Tarantino-Schocker: Für Kitag zu derb
Folterszenen im Akkord: Der Film «Hostel» strapaziert selbst die Nerven hartgesottener Horrorfans. Die grösste Schweizer Kinokette zeigt ihn deshalb nicht. Nun überlegt sich der Filmverleih, ob auch er zurückkrebsen soll.
Drei Touristen geraten in die Fänge einer Bande, die Menschen zu Folterzwecken verkauft: Das ist die Handlung des Films «Hostel». In den USA kam der Horrorschocker gut an. Allein am Startwochenende spielte der von Quentin Tarantino produzierte Film über 20 Millionen Dollar ein. Anders sind die Befindlichkeiten hier.
In der Romandie wurde der Film zwar gezeigt, aber in die Deutschschweiz kommt er wahrscheinlich nicht. «Wir werden ihn nicht zeigen», sagt Philippe Täschler, Direktor der grössten Schweizer Kinokette Kitag. «Hostel» zeige eine neue Qualität von Gewalt, findet er.
Und der müsse man Grenzen setzen. Nun überlegt sich der Filmverleih Buena Vista, den Streifen ganz vom Markt zurückzuziehen – zumal er in der Romandie bisher nur 8164 Eintritte verzeichnete. Ein offizielles Statement gab es bis gestern Abend zwar nicht. Aber eine geplante Pressevisionierung wurde bereits abgesagt.
Dass Kitag «Hostel» nicht zeigt, sorgt für Erleichterung. «Ich begrüsse den Entscheid», sagt etwa Marc Flückiger, Vizepräsident der Filmkommission Basel-Stadt. «Andernfalls hätten wir das Gespräch mit den Betreibern gesucht.» Jürg Keller, Pressesprecher von Amnesty International, fügt an: «Folterszenen wie sie in Guantánamo oder Abu Ghraib wirklich geschehen sind, waren lange undenkbar. Solche Filme können eine Folge davon sein. Das unterstützen wir natürlich nicht.»
Claudia Schlup