Gelb provoziertWieder absichtliche Sperren bei Real?
Die Real-Spieler Sergio Ramos und Xabi Alonso sind im Rückspiel des CL-Viertelfinals gegen Galatasaray Istanbul gelbgesperrt. Dass sie sich darüber ärgern, ist unwahrscheinlich.
Die provozierten Gelb-Roten Karten von Xabi Alonso und Sergio Ramos in der Champions League 2010 gegen Ajax Amsterdam.
3:0 führte Real Madrid im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Galatasaray Istanbul kurz vor Schluss. Jedem ist klar: Passiert nichts Aussergewöhnliches, ist dieses Polster ausreichend für eine Halbfinal-Qualifikation, das Rückspiel wird zum Trainingsspiel. Da gilt es auch, sich eine gute Ausgangslage für die Halbfinals zu schaffen. Will heissen: Sperren sind für die Runde der letzten Vier möglichst zu vermeiden. Die vorbelasteten Sergio Ramos und Xabi Alonso erledigten diese Aufgabe in den Schlussminuten, indem sie sich mit Ballwegschlagen je den Gelben Karton von Schiedsrichter Svein Moen abholten.
Für spanische Medien ist klar: «Die beiden haben sich mit der Aktion die Halbfinalteilnahme gesichert.» Da kann Ramos nach der Partie noch lange sagen, er habe die «Verwarnung sicher nicht gesucht» und Trainer José Mourinho kann sich noch so wild im TV aufregen: «Mir werden wichtige Stützen fehlen. Mein Plan fürs Rückspiel ist mit den Sperren ruiniert.» Man will es den Protagonisten nicht ganz abnehmen. Denn schon in der Vergangenheit gab es ähnliche Vorfälle.
Peinliches Zeitspiel bei 4:0
Im zweitletzten Gruppenspiel der Champions League 2010 führte Real Madrid gegen Ajax Amsterdam 4:0. Ausgerechnet Alonso und Ramos waren damals auch vorbelastet. In der 87. respektive 90. Minute holten die zwei dann noch mit lächerlichem und total übertriebenem Zeitspiel je eine Gelbe Karte ab (Video oben).
TV-Bilder entblössten damals: Mourinho tuschelte mit Ersatztorhüter Jerzy Dudek, dieser informierte Iker Casillas und von dort ging die Information zu Sergio Ramos weiter. Alles war abgesprochen. Ramos und Alonso wurden für das unwichtige letzte Gruppenspiel gegen Auxerre gesperrt, Real Madrid kassierte zusätzlich eine Busse von insgesamt 215'000 Euro und Strippenzieher Mourinho wurde für die unfaire Aktion für ein Spiel auf die Tribüne verbannt. Im Achtelfinal durften all Beteiligten wieder ran.
Unmotiviertes Ballwegschlagen von Modric
Auch im Februar 2013 nach dem 4:1-Sieg gegen Sevilla wurde wieder hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Dieses Mal beorderte Mourinho Alvaro Arbeloa zu sich an die Seitenlinie und befahl ihm wohl, noch eine Gelbe Karte zu holen – und auch Luka Modric zu selbigem aufzufordern. Beide wurden kurz darauf tatsächlich verwarnt – beide für fahrlässige Aktionen (Video unten). Auch damals entlarvten die TV-Bilder die Mauscheleien.
Allerdings machten die Aktionen auf den ersten Blick wenig Sinn. Denn Modric und Arbeloa waren danach für die Partie gegen Vallecano (6. Rang) gesperrt und konnten in der Woche danach gegen das Schlusslicht La Coruña wieder ran. Auf den zweiten Blick zeigte sich allerdings: Nach La Coruña folgte der Clásico gegen Barcelona. Es waren wohl weiter vorausschauende Sperren.
Werden Ramos und Alonso zwei Spiele gesperrt
Im aktuellen Fall fehlen (noch) TV-Bilder, welche Befehle von José Mourinho zeigen würden. Vielleicht hatte er seine Spieler schon in der Kabine vorinformiert, vielleicht haben sie diemal selbst so weit überlegt. Der Schuss könnte allerdings nach hinten los. In den Uefa-Regeln steht, dass Spieler, die absichtlich eine Sperre provozieren, auch für zwei Partien gesperrt werden können. So erging es Levantes Sergio Ballesteros. Dieser provozierte im zweitletzten Gruppenspiel der Europa League gegen Helsingborg eine Gelbe Karte, damit er im letzten, unwichtigen Spiel die Sperre absitzen konnte. Die Uefa liess ihn zudem im 1/16-Final-Hinspiel dann aber zuschauen.
Die Gelben Karten von Alvaro Arbeloa und Luka Modric gegen Sevilla im Februar 2013 (Quelle: YouTube)