Satellit ausser Kontrolle: Trifft es Nordamerika?
US 193 ist so gross wie ein Schulbus, und er ist ausser Kontrolle. Ende Februar oder Anfang März wird der Spionage-Satellit auf dem Erdboden aufprallen - wahrscheinlich irgendwo in Nordamerika.
Der amerikanische Luftwaffengeneral Gene Renuart, der das U.S. Northern Command befehligt, sagte der Nachrichtenagentur AP am Dienstag, die Grösse des Satelliten lasse darauf schliessen, dass einige seiner Teile den Erdboden erreichen könnten.
Zielgebiet Nordamerika
Zudem sei die Wahrscheinlichkeit nicht zu vernachlässigen, dass sich der Absturz über Land ereignen könnte. Der vom US-Militär unter der Bezeichnung «US 193» geführte Satellit war im Dezember 2006 ins All geschossen worden, aber praktisch unmittelbar nach dem Start ausser Kontrolle geraten. Er trägt einen ausgeklügelten, geheimen Bildsensor.
Renuart fügte hinzu: «Wie es aussieht, könnte er im nordamerikanischen Bereich wiedereintreten.» In diesem Fall müsste sich die US-Armee zusammen mit dem Homeland Security Department und der Federal Emergency Management Agency um einen Einschlag in den USA kümmern - oder kanadischen oder mexikanischen Behörden Hilfestellung leisten.
«Wir hatten bisher Glück»
Ein der NASA verbundener Experte sagte der «New York Times» in diesem Zusammenhang, meistens bestehe beim Wiedereintritt von Objekten aus dem All keine nennenswerte Gefahr, «da so viel von der Erde leer ist. Man könnte aber auch sagen, wir hatten bisher Glück.»
Die zuständigen Regierungsbehörden beobachteten die Lage, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Gordon Johndroe. Die Regierung sei bemüht, Schäden abzumildern, die der Satellit verursachen könnte. In der Vergangenheit seien immer wieder Satelliten ausser Kontrolle geraten und ohne Schaden anzurichten abgestürzt. Johndroe wollte sich nicht dazu äussern, ob die Möglichkeit besteht, den Satelliten abzuschiessen. Es sei noch zu früh, derartige Einzelheiten zu besprechen.
Giftige Fracht
Der Flugkörper enthält nach Angaben aus Regierungskreisen Hydrazin, einen Raketentreibstoff. Die farblose Flüssigkeit ist giftig. Bei einem unkontrollierten Absturz bestehe die Gefahr, dass geheime Dinge in die falschen Hänge gerieten, erklärte der Militärexperte John Pike. Spionagesatelliten würden normalerweise kontrolliert über dem Meer zum Absturz gebracht, um zu verhindern, dass jemand Einzelheiten über sie erfahre. Pike erklärte, der Satellit wiege vermutlich rund neun Tonnen und habe die Grösse eines Kleinbusses. Satelliten hätten nur eine begrenzte Betriebsdauer. Möglicherweise arbeite der US-Satellit schon seit einem Jahr nicht mehr und trete jetzt wieder in die Atmosphäre ein.
78 Tonnen Trümmer
Der bisher grösste unkontrollierte Wiedereintritt eines NASA-Flugkörpers war der des «Skylab» 1979. Die Trümmer der 78 Tonnen schweren verlassenen Raumstation stürzten in den Indischen Ozean und richteten keinen Schaden an.
In den letzten 50 Jahren traten rund 17 000 künstliche Objekte aus dem Weltraum wieder in die Erdatmosphäre ein. (dapd)