Sind Sie ein Jammeri, Herr Skibbe?

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Torflaute bei GCSind Sie ein Jammeri, Herr Skibbe?

Seit 365 Minuten ist GC kein Tor gelungen. Trainer Michael Skibbe über Qualität, Kritik und Transfergerüchte.

Sandro Compagno
von
Sandro Compagno

20 Minuten: Michael Skibbe, sind Sie ein Jammeri?

Michael Skibbe: Ein was?

Ein Jammerlappen?

Nein, um Gottes Willen! Wie kommen Sie denn darauf?

Sie wurden in Zürcher Medien dafür kritisiert, dass Sie die Qualität Ihres Kaders bemängeln.

Das ist nicht richtig. Da sind die Kollegen auf der falschen Fährte.

Nach dem Qualifikationsspiel für die Champions League gegen Lyon haben Sie gesagt, dass Ihnen in der Offensive einiges fehle, vor allem ein Torjäger.

Ich habe mehrfach klargestellt, dass ich mit der Zusammenstellung der Mannschaft zufrieden bin. Aber auf einem Niveau wie gegen Olympique Lyon entscheiden halt Kleinigkeiten und da darf man nicht erwarten, dass GC all die Kleinigkeiten hat, die Olympique schon hat. Ein Kader wie unseres ist in der Lage, in der Schweiz gut zu spielen. Aber um dann auch noch international zu bestehen, da sind wir etwas eng bestückt. Das habe ich gesagt, aber das hat nichts mit Jammern zu tun.

Ihre Mannschaft hat seit vier Spielen kein Tor mehr geschossen.

Ja, aber wir waren in allen Spielen nah dran, Tore zu erzielen. Wir trafen Pfosten und Latte. Gegen Sion, Lausanne und auch Lyon haben die Torhüter gut gehalten. Man muss anerkennen, dass auch beim Gegner eine Qualität vorhanden ist. Ich jammere nicht rum und kann Ihnen sagen, dass wir auch in Zukunft wieder Tore schiessen werden.

Am Samstag im Cup gegen Kriens wäre das hilfreich.

Ja, das wäre wichtig. Aber wir haben uns die Pokal-Ergebnisse der Krienser in den letzten Jahren angeschaut. Gegen uns sind sie vor zwei Jahren im Achtelfinal im Elfmeterschiessen rausgeflogen, ein Jahr davor unterlagen sie den Young Boys im Achtelfinal mit 1:2 und nochmals ein Jahr davor verloren sie den Halbfinal gegen Basel mit 0:1. Wir sind gewarnt. Das wird ein schwerer Gang gegen eine sehr gute Amateurmannschaft.

Was können Sie als Trainer gegen die Torflaute tun?

Sehr viel. Wir reden darüber, wir schauen uns Szenen aus besseren Spielen an, wir analysieren, warum wir jetzt keine Tore schiessen. Und dann kann man im Training daran arbeiten, was wir auch intensiv getan haben in den letzten zwei Wochen.

Basel hat ein Auge auf Ihren besten Torschützen Izet Hajrovic geworfen. Beunruhigt Sie das?

So weit ich weiss, liegt keine Anfrage für Izet vor. So weit ich weiss, liegt aus Deutschland auch keine konkrete Anfrage für Valentin Stocker beim FC Basel vor. Aber natürlich: Wenn denn aus der Bundesliga ein interessantes Angebot für Stocker käme und sich der Klub mit Stocker und die beiden Klubs einigen würden, dann wäre es möglich, dass Basel auf der Suche nach einem Flügelspieler an Izet denken könnte. Aber da sind mir zu viele Konjunktive drin. Im Moment sehe ich überhaupt keine Gefahr, dass Izet geht.

Was war die Überlegung, mit dem Brasilianer Caio einen offensiven Mittelfeldspieler zu holen anstelle eines Stürmers?

Stürmer sind derzeit überhaupt nicht verfügbar und wenn, dann zu Preisen, die unsere Möglichkeiten übersteigen. Ich war auf der Suche nach einem torgefährlichen Offensivspieler, der im Zentrum spielen kann. Mit Caio habe ich zwei Jahre in Frankfurt zusammengearbeitet und weiss sehr genau, welche Qualitäten er hat.

Er wirkt nicht fit.

Das wird immer nur kolportiert, ist aber von Ahnungslosigkeit geprägt. Natürlich hat er in Brasilien ein anderes Trainingspensum gehabt als bei uns. Aber er ist seit drei Wochen hier, hat keine Trainingssekunde verpasst und ist fit. Da braucht sich niemand Sorgen zu machen.

Gibt's einen weiteren Transfer? Holt GC noch einen Stürmer?

Wohl eher nicht. Die Option war, einen Offensivspieler zu holen.

Welche Mannschaft spielt in Kriens. Ein A-Team oder eine B-Auswahl im Hinblick auf das Playoff der Europa League gegen Fiorentina.

Definitiv eine A-Mannschaft. Aber es kann sein, dass der eine oder andere Spieler, der zuletzt viel gespielt hat und unter der Woche international im Einsatz war, in Kriens eine Pause erhält.

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