Wärmebilder heizen Velomotor-Verdacht an

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Technisches Doping?Wärmebilder heizen Velomotor-Verdacht an

Sieben Radprofis sollen jüngst auf Elektromotoren zurückgegriffen haben. Der Name von Fabian Cancellara taucht erneut auf.

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Die beiden italienischen Radrennen Strade Bianche und Coppi e Bartali, die im März stattfanden, hinterlassen einen fahlen Nachgeschmack. Sieben Profis sollen mit einem Elektromotor unterwegs gewesen sein, wie der Fernsehsender France 2 berichtet. Dieser hatte in Zusammenarbeit mit der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» verdeckt ermittelt.

Getarnte TV-Kameras waren als Wärmebildkameras im Einsatz. Die Bilder sprechen eine deutliche Sprache: Im Velorahmen sind heisse Stellen ersichtlich. Das deutet darauf hin, dass elektronische Tretlager oder Magnetsysteme verwendet wurden.

Kritik am Radsportverband

Im TV-Beitrag werden keine Namen von Fahrern genannt, die technisches Doping begangen haben sollen. Die Vorwürfe von Velos mit Motoren sind auch nicht neu. «Man spricht von Cancellara, aber ich habe den Beweis, dass es schon früher der Fall war», sagt Vincent Wathelet, Veloprofi-Berater, in einem Interview mit dem belgischen Fernsehsender RTBF. Cancellara wurde bei seinem Double-Gewinn Flandern-Rundfahrt und Paris–Roubaix 2010 verdächtigt, mit Hilfsmitteln unterwegs gewesen zu sein. Strade Bianche gewann er dieses Jahr zum dritten Mal.

Wathelet kritisiert den Internationalen Radsportverband UCI, weil dieser das Problem nicht ernst nehme. «Die UCI unternimmt nichts im Kampf gegen die Betrüger. Ich habe in mehreren Rennen ein Velo mit allem ausgerüstet, was verboten ist, und dies der UCI demonstriert.» Der Radsportverband widerspricht. «Wir sind überzeugt, dass unsere aktuellen Methoden zur Erkennung sehr effizient sind. Wir arbeiten mit Wärmebild-, Röntgen- und Ultraschalltests und können mit einem Tablet Rahmen und Räder in weniger als einer Minute testen.»

Erst eine Fahrerin überführt

Ende Januar wurde erstmals eine Athletin der technischen Trickserei überführt. Die belgische U23-Fahrerin Femke van den Driessche war bei der Radquer-WM im belgischen Zolder mit einem Hilfsmotor im Velo unterwegs. Sie bestritt, dass es ihr Velo war. Es gehöre einem Freund, erklärte sie.

Einen Tag vor der Anhörung ihres Falles vor der Disziplinarkommission des Internationalen Radsportverbands gab die 19-Jährige ihren Rücktritt bekannt, weil sie einen Freispruch als «unmöglich» erachtete. Die UCI forderte im ersten Fall von «technologischem Betrug» eine lebenslange Sperre sowie eine Geldstrafe in der Höhe von 50'000 Euro.

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