Chef der Intensivstation«Albrecht ist weiterhin in Lebensgefahr»
Das Spital in Innsbruck hat über den Gesundheitszustand von Daniel Albrecht informiert. Der Walliser ist weiterhin in Lebensgefahr, wie der Uniklinik-Arzt Norbert Mutz im ORF bekannt gab. Die Hoffnung, dass Albrecht keine bleibenden Schäden davon trägt, besteht weiterhin.
Im Spital in Innsbruck haben Swiss Ski und das Ärzteteam zu einer Pressekonferenz gebeten. Die gute Nachricht vorweg: Daniel Albrecht hat Chancen, dass er keine bleibenden Schäden davonträgt.
Eine vollständige Entwarnung konnten die Ärzte indessen noch nicht geben. Der Skirennfahrer befindet sich weiterhin in einem künstlichen Tiefschlaf. Der Tiefschlaf sage jedoch nichts aus über den Zustand der Patienten, erklärte Assistenz-Professor Dr. Wolfgang Koller. Es gehe in erster Linie darum, das Gehirn zu schützen und Sressfaktoren auszuschalten.
«Nicht der Zeitpunkt des Aufwachens ist wichtig, sondern der Weg dorthin», sagte Dr. Koller. Nach einer ersten Phase, die durchaus kritisch gewesen sei, werde Daniel Albrecht sukzessive in den Zustand zurückgeführt, in dem er sich vorher befand. Das sei nicht wie bei einem Wecker, mit dem man am Morgen aus dem Schlaf geweckt werde.
Professor Mutz: «Keine übertriebene Sorge»
Dr. Koller verglich diesen Prozess mit einem landenden Flugzeug. Da spiele es auch keine Rolle, wie lange der Anflug dauere, sondern wie sanft das Flugzeug aufsetze. Die Neurochirurgin Dr. Renate Larndorfer hielt fest, dass die Blutungen im Gehirn von Albrecht nicht so gross gewesen seien, dass ein chirurgischen Eingriff notwendig gewesen sei.
Der Chef der Intensivstation, Norbert Mutz, hält aber fest: «Albrecht ist weiterhin in mittelbarer Lebensgefahr. Bis jetzt haben wir keinen Grund zur übertriebenen Sorge. Ich bin kein Prophet. Die Hoffnung auf eine vollständige Genesung ist aber berechtigt.» Genaueres wird wohl erst in den nächsten Tagen bekannt werden.
Mit einer Sonde wird der Gehirndruck permanent gemessen. Dazu ist ein kleines schlauchartiges Gerät, das die Ärzte zur Demonstration zur Medienkonferenz mitgenommen hatten, etwa zwei Zentimeter ins Gehirn eingeführt worden. Die Werte veränderten sich in den ersten 24 Stunden nicht, was als gutes Zeichen interpretiert wird.
Albrechts guter Allgemeinzustand hilfreich
Auch bei der Untersuchung von andern Körperpartien ergaben sich keine Abnormalitäten. Frau Dr. Larndorfer bezeichnete es als erstaunlich, dass Albrecht angesichts der Schwere des Sturzes keine weiteren gravierenden Verletzungen erlitten hat, insbesondere keine Frakturen, weder an der Wirbelsäule noch an den Extremitäten. Das sei auf die aussergewöhnliche Konstitution des Spitzensportlers Albrecht zurückzuführen, wie sein guter Allgemeinzustand insgesamt einen guten Einfluss auf die Rehabilitation habe. Deshalb dürfe man bezüglich des weiteren Heilungsprozesses optimistisch sein.
Ob Daniel Albrecht diesen Unfall ohne bleibenden Schaden übersteht, lässt sich nach Ansicht der Ärzte zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit hunderprozentiger Sicherheit beantworten. Sie hielten aber fest, dass eine «totale Rehabilitation absolut möglich» sei.
Vergleiche mit Wendlinger und Macartney
Bei Albrecht werden neben der permanenten Überwachung der Gehirnströme auch alle andern lebenswichtigen Funktionen (Herz, Kreislauf, Lunge, Leber) mittels Computer-Tomographie und andern High-Tech-Geräten ständig kontrolliert. Bezüglich des Zeitpunkts des Aufwachens von Albrecht aus dem künstlichen Koma rechne man mit Tagen und nicht mit Stunden, was aber kein Indiz auf die Schwere der Verletzung oder den Gesundheitszustand sei.
Auf die Frage, wie weit sich die Verletzung von Albrecht mit jener des einst in Monaco verunglückten (und ebenfalls in der Uni- Klinik behandelten) Formel-1-Renfahrers Gerhard Wendlinger vergleichen lasse, erklärten die Ärzte, bei Wendlinger seien damals auch Gehirnstrukturen verletzt gewesen, was bei Albrecht nicht der Fall ist. Trotzdem fuhr Wendlinger später wieder Autorennen.
Albrecht bleibt vorläufig in Innsbruck
Im Bezug auf den ähnlichen Unfall und die ähnliche Verletzung des US-Amerikaners Scott Macartney aus dem Vorjahr, der schon zwei Tage später in die USA transportiert worden war, meinten die Ärzte, dass eine Überführung Albrechts in die Schweiz auch in diesem Zustand theoretisch möglich wäre. Aufgrund der hervorragenden Betreuung, für die sich Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann im Rahmen der Medienkonferenz bei allen Beteiligten ausdrücklich bedankte, steht ein kurzfristiger Rücktransport von Albrecht in die Schweiz zurzeit aber nicht zur Diskussion.
Seit Donnerstagabend befinden sich Daniel Albrechts Eltern, seine Freundin und sein Manager Giusep Fry in Innsbruck und werden regelmässig informiert. Besuche statten sie aber nur zu den offiziellen Blockzeiten ab. Die Eltern kehren voraussichtlich am Wochenende in die Schweiz zurück, die Freundin wird noch bleiben. Giusep Fry, der 2001 auch schon der Manager des in Val d'Isère verunfallten Silvano Beltrametti gewesen war, meinte, er hätte bezüglich der Heilung «ein gutes inneres Gefühl». Die Uni-Klinik wird in den nächsten Tagen regelmässig um die Mittagszeit weitere Informationen über den Gesundheitszustand von Daniel Albrecht geben.
Urs Lehmann: «Ein rabenschwarzer Tag»
«Das Gehirn ist nicht angeschwollen, der Kreislauf arbeitet stabil und die Lunge ist nicht weiter beeinträchtigt. Aber man muss weiter beobachten», so Mutz. «Im Moment haben wir eine grosse Palette von Befunden - biochemisch und bildgebend. Zurzeit haben wir keinen Grund, besonders besorgt zu sein.» Albrecht bleibt aber bis auf weiteres im künstlichen Koma. Damit werden seine Organe geschützt. Wann er geweckt wird, ist noch nicht bekannt. Momentan geht man aber davon aus, dass Albrecht noch «Tage auf der Intensivstation verbringt und Wochen im Spital».
Vor der Pressekonferenz richtete sich Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann an die zahlreichen Medien: «Es ist ein rabenschwarzer Tag für den Schweizer Skisport.»
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