Social-Hacking: Pool-Party ist aufgeklärt
Innerhalb von 24 Stunden ist der «Volt-Bad»-Fall vollständig aufgeklärt. Die 20minuten.ch-User haben ganze Arbeit geleistet und sogar persönliche Daten der vermeintlich unerschrockenen Wasserratten vom Foto ermittelt. Und zum Glück: Die Grill-Freunde haben noch immer gut lachen.
Um 13.15 Uhr klingelt das Telefon von Andreas Wessels. Das ist der Mann im Hintergrund des Pool-Bildes. Auf das Bild angesprochen, bestätigt der Norddeutsche umgehend, dass er derjenige ist, der im Pool im Hintergrund zu sehen ist. Der zweite im Bunde ist sein Kumpel Markus Schatz. Die 20minuten.ch-User waren also auf der richtigen Spur und haben die involvierten Personen innerhalb von nur drei Stunden identifiziert.
Wilde Lan-Party
Als er von der eigens eingerichteten SoKo «Volt-Bad» erfährt, zeigt er sich erfreut. Gespannt folgt er den Schilderungen, wie die 20minuten.ch-User die Protagonisten des Fotos recherchiert haben. Die Bilder, so berichtet der Mann aus Nordwalde, seien am Nachmittag des 1. Juli 2007 während einer Lan-Party unter dem Motto «Northwood Frag Days» entstanden. Rund 100 Menschen haben an der Party auf dem Gelände einer Gesamtschule teilgenommen.
Viele User, die sich an der virtuellen Schnitzeljagd beteiligten, waren sich sicher, dass über die waghalsige Konstruktion kein Strom floss. Damit lagen sie vollkommen richtig. «Natürlich war da kein Strom drauf. So verrückt sind wir nicht», klärt der Computer-Zocker auf. Doch das war letztlich nicht die Frage. Das spektakuläre Bild war lediglich ein Hingucker für die Schnitzeljagd und ein aktueller Anlass.
Enorme Zugriffszahlen
Offensichtlich erregt das Bild tatsächlich grosse Aufmerksamkeit. Allerdings erst seit kurzem. Seit etwa fünf Monaten ist das Foto mit zahlreichen anderen Lan-Party-Pics auf der Website www.linuxno.de veröffentlicht. Lange Zeit wurden die Bilder nicht weiter beachtet. «Dann plötzlich vor drei Wochen ging es los. Da wurde das Bild von amerikanischen Web-Foren verlinkt. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir 2,5 Millionen Klicks auf dieses Bild.» Kurios dabei: Erst seit etwa vier Tagen kommen auch aus dem deutschssprachigen Raum enorm viele Zugriffe. «Mittlerweile sind wir in weit über 100 Foren verlinkt», wie ein Wessels bei einem Blick in die Webserver-Statistiken herausfand.
Datenschutz kein Problem
Aufgrund der vielen Verlinkungen und der unzähligen Foreneinträge zu dem Spass-Bad zeigt sich der Programmierer nicht sonderlich überrascht, dass die Web-Kommissare ihm so schnell auf die Schliche kamen. «Immerhin steht mein Name ja im Impressum unserer Website, auf der die Bilder verlinkt sind», gibt er sich gelassen ob der schnell recherchierten persönlichen Daten. In einem Punkt war er doch sehr verblüfft. So hat Jueluf schon nach kurzer Zeit die Natel-Nummer von den beiden Pool-Freunde an die Redaktion gemailt. «Diese ist eigentlich nicht öffentlich zugänglich», rätselt der Mann aus Deutschland über diese Information.
«Social Hacking»
Auf Rückfrage beschreibt der 20minuten.ch-User Juelu sein Vorgehen. Wie viele andere hat er zunächst «strom+pool» in die Suchmaschine eingeben und einige weitere Kombinationen. Schnell ist er über einige Foren letztlich auf die Ursprungsseite gestossen. Von da an ging es sehr schnell. «Da gabs einen Nickname von Wessels. Wenn man auf diesen klickt, bekommt man die Meldung, dass man keine Berechtigung hat. Ich habe mich also angemeldet und wurde kurz darauf als Mitglied akzeptiert. So konnte ich die vollständigen Kontaktdaten der Members einsehen», erklärt Juelu, wie in diesem Fall das Social Hacking funktionierte.
Olaf Kunz, 20minuten.ch