Thomas de Gendt siegt auf dem Stilfserjoch

Aktualisiert

Giro d'ItaliaThomas de Gendt siegt auf dem Stilfserjoch

Thomas de Gendt darf sich als Tagessieger beim Giro d'Italia feiern lassen. Gesamtleader Joaquim Rodriguez kann seine Führung ausbauen.

Thomas de Gendt.

Thomas de Gendt.

Nach drei Wochen und 3500 km kommt es heute Pfingstsonntag über30 flache Kilometer in Mailand zum grossen Showdown um den Giro-Triumph. Die besten Aussichten scheint Ryder Hesjedal zu haben, der als besserer Zeitfahrer gilt als der Gesamterste Joaquim Rodriguez. Michele Scarponi auf Platz 3 liegt mit 1:51 Minuten Rückstand zu weit im Hintertreffen und riskiert sogar, seinen Podiumsplatz an den überraschenden Thomas de Gendt abtreten zu müssen.

Zum grossen Theatercoup kam es im Veltlin. Nach dem Mortirolo-Pass übten sich die Favoriten in Passivität. Ihr Rückstand nahm innert kürzester Zeit ein grosses Ausmass an. Und der Achte des Gesamtklassementes, Thomas de Gendt, fuhr bei seinem Vorstoss so stark, dass der Belgier eine Weile lang sogar davon träumen konnte, ins Leadertrikot schlüpfen zu können.

Dass es nicht zum grossen Umsturz kam, war in erster Linie das Verdienst von Ryder Hesjedal. Der Kanadier orchestrierte das Geschehen zusammen mit seinen Helfer Christian Vandevelde und Peter Stetina so, dass die Gangart wieder verschärft wurde. Im zweiten Teil des 23 km langen Anstieges zum Stilfserjoch musste Hesjedal die Verantwortung selbst übernehmen. Der frühere Mountainbiker verausgabte sich dabei so stark, dass Hesjedal auf den letzten Metern Rodriguez 14 und Scarponi 2 Sekunden zugestehen musste.

Ein belgischer Held

Der Held des Tages war aber zweifellos Thomas de Gendt. Der Belgier rollte die früheren Ausreisser des Tages auf und liess hinauf zum auf 2757 m Meereshöhe gelegen Ziel kaum eine Schwäche erkennen. Auf dem Stilfserjoch feierte De Gendt den bedeutendsten Erfolg seiner Karriere. Der zuvor auf internationaler Ebene weitgehend unbekannte Radprofi weist in seinem Palmarés immerhin aussergewöhnliche Erfolge auf. Dieses Jahr entschied De Gendt die 7. Etappe von Paris - Nizza nach einer Vorausfahrt über 160 km für sich. Letzte Saison musste der Radprofi aus Sint-Niklaas in Serfaus (Ö) Auskunft geben, nachdem er die mit 223 km längste Etappe der Tour de Suisse gewonnen hatte. De Gendt hatte kurz vor der Schlusssteigung angegriffen und selbst einem Gegner vom Formate eines Andy Schleck gelang es nicht, den Belgier noch zu stellen. Er kenne seine Grenzen noch nicht, hatte De Gendt in Serfaus gesagt. Nun könnte es der 26-Jährige auf das Podest des Giro schaffen. Einen Belgier auf dem Podium der Italien-Rundfahrt gab es seit 1978 nicht mehr, als der Sieger Johan de Muynck geheissen hatte.

Oliver Zaugg setzt sich in Szene

Mit einer schönen Nummer wartete Oliver Zaugg auf. Der Gewinner der Lombardei-Rundfahrt setzte sich im schweren Aufstieg zum Mortirolo-Pass von seinen Fluchtgefährten ab und pedalte mit einem teilweise beträchtlichen Vorsprung alleine an der Spitze voraus. Noch vor Bormio ging aber das Abenteuer zu Ende. Zaugg büsste für seinen Effort. Das Ergebnis wurde zur Nebensache: 40. mit 22:50 Minuten Rückstand. Auch ein anderer Traum eines Schweizer Radprofis ging nicht in Erfüllung. Johann Tschopp hatte gehofft, die Italien-Rundfahrt unter den Top Ten zu beenden. 9:38 Minten Rückstand in der Königsetappe warfen den Walliser im Gesamtklassement vom 11. auf den 13. Platz zurück.

Für Andrea Guardini ging der Giro unrühmlich zu Ende. Der italienische Sprinter hatte sich im Aufstieg zum Teglio-Pass, der dritten von fünf Bergwertungen, am Mannschaftswagen festgehalten und wurde deshalb ausgeschlossen. Zwei Tage zuvor hatte sich Guardini in Vedelago mit seinem Spurtsieg über Mark Cavendish ins Rampenlicht gesetzt.

95. Giro d'Italia. 20. Etappe, Caldes/Val di Sole - Stilfserjoch (218 km):

1. Thomas de Gendt (Be) 6:54:40.

2. Damiano Cunego (It) 0:56.

3. Mikel Nieve (Sp) 2:50.

4. Joaquim Rodriguez (Sp) 3:22.

5. Michele Scarponi (It) 3:34.

6. Ryder Hesjedal (It) 3:36.

Gesamtklassement:

1. Joaquim Rodriguez (Sp).

2. Ryder Hesjedal (Ka) 0:31.

3. Michele Scarponi (It) 1:51.

4. Thomas de Gendt (Be) 2:18.

5. Ivan Basso (It) 3:18. (si)

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