Baby im Bauch, Tokio 2020 im Hinterkopf

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Nicola SpirigBaby im Bauch, Tokio 2020 im Hinterkopf

Die Weltklasse-Triathletin Nicola Spirig ist erneut schwanger. Ihre Karriere will sie nach der Geburt fortsetzen – das Thema Langdistanz hat sich jedoch erledigt.

Kai Müller
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Kai Müller

Nicola Spirig spricht über ihre Zukunftspläne. (Video: 20 Minuten)

Sie wirkt entspannt und ausgeglichen an diesem Donnerstagmorgen. Einzig eine Erkältung plagt sie ein wenig, doch davon lässt sich Nicola Spirig nicht die Laune verderben. Die zweifache Olympia-Medaillengewinnerin hat in einem Zürcher Hotel zum Pressegespräch geladen. Sie will über ihre Zukunft informieren – und verkündet gleich zu Beginn eine frohe Botschaft: «Wir erwarten Ende Mai unser zweites Kind», sagt die 34-Jährige. «Dass es so schnell geklappt hat, ist ein Riesengeschenk.»

Die Familie mit Ehemann Reto Hug, einem ehemaligen Triathleten, und dem dreieinhalbjährigen Sohn Yannis wird in nächster Zeit also weiterhin im Vordergrund stehen, wie das seit der Rückkehr von den Olympischen Spielen in Rio der Fall ist. «Mein Leben ist ganz anders, seit Rio vorbei ist. Ich hatte zwar viele Sponsorentermine, weil ich in den drei Monaten vor den Spielen fast alles abgesagt hatte, aber meine Planung dreht sich nicht mehr um drei Trainings pro Tag», sagt Spirig. 12 bis 15 Stunden wendet sie derzeit wöchentlich auf. Sie hat ihr Pensum halbiert und verzichtet auf intensive Einheiten, arbeitet vorwiegend im Ausdauerbereich.

Keine Zeit für Langdistanz

Die Zürcherin will es in den kommenden Monaten – für ihre Verhältnisse, versteht sich – ruhig angehen lassen. Zwar ist für sie klar, dass sie ihre Karriere fortsetzen wird, allerdings ohne etwas zu überstürzen. «Ich gebe mir Zeit, mich an die neue Situation mit zwei Kindern zu gewöhnen, und setze mir kein Datum als Ziel für mein Comeback», sagt Spirig. Wenn alles perfekt laufe, werde sie im Herbst 2017 wieder Wettkämpfe bestreiten.

Hatte sie in der Vergangenheit mit einem Wechsel auf die Triathlon-Langdistanz geliebäugelt, hat sie diesen Gedanken inzwischen verworfen – aus pragmatischen Gründen. Der Reiz wäre zwar durchaus da, doch ihre Verpflichtungen und Engagements (u. a. Kids-Cup und Stiftung) erlauben es ihr nicht, noch mehr Zeit ins Training zu investieren. «Und das wäre nötig, um die Allerbesten an der Ironman-WM auf Hawaii fordern zu können, was mein Anspruch wäre», sagt Spirig, die Ende 2014 testhalber den Ironman im mexikanischen Cozumel absolvierte und auch gewann.

Fünfte Spiele nur mit Medaillenchancen

Da sie auf der Kurzdistanz bleibt, wird Tokio 2020 automatisch zum Thema. Vor Rio hatte Spirig eine fünfte Teilnahme an Sommerspielen als Triathletin – es wäre ein Novum in der Geschichte dieses Sports – noch ausgeschlossen, ein Gespräch mit Trainer Brett Sutton hat sie jedoch umdenken lassen. Heute sagt sie: «Noch ist Tokio weit weg. Aber wenn ich dort starten sollte, dann nur mit Medaillenchancen. Ich werde nicht antreten, um einfach nur teilzunehmen.»

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