«Atomkraftwerke finde ich nicht so schön»

Aktualisiert

Kinder über die Schweiz«Atomkraftwerke finde ich nicht so schön»

Für die Kids steht der 1. August vor allem für Feuerwerk, Lampions und Bratwurst. Doch was wünscht sich der Nachwuchs eigentlich für die Zukunft der Schweiz? Wir haben nachgefragt.

J. Pfister
P. Rüegg
von
J. Pfister
P. Rüegg

Jelia (10 Jahre), Marina (11 Jahre), Tim (9 Jahre) und Malin (8 Jahre) erzählen, was sie an der Schweiz mögen und was nicht.

Sie sind zwar noch nicht alt genug, um selbst mitzubestimmen - dennoch haben viele Kinder schon eine konkrete Idee davon, wie sie sich die Zukunft der Schweiz vorstellen. Am 1. August standen genau diese Visionen im Mittelpunkt - und zwar an keinem geringeren Ort als dem berühmtesten Stück Grün der Schweiz. Im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums von Pro Juventute pilgerten 500 Jungen und Mädchen zwischen 6 und 16 Jahren gemeinsam auf das Rütli. Vor der offiziellen Bundesfeier durfte je ein Kind stellvertretend für seinen Kanton die zusammengetragenen Wünsche für die Schweiz zum Besten geben.

Mit dabei an der Feier waren auch die 10-jährige Jelia und ihre 8-jährige Schwester Malin Tappolet aus dem schaffhausischen Rüdlingen. Sie waren beide noch nie auf dem Rütli und hatten sich riesig auf den Anlass gefreut. Die beiden Mädchen wünschen sich für die Schweiz der Zukunft vor allem eine gesunde Umwelt, viel Natur, möglichst wenige Autos. «Atomkraftwerke finde ich nicht so schön», sagt Jelia. Dieser Meinung ist auch ihr 9-jähriger Kollege Tim Jäger. «Die machen alles kaputt, Tiere und Pflanzen.» Das habe er in der Schule gelernt.

Unterirdische Einkaufszentren und Gratis-ÖV

Eine gesunde und vielfältige Natur ist nicht nur bei den Schaffhauser Kindern hoch im Kurs. Vergleicht man die Visionen der Sprösslinge aus allen Kantonen, steht der Umweltschutz ganz klar zuoberst auf der Wunschliste. «Die Leute sollen mehr Sorge tragen zum Wald und schauen, dass nicht mehr achtlos Abfall in der Natur abgelegt wird», findet der 10-jährige Thomas aus dem Kanton Glarus. Die Zürcher Kinder wünschen neben der Abschaffung der AKW viel unverbaute Natur, «um auch in Zukunft Zeltlager zu machen».

Konkrete Ideen, wie man der Umwelt Sorge tragen kann, liefert der Nachwuchs auch gleich mit. So schlägt Miro Vogler aus dem Kanton Schwyz vor, grosse Einkaufszentren und Wohnsiedlungen in Zukunft unterirdisch zu bauen - damit keine Grünflächen verloren gehen. Die Kinder aus dem Kanton Wallis wollen eine geringere Luftverschmutzung mit Gratis-ÖV erreichen.

Schulbeginn nach 8 Uhr

Neben dem Umweltschutz ist den Kindern auch die Arbeit ein wichtiges Anliegen. «Jedes Kind soll, wenn es mal gross ist, eine gute Lehrstelle finden, unabhängig davon, ob es die Bezirks-, die Sekundar- oder die Realschule gemacht hat», wünschen sich die Aargauer. Die Kinder des Kantons Appenzell Ausserrhoden erhoffen sich für die Zukunft der Schweiz, dass alle Menschen genug zu essen haben und vor dem Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen geschützt werden. Nicht nur vor Drogen fürchten sich die Kinder, auch vor Krawallen und Kriegen. «Es darf niemals Krieg geben in der Schweiz», sagen die Kinder aus Baselland und Fribourg.

Auffällig ist, dass der Schweizer Nachwuchs praktisch keine materiellen Wünsche aufzählt. Lediglich ein Geburtstagsgeschenk von Eltern, Grosseltern oder dem Götti sollen alle Kinder erhalten - «damit sie lachen und glücklich sein können». Für die gute Laune sollen ausserdem ein späterer Schulbeginn, «erst viel später als acht Uhr», und viele Spielplätze sorgen.

Grundsätzlich sind die Kinder aber zufrieden mit der Schweiz, in der sie heute leben. Ihnen gefällt die Unabhängigkeit vom Ausland, aber gleichzeitig auch die Toleranz gegenüber anderen. Der Tenor ist klar. «Die Schweiz der Zukunft soll so bleiben, wie sie ist - schön und friedlich.»

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