Vater Jackson verwirrtMr. Jackson geht es gut
Bei der Verleihung der «Black Entertainment Televsion Awards» trauerten alle Gäste um den King of Pop. Alle Gäste? Nein, ausgerechnet Jackson-Patriarch Joe zeigte auf dem Roten Teppich keine Trauer, sondern vor allem Sinn fürs Geschäft.
Oft sprach Michael Jackson davon, wie er als Kind von seinem Vater zum Star geprügelt wurde. Körperstrafe war an der Tagesordnung, wenn die Performance nicht hundertprozentig klappte – ein Umstand, den Joe Jackson selbst zugab in einem Interview 1993.
Späte Reue – oder auch nicht. Denn: Bei seinem Auftritt auf dem roten Teppich der Black Entertainment Televsion Awards, der begehrten US-Auszeichnungen für schwarze Künstler markierte der rüstige Rentner mehr den Karriere orientierten Nachlassverwalter als den trauernden Vater.
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So antwortete der 79-jährige Joe Jackson auf die Frage des CNN-Reporters, wie es ihm und der trauernden Familie geht, dass es «hart» sei, weil «wir den grössten Superstar der Welt verloren haben» (nicht etwa weil er seinen Sohn verloren habe). Ausserdem stellte er seinen Business-Partner vor, der die nächste Plattenveröffentlichung anpries, und liess ein Statement vorlesen, welches klarstellte, dass nur er und seine Frau das Recht hätten, in Michaels Namen zu sprechen und zu handeln – auch was Jackos Kinder betrifft. Der Sorgerechtskampf ist somit eröffnet.
«Eine Menge Bedenken»
Sein ebenfalls anwesender Anwalt stellte klar, dass Michaels Leiche zum zweiten Mal obduziert werde, dass es noch zu früh sei, um finale Aussagen um die Todesumstände zu machen. Vater Joe Jackson räumte aber ein, er habe bezüglich der Todesumstände «eine Menge Bedenken»: «Mir gefällt nicht, was passiert ist.»
Mit einer Michael-Jackson-Gedächtnisshow an den BET-Awards haben führende schwarze Musiker und Entertainer dem am Donnerstag verstorbenen «King of Pop» Tribut gezollt. Bei der Vergabe der Preise sagte Gastgeber Jamie Foxx in der Nacht auf Montag: «Es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Wir feiern diesen schwarzen Mann. Er gehört zu uns und wir teilen ihn mit jedem.»
Die BET-Awards werden alljährlich vom TV-Sender Black Entertainment Television in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Rapper Lil Wayne, der zum besten männlichen Hip-Hop-Star gekürt wurde, sagte vor dem hochkarätig besetzten Publikum: «Keiner von uns sässe in diesem Raum, wenn es Michael Jackson nicht gegeben hätte.»
Schmerzmittel-Berichte «falsch»
Unterdessen stellte der Leibarzt von Michael Jackson klar, dass er den Popstar bewusstlos im Schlafzimmer seines Hauses vorgefunden hatte. Jackson habe «nicht mehr geatmet», zitierte die Zeitung «Los Angeles Times» Anwalt Edward Chernoff.
Chernoff vertritt Jacksons Arzt Conrad Murray. «Er prüfte seinen Puls. Der Puls in seiner Oberschenkelarterie war schwach. Er begann mit der Herz-Lungen-Reanimation.» Murray selbst habe der Jackson-Familie die Autopsie des Leichnams vorgeschlagen. Berichte über die Gabe eines starken Schmerzmittels kurz vor Jacksons Tod seinen «absolut falsch», zitierte die «Los Angeles Times» Chernoff weiter. «Es gab kein Demerol. Kein OxyContin.»
Murray wurde am Samstag drei Stunden lang von der Polizei verhört. Wie die «Los Angeles Times» am Sonntag meldete, geht die Polizei jedoch nicht davon aus, dass Murray irgendetwas vorzuwerfen sei.
Vater Joe Jacksons Statements beweisen aber, dass die Jackson-Familie die Rolle des Arztes im Zusammenhang mit dem plötzlichen Tod des Popstars am Donnerstag mit Argwohn beäugt.
(obi/SDA)