Werden Pyros in Stadien legalisiert?

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Initivative der UltragruppenWerden Pyros in Stadien legalisiert?

Petarden und Pyros sind in Fussballstadien seit Jahren ein Zankapfel. Soll man sie legalisieren oder verboten lassen? In Deutschland geht man jetzt neue Wege.

von
fox

Union-Fans unterstützen die Initiative «Pyrotechnik legalisieren» beim Heimspiel gegen Greuther Fürth. (Quelle: YouTube)

Es vergeht in den grossen Fussballstadien praktisch kein Wochenende, ohne dass in den Fanbblocks Bengalos und Fackeln gezündet werden. Obwohl dies seit Jahren verboten ist, schmuggeln die Ultras immer wieder sogenannte Pyros in die Arenen und zünden diese während der Partie. Die darauffolgenden Lautsprecherdurchsagen sind weniger als ein Tropfen auf den heissen Stein.

150 Ultra-Gruppen lancierten Initiative

Auch in Deutschland schlägt man sich mit dem Problem herum. Was für Fangruppen zur Kultur gehört, ist von Gesetzes wegen verboten. Bei unserem nördlichen Nachbarn kommt jetzt Bewegung in den Streit. Rund 150 Ultra-Bewegungen – darunter Anhänger-Gruppierungen praktisch aller Bundesligisten und sogar einzelner Vereine aus der 2. Bundesliga haben sich zur Zweckgemeinschaft «Pyrotechnik legalisieren» zusammengeschlossen.

Die Ultra-Gruppen haben dafür als Basis ein kleines Manifest verfasst, worin es unter anderem heisst: «Bengalische Feuer und die bunten Farben des Rauches sind feste Bestandteile der Fankultur. Für uns ist Pyrotechnik ein Mittel, um Feierstimmung zu schaffen. (…) Wir lieben die Pyrotechnik, so wie wir unsere Zaunfahnen, Choreographien, Gesänge lieben.» Die Urheber des Schreibens wenden sich ausdrücklich gegen «Böller, Kanonenschläger und sonstige Knaller» und erläutern: «Leuchtspurgeschosse sind ebenso tabu wie die ‹Entsorgung› von Bengalischen Feuern in den Innenraum, aufs Spielfeld oder in Nachbarblöcke.»

Temporärer Waffenstillstand mit DFB und DFL

Die Verantwortlichen haben sich gar mit dem deutschen Verband (DFB) und der Liga (DFL) getroffen, wobei eine Art «Waffenstillstand» als Basis für weitere Gespräche abgemacht wurde. Das Ergebnis: Am Wochenende machten verschiedene Fankurven auf die Aktion aufmerksam. Statt Pyros hielten beispielsweise die Fans von Union Berlin sowie diejenigen in Düsseldorf, Aachen oder Karlsruhe einen Banner in die Höhe mit der Aufschrift: «Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren». Auf Bengalos wurde verzichtet. Dies soll während der ersten sieben Spieltage so bleiben, schreibt das Fussballmagazin «11Freunde».

2. Phase: Pyros in kontrollierbaren Zonen

Der Waffenstillstand soll dazu dienen, dass sich der DFB und die DFL versichern können, dass die 150 Gruppierungen in den Kurven wirklich den grossen Einfluss haben, welchen sie für sich beanspruchen. Bisher hats geklappt. Die Frist für die erste Testphase soll am 22. August ablaufen. «Wenn der Initiative das gelingt, wenn diese Einflussnahme möglich ist, dann soll es weitere Gespräche geben», sagt DFB-Sicherheitschef Helmut Spahn gegenüber «11Freunde». Danach soll gemäss einem Interview der «taz» mit Benjamin Hirsch, welcher die Initiative als Anwalt vertritt, eine zweite Phase eingeleitet werden: «Daraufhin gibt der Verband einzelnen Vereinen die Möglichkeit, das Abbrennen in kontrollierbaren Zonen zu genehmigen. Das wird erst mal über Pilotprojekte in Zusammenarbeit mit Ordnungsbehörden passieren. Und zwar schon in dieser Saison.»

Diese kontrollierbaren Zonen sind ein weiteres Puzzlestück auf dem Weg zur Legalisierung. Denn die Initiative-Vertreter argumentieren, dass die Gefahr bei Pyros vor allem davon ausgeht, dass die bis zu 1000 Grad heissen Fackeln im Gedränge der Kurven oft versteckt abgefeuert werden. Würde man jedoch verantwortungsvoll damit umgehen, geschähe nichts.

Starker Gegenwind von Szenekennern

«Pyrotechnik legalisieren»-Sprecher Jannisn Busse hofft, dass «Fans in nicht allzu ferner Zukunft Bengalos in Stadien legal abbrennen können». Anders sieht dies der szenekundige Beamte Raimund Schulte-Rosier aus Köln: «Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen ist eine Straftat nach dem Sprengstoffgesetz und muss polizeilich verfolgt werden.» Auch sein Kollege Volker Lange, Einsatzleiter für Heimspiele des 1. FC Köln, erklärt gegenüber «11Freunde»: «Es ist zu Recht gesetzlich verboten.»

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