Wie kommt die Nadel in die Bordverpflegung?

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FlugsicherheitWie kommt die Nadel in die Bordverpflegung?

Nach einer Reihe unheimlicher Zwischenfälle mit kontaminierten Sandwiches fliegt die Angst mit. Sicherheitslücken sind sowohl beim Caterer als auch am Flughafen möglich.

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Theoretisch denkbar, aber betriebswirtschaftlich kaum realistisch. (Bild: 20 Minuten Online)

Theoretisch denkbar, aber betriebswirtschaftlich kaum realistisch. (Bild: 20 Minuten Online)

Am Montag fand ein Passagier auf einem Flug mit Air Canada von Victoria nach Toronto eine Nadel in seinem Sandwich. Mitte Juli war es auf vier Flügen von Delta Airlines von Amsterdam in die USA zu ähnlichen Vorfällen gekommen. Angesichts der rigorosen Sicherheitsbestimmungen rund um die zivile Luftfahrt drängt sich die Frage auf, wie so etwas möglich ist. Wenn über das Essen eine Nadel unbemerkt an Bord gelangt, ist ähnliches vielleicht auch mit gefährlicheren Gegenständen – zum Beispiel Sprengstoff – möglich.

Hätten sich die Nadeln nicht zwischen zwei Brothälften, sondern in der Hosentasche eines Passagiers befunden, wären Sie vielleicht bei der Sicherheitskontrolle vom Metalldetektor entdeckt worden. Doch im Unterschied zu Reisenden und ihrem Gepäck werden Mahlzeiten nicht einzeln kontrolliert, bevor sie an Bord eines Verkehrsflugzeugs gelassen werden. Laut dem US-Magazin «Slate» überprüfen Airline-Caterer ihre Produkte nur stichprobenartig, wenn sie vom Fliessband rollen.

Background-Checks für Mitarbeiter

Branchenprimus Gate Gourmet aus Zürich will diese Praxis aus Sicherheitsgründen nicht bestätigen. Auf Anfrage erklärt Sprecherin Brigitt Trindler aber, als Reaktion auf die Nadelvorfälle habe man die bestehenden, strikten Sicherheitsvorschriften in allen Bereichen ergänzt.

Stichproben erlauben ohnehin nur eine lückenhafte Kontrolle. Zudem ist nicht gesagt, ob bei einem Zufallstreffer der Fremdgegenstand tatsächlich entdeckt würde. Laut «Slate» sollen Terrorgruppen zum Beispiel Plastiksprengstoff in Form eines Hacktätschlis entwickelt haben, der in einem Hamburger kaum auffallen würde. Es sei denn die Mahlzeiten würden wie Handgepäck gescannt, was aber hohe Zusatzkosten nach sich ziehen würde.

Zusätzlich zu den Stichproben müssen Caterer ihre Mitarbeiter einem Background-Check unterziehen, bevor sie eingestellt werden. So schreibt es eine EU-Regelung über Airline-Zulieferer vor, die auch für die Schweiz gilt. «Bei allen Mitarbeitenden, inklusive temporären, wird vor Eintritt eine entsprechende Hintergrundüberprüfung vorgenommen», bestätigt Gate Gourmet auf Anfrage. Über die Einhaltung dieser Vorschriften wacht in der Schweiz das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), das bei den betreffenden Betrieben regelmässig Inspektoren vorbeischickt.

Unversiegelte Container in Atlanta

Eine weitere mögliche Sicherheitslücke ist der Flughafen, wo grundsätzlich alles kontrolliert wird, was von aussen kommt – ausser Mahlzeiten. «Unsere Aufgabe ist es lediglich, die versiegelten Catering-Fahrzeuge nach vorgegebenen Kriterien bei der Einfahrt ins Flughafengelände zu kontrollieren», erklärt Sonja Zöchling, Sprecherin des Flughafens Zürich, auf Anfrage. Die Kriterien werden auch hier von der EU und vom BAZL definiert.

Dass diese Aufgabe nicht überall gleich ernst genommen wird, zeigte ein Bericht über die Zustände am internationalen Flughafen Hartsfield-Jackson in Atlanta im vergangenen Jahr. Ein Mitarbeiter von Gate Gourmet filmte damals verdeckt ganze Reihen von unversiegelten Gate-Gourmet-Containern. Versiegelt waren nur jene, wo Alkohol drin war, um Diebstahl durch Mitarbeiter vorzubeugen.

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