Der Chaoten-FeldzugKommt jetzt das grosse Hooligan-Outing?
Der oberste Sportverantwortliche der Schweiz, Bundesrat Ueli Maurer, will nach den jüngsten Fussball-Krawallen die Hooligans in die Ecke treiben. Er will Chaoten-Bilder im Internet veröffentlichen, damit sie von Arbeitgebern und Bekannten abgestraft werden können. Aber damit noch nicht genug.
In den Zeitungen «Sonntag» und «SonntagsZeitung» präsentiert Maurer seinen restriktiven Massnahmenplan. Der brisanteste Punkt: Die Chaoten sollen durch Kameras identifiziert und deren Fotos dann im Internet veröffentlicht werden. Das soll die Täter in ihrem privaten und beruflichen Umfeld unter Druck setzen. «Es darf von einem Arbeitgeber nicht mehr toleriert werden, dass ein Mitarbeiter übers Wochenende als Chaot in oder um Stadien seine Freizeit verbringt und am Montag in der Krawatte wieder am Arbeitsplatz erscheint», sagt Ueli Maurer im «Sonntag». Und «wir müssen diese Chaoten gesellschaftlich isolieren», doppelt der Sportminister in der «SonntagsZeitung» nach. Er zeigt sich enttäuscht von der Cupfinalfeier letzten Mittwoch, wo er als Ehrengast unter turbulenten Umständen den Pokal übergeben musste: «Diese Zeremonie könnte man würdiger organisieren.»
Für prüfenswert hält Maurer auch eine Registrierung der Stadiongäste via Fan-Pass. Das heisst, dass Fans nur mit einer Registrierung in die Auswärtssektoren der fremden Stadien gelangen können. Nachdem im Nachgang zur «Schande von Basel» 2006 der Fan-Pass nach einer Testphase gescheitert war, soll es laut Maurer einen zweiten Anlauf geben.
Laut der «SonntagsZeitung» ist eine breite Koalition von «Meinungsführern», darunter Maurer, auch für die unter Juristen umstrittene Einführung von Schnellgerichten. Wenn es nach der St. Galler Justizdirektorin Karin Keller-Sutter geht, dann soll das Arsenal an Anti-Hooligan-Massnahmen sogar noch weiter aufgestockt werden. Sie lässt ein Gesetz ausarbeiten, wonach «Gewalt im Rahmen von Sportveranstaltungen» als Haftgrund anerkannt wird. So könnte man Täter für längere Zeit ins Gefängnis stecken und verhindern, dass sie anonym beiben.
Die Liste: Welche Clubs wie viele Hooligans haben
Nicht nur Grossvereine wie der FC Basel, der FC Zürich und GC haben ein Problem. Auf der Liste der schweizweit erfassten Klub-Chaoten sind auch 15 weitere Fussball- und Eishockeyvereine aufgeführt – darunter der FC Aarau und der FC Schaffhausen sowie der EV Zug, der von allen Eishockeyklubs am meisten potenzielle Gewalttäter aufweist. Der «Sonntag» bringt die Liste der Clubs, die in der Hooligan-Datenbank aufgeführt sind (insgesamt sind es 576 Personen, davon 5 Frauen).
Gruppierung / Anzahl
Fans FC Basel / 90
Fans FC St. Gallen / 55
Fans FC Luzern / 48
Fans Grasshopper-Club / 37
Fans FC Zürich / 34
Fans BSC Young Boys / 24
Fans EV Zug / 23
Fans FC Aarau / 22
Fans SC Bern / 19
Fans ZSC Lions / 16
Fans FC Schaffhausen / 15
Fans HC Lugano / 15
Fans HC Fribourg-Gottéron / 14
Fans FC Sion / 13
Fans HC Davos / 9
Fans EHC Biel / 9
Fans HC Ambri-Piotta / 8
Fans Kloten-Flyers / 8
(Quelle: ejpd/fedpol)