Schweiss und TränenAm Check-in war der Rückflug zu Ende
Wegen eines ungültigen Passes verweigerte Air Berlin zwei Zürchern die Heimreise in die Schweiz. Erst als die Maschine schon weg war, lenkte das Check-in-Personal ein.
Am Sonntagabend wollten Sabrina Steiger und ihr Kollege Paolo F.* mit der Air Berlin von Berlin-Tegel zurück nach Zürich fliegen. Beide mussten am Montagmorgen wieder zur Arbeit; Paolo hatte den ersten Tag eines Temporäreinsatzes. Sie, Schweizerin, und er, ein in Zürich lebender Italiener, passierten den Check-in und die Sicherheitskontrolle in Berlin-Tegel ohne Probleme. Gerade als sie den Flieger betreten wollten, holte sie jedoch die Supervisorin vom Check-in ein. «Sie sagte uns, wir könnten nicht mitfliegen - unser Gepäck sei bereits wieder aus der Maschine geholt worden», berichtet Steiger gegenüber 20 Minuten Online.
Sie seien zigmal aufgerufen worden, sagte die Supervisorin - was Steiger bestreitet: «Das wurden wir sicher nicht, das hätten wir gehört.» Als Grund für das No-Go gab die Frau vom Bodenpersonal an, Paolo F. reise mit ungültigen Dokumenten. Obwohl Steigers Dokumente in Ordnung waren, wurde auch sie vom Flug gestrichen.
Personal drohte mit Polizei
Paolo F. hatte einen seit zwei Jahren abgelaufenen italienischen Pass und einen gültigen Ausländerausweis dabei. Das italienische Konsulat in Zürich hatte ihm vor der Abreise versichert, er könne mit diesen Dokumenten reisen.
Am Check-in begann eine heftige Diskussion. «Ich sagte, man dürfe im Schengenraum mit abgelaufenen Pässen reisen, worauf die Supervisorin allen Ernstes entgegnete, die Schweiz sei nicht im Schengenraum», empört sich Steiger. Tatsächlich hatten beide Unrecht: Italienische Staatsbürger dürfen nicht mit abgelaufenen Pässen reisen, aber die Schweiz hat das Schengenabkommen natürlich unterzeichnet.
Die Wogen gingen hoch. Weil Sabrina und Paolo am nächsten Morgen arbeiten mussten, lagen die Nerven blank. Sie begann zu weinen, er kochte vor Wut, und die Check-in-Mitarbeiter drohten mit der Polizei. Erst nach und nach beruhigten sich alle wieder, schliesslich lenkte das Personal ein. «Sie entschuldigten sich für die Unannehmlichkeiten, zahlten uns ein Hotel und den nächsten Flug nach Zürich am Montagmorgen früh», erzählt Steiger.
Arbeitsantritt verpasst
Tatsächlich landeten sie am Montagmorgen endlich in Zürich. «Wir waren extrem gerädert, konnten nur gerade vier Stunden schlafen», sagt Sabrina Steiger. Paolo kam zu spät zu seinem neuen Job, Sabrina, die im Stundenlohn arbeitet, hatte ihre Schicht verpasst. «Die 200 Franken werde ich von der Air Berlin einfordern», sagt sie.
Gegenüber 20 Minuten Online begründet GlobeGround, die für Air Berlin den Check-in betreibt, die Aktion damit, dass man die Dokumente von Paolo F. nochmals habe überprüfen lassen. Man habe jedoch keine Zeit gehabt, zur Klärung mit der Botschaft Kontakt aufzunehmen und deshalb entschieden, F. nicht mitfliegen zu lassen. «Aufgrund von unglücklichen zeitlichen Umständen hat sich daraus eine Fehlentscheidung ergeben, für die wir uns ausdrücklich entschuldigen.» Auch Air Berlin entschuldigt sich für die «Unannehmlichkeiten». Das italienische Konsulat in Zürich, das Paolo F. falsch informiert hatte, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
* Name der Redaktion bekannt