird Basel und den anderen Xhaka zerstören.» Nur ist Taulant Xhaka verletzt und nicht dabei. Wie auch Silvan Widmer, der an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt ist. Wahrscheinlich wird Linksverteidiger Raoul Petretta auf rechts wechseln, Blas Riveros auf links.
Ohne Unterstützung aus der Heimat
«Wir haben gehört, dass es eine tolle Atmosphäre sein wird. Wir freuen uns auf die Stimmung», zeigte sich Valentin Stocker an der Medienkonferenz im Toumba-Stadion unbeeindruckt, obwohl der FCB ohne seinen 12. Mann in Griechenland auskommen muss. Die FCB-Anhänger boykottieren die Partie, weil die griechischen Behörden eine Personalisierung der Tickets für Gästefans verlangen.
Raphael Wicky bedauert das zwar, aber die Gedanken des FCB-Trainers sind längst beim Spiel am Dienstagabend (ab 19.30 Uhr im Ticker). Der Walliser erwartet einen erfahrenen Gegner, der für die Duelle gegen den FCB alles in die Waagschale wirft. Trainer Razvan Lucescu hat wegen der CL-Quali die Vorbereitung am 20. Juni aufgenommen und sein Team in einem zweiwöchigen Trainingslager in den Niederlanden in Form gebracht. Was dem Cupsieger fehlt, ist Matchpraxis. Die Meisterschaft in Griechenland beginnt erst am 25. August. «Paok ist ein guter Gegner, der eine gute Saison gespielt hat», sagt Wicky, «aber wir wollen weiterkommen und glauben an unsere Chancen.»
Dafür muss Rotblau diesmal die Aufgabe besser erfüllen als noch am Samstag gegen St. Gallen und verhindern, dass mit Stürmer Prijovic nicht wieder ein St. Galler die Musik macht. Sonst wird die Lage für den FCB und seinen Trainer auch in der Heimat ungemütlich.