Zivilcourage in BochumWerder-Fans attackieren Neonazis
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff zwischen Bochum und Bremen wollten einige Neonazis im Werder-Fanblock ein Transparent mit der Aufschrift «Pro Rassismus» entrollen. Die Bremer Fans wehrten sich, sodass wenig später auch die Polizei eingreifen musste.
«Nazis raus»-Rufe im Werder-Fanblock. (Quelle: Youtube)
Die 20 Minuten nach dem 0:0 zwischen Werder Bremen und dem VfL Bochum waren brisanter als die eher langweiligen 90 Minuten zuvor. Als einige Bremer Spieler vor die Kurve liefen und sich bei ihren 4000 mitgereisten Anhängern bedankten, reagierten die Fans mit lautstarken Pfiffen. Verwundert blickten sich die Spieler an und dachten zunächst, das torlose Unentschieden habe die Anhänger verärgert. Dabei galt der Unmut einer kleinen Gruppierung, dem «Nordsturm Hansestadt Bremen».
Fans provozieren Polizeieinsatz
Unter die Bremer Fans hatten sich offensichtlich einige Rechtsradikale gemischt. Als die Neonazis ein Transparent mit der Aufschrift «Pro Rassismus» und die Reichskriegsflagge enthüllen wollten, reagierten die Werder-Anhänger mit gellenden Pfiffen und skandierten immer wieder «Nazis raus». Schliesslich provozierten sie sogar einen Einsatz der Polizei, vereinzelt kam es allerdings auch zu Handgreiflichkeiten. Sechs Anhänger des «NSHB» konnten kurz nach Spielende in Gewahrsam genommen werden.
Die Gruppe ist schon mehrfach unangenehm aufgefallen. Unter anderem sollen «Nordsturm»-Anhänger auch unter den Hooligans gewesen sein, die im Januar 2007 eine Veranstaltung eines links gerichteten Ultra-Fanklubs im Ostkurvensaal des Bremer Weserstadions überfallen hat. Damals wurden mehrere Personen zum Teil schwer verletzt.
Zwanziger dankt Werder-Fans
Bremens Manager Klaus Allofs lobte die Attacken der Werder-Anhänger: «Das war genau die richtige Antwort auf dieses Plakat. Ich habe grossen Respekt vor unseren Fans, die es mit Zivilcourage nicht zulassen, dass Leute diese Bühne benutzen, um ihre politische Haltung zu zeigen.» Dass in Bochum die Fans ein Zeichen gesetzt haben, sorgt auch beim DFB für grosse Freude. «Es entspricht den Vorstellungen von DFB und DFL, dass die Fans nicht wegschauen, wenn Wirrköpfe und Verblendete die Bühne des Fussballs missbrauchen wollen», sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger dem «Hamburger Abendblatt». Er plant, den Bremer Fans für die Zivilcourage zu danken.
(pre)