Schwuler Schiedsrichter suspendiert

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Nach Coming-outSchwuler Schiedsrichter suspendiert

In der Türkei wurde Schiedsrichter Halil Ibrahim Dincdag nach seinem Coming-out suspendiert. Ist so ein Szenario in der Schweiz auch möglich?

Reto Fehr
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Reto Fehr

Wie die «Welt» berichtet, outete sich Dincdag als Homosexueller und wurde sofort entlassen. «Ich habe kein Verbrechen begangen. Ich habe nur erklärt, dass ich homosexuell bin», so der enttäuschte Unparteiische. Beim Verband erklärte der nationale Fussballverband die Suspendierung mit der fadenscheinigen Begründung, dass Dincdags Fitness mangelhaft sei.

Im Fussball gilt Homosexualität sowieso als absolutes Tabu-Thema. Der 33-jährige Schiedsrichter sorgte daher in seinem Heimatland mit dem Coming-out für grosses Aufsehen. Erst im Nachhinein erklärte Verbands-Vizepräsident Lutfi Aribogan: «Dincdag war nur ein zweitklassiger Schiedsrichter ohne Talent und Aussicht auf einen Aufstieg in die erstklassige Süper Lig.»

Muss der Europäische Gerichtshof entscheiden?

Dincdag kämpft aber weiter. Nach seinem Bekenntnis musste er von Trabzon nach Istanbul umziehen und will gegen diese Diskriminierung kämpfen: «Mein Leben ist zur Hölle geworden. Aber wenn es nötig ist, werde ich bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen, damit ich wieder Schiedsrichter sein kann.»

«In der Schweiz nicht möglich»

In der Schweiz hätte der Referee keine solchen Probleme. «So eine Diskriminierung darf nicht passieren», ärgert sich der nationale Schiedsrichter-Chef Urs Meier nach der Konfrontation mit der Geschichte aus der Türkei. Der ehemalige Spitzenschiri ergänzt gegenüber 20 Minuten Online: «In der Schweiz ist so eine Suspendierung nicht möglich.» Das Thema sei für die Auswahl der Schweizer Schiedsrichter völlig irrelevant. So wie es eigentlich überall sein müsste.

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