«Doktoren, Anwälte und Lehrer»

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Free Fighting«Doktoren, Anwälte und Lehrer»

Der Kampfsport Free Fighting soll mit einer Meisterschaft in der Schweiz lanciert werden. Mit einem Millionenbudget und weltweiter Vermarktung will Initiant Rafael Perlungher den Zweikampf etablieren. Dass der Sport als Blutsport verschrien ist, stört ihn. Denn: «Dumme Leute sind dazu nicht geeignet».

Marius Egger
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Marius Egger

Herr Perlungher, was ist beim Free Fighting nicht erlaubt?

Enorm viel. Alle lebensgefährlichen Schläge zum Beispiel. So sind Schläge an den Hinterkopf oder repetierte Schläge in die Leber tabu. Insgesamt gibt es 31 verbotene Aktionen. Free Fighting sieht zwar sehr hart aus, auch weil Schläge auf am Boden liegende Kämpfer erlaubt sind. Es ist aber viel weniger gefährlich als etwa Boxen oder Fussball.

Jetzt untertreiben Sie aber.

Überhaupt nicht. In meinem Klub, den ich seit vier Jahren leite, gab es noch keine einzige Verletzung. Vom Fussball können Sie das nicht behaupten. Und im Profi-Boxen gab es allein im letzten Jahr 68 Tote.

Auch im Free Fighting gab es schon Tote.

Drei seit 1996. Das ist nichts im Vergleich zum Boxen. Das Blut fliesst zwar schneller. Die Verletzungen sind aber oft nur oberflächlich. Erschütterungen am Hirn, wie dies beim Boxen der Fall ist, gibt es praktisch keine.

Trotzdem eilt Free Fighting der Ruf als brutale Sportart voraus, in der es nur darum geht, Blut zu sehen.

Am Anfang war Free Fighting auch in den USA als Blutsport verpönt. Heute ist es der König der Kampfsportarten und auch in Europa immer mehr akzeptiert. In Schweden etwa kommen bis zu 7000 Personen pro Anlass. Die Leute wollen nicht Blut sehen. Free Fight ist die technisch hochstehendste aller Kampfsportarten. Um das geht es. Deshalb gilt auch: Dumme Leute können Free Fighting nicht betreiben. In den USA haben 80 Prozent der Kämpfer einen Hochschulabschluss. Darunter sind Doktoren, Anwälte und Lehrer.

Gibt es für die Kämpfer einen Schutz?

Die Kämpfer werden ärztlich überprüft. Geprüft wird das Herz und Krankheiten wie Hepatitis und Aids. Der grösste Verband, die UFC, hat zudem sehr strenge Dopingkontrollen. Das werden wir auch an den Schweizer Meisterschaften machen. Die Gefahr bei Free Fightern auf Amateurniveau ist gross, Doping zu nehmen. Nicht zuletzt wegen dem Körperkult, der betrieben wird.

In den USA ist Free Fighting mittlerweile ein Millionengeschäft. Das Forbes-Magazin hat den Wert des weltweit grössten Verbands UFC auf eine Milliarde geschätzt. Gagen von bis zu einer Million werden bezahlt. Was ist in der Schweiz möglich?

Das Potenzial ist enorm. Wir hatten vor einigen Jahren eine Reality-Show auf DSF. Es gab zwei Kämpfe pro Sendung. Die Einschaltquote stieg dabei jeweils um das Doppelte. In Japan finden die Kämpfe vor bis zu 70'000 Zuschauern statt. Auch in Schweden hat sich die Sportart etabliert. Es ist eine Frage der Zeit, bis die Welt vom Fieber erfasst wird.

Noch einmal: Was ist in der Schweiz möglich?

Eine Prognose zu stellen ist schwierig. Aber wir sind jetzt in Verhandlung mit grossen internationalen TV-Stationen und finanzstarken Sponsoren, um Free Fighting in Europa zu etablieren. Dahinter steht der japanische Verband der MMA (Mixed Martial Art). Die wittern in Europa das Geschäft. Unser Ehrgeiz ist es, dereinst auch die Schweizer Kämpfe im TV zu zeigen. Und die besten Schweizer Kämpfer werden die Möglichkeit haben, internationale Fights auszutragen – vor einem weltweiten Millionenpublikum.

Wie hoch ist das Budget für die Schweiz?

Wenn die Sponsoren einsteigen, liegen Millionen bereit. Genaue Zahlen oder Namen kann ich Ihnen aber noch nicht nennen. Nur zum Vergleich: In den USA sind Budweiser und McDonalds bereits eingestiegen. Europa ist der kommende Markt. Ich bin überzeugt, dass in der Alterskategorie 15 bis 30 Jahre in Zukunft nur der Fussball mit Free Fighting mithalten kann.

Wie viele Hürden müssen Sie noch nehmen, damit Sie 2010 wie geplant die nationale Meisterschaft starten können?

Es gibt enorme Widerstände. Treibende Kräfte dahinter sind die Box- und Karatelobby. Die sind massiv kritisch und fürchten sich wohl davor, dass ihnen die Leute davonlaufen.

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