Hollywood (Top Secret) in Bregenz
Auf Spurensuche am Bodensee: Gefahndet wird nach Bond, James Bond. Hollywoods heissester Spion gibt sich im Dreiländereck die Ehre, doch ganz Geheimagent scheint er unauffindbar. Jetzt können nur noch Schweizer helfen …
Was erwartet den 007-Pilger in Bregenz? Hollywood? Flanierende Filmstars? Treffen wir den Zürcher Filmbösewicht Anatole Taubman am Bodensee, der gerade noch mal das Drehbuch durchgeht? Belagern Menschentrauben das Set in der Hoffnung auf ein Autogramm von Marc Forster oder auf ein Foto mit den Schauspielerinnen Gemma Artertonoder Olga Kurylenko?
Wo bitte gehts nach Hollywood?
Bregenz, Bond-Stadt: 30 000 Seelen zählt die österreichische Stadt am Bodensee. In den Cafés geniessen die Menschen den Sonnenschein, doch unter den Sonnenbrillen will so gar kein bekanntes Gesicht stecken. Auch am Set, der Seebühne, ist ausser einigen Lastwagen mit Kabelwerk nichts von Hollywood zu spüren. Stretch-Limousinen Fehlanzeige, Groupies nicht in Sicht, nur ein paar Paparazzi und ratlose Fernsehteams lassen erahnen, dass hier Daniel Craig und Co. an einem Mythos arbeiten.
Wenn einer diesen Mythos erklären kann, dann ist es Daniel Haberthür. Er ist Präsident des James Bond Clubs Schweiz, residiert mit seinen Mitgliedern standesgemäss im Hotel Helvetia und hat auch schon Marc Forster zu Gesicht bekommen: Plötzlich stand der vor ihm, als Haberthür mit weiteren Schweizern um die Seebühne wanderte. Die wird übrigens die Kulisse für eine Opern-Verfolgungsjagd sein und – neben hunderten anderen Statisten - wird auch der Zürcher Clubpräsident im Publikum sitzen.
007 - Spiegel der Gesellschaft
Wer 007-Fan ist, für den muss es einem Traum gleichkommen, Teil eines der Erfolgsfilme zu werden. Zu früh sollte man sich aber nicht freuen: Obwohl eines der Ostschweizer Mitglieder des Clubs als Bodyguard für den Streifen eingeplant war, wurde seine Rolle herausgestrichen, berichtet Haberthür. Auch schon gedrehte Szenen können natürlich entfallen: Dann trifft es den Filmfreund natürlich doppelt hart, zumal man viel Geduld bringen musste, um das Statisten-Casting zu bestehen(siehe Bildstrecke).
Im Gespräch mit Haberthür klärt sich schnell die Frage, was überhaupt so faszinierend an dem Geheimagenten ist, dass man einen Fanclub gründet. «Quantum of Solace» ist der 22. Bond: Welche Reihe kann auf einen ähnlichen Erfolg zurückblicken? Und in diesen 22 Filmen spiegelt 007 und sein Auftrag die jeweilige Zeit wider: ob beim Thema Kalter Krieg, Terrorismus oder Drogenproblematik. Und die Augen des Clubpräsidenten glänzen, wenn er von den technischen «Finessen» spricht, die ihrer Zeit damals «so weit voraus» waren und über die man heute nur noch lächelt – wie bei der digitalen Zeitanzeige einer Bombe.
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Bond wirkt bei seinen Anhängern scheinbar wie ein Lebenskleister: Die Fahne des Clubs, ein Schweizer Kreuz mit 007 darüber, die im Fenster des Hotels Helvetia hängt, hat schon Mitglieder des Filmteams angelockt. Ein schottischer Lichttechniker konnte nicht daran vorbeilaufen, ohne zu erfahren, was es mit diesen Schweizern auf sich hat. Und à propos international: Natürlich treffen sich die Eidgenossen mit Fanclubs aus Schweden und Deutschland, um sich auszutauschen.
Das Interesse um James Bond ist dann auch der Grund für allerlei Katz- und Maus-Spielchen der Produktion: Angekündigt war ein Drehbeginn am 30. April in Bregenz. Tatsächlich nahm das Filmteam die Arbeit einen Tag vorher in Feldkirch auf. Selbst mit einem Daniel-Craig-Double werde gearbeitet, weiss Haberthür. Und die Bregenzer Seebühne ist mit einem ein Kilometer langen Zaun abgetrennt, der an jenem Tag ab 17 Uhr geschlossen wird. Geheimhaltung ist oberstes Gebot, deshalb wird der Zaun zusätzlich mit Planen verhangen: Wer einen Blick auf die Stars werfen will, muss in die Röhre gucken.
Fazit: Das erwartete Blitzlichtgewitter und etwaiger Starrummel fehlen in Bregenz. Dennoch erfüllt die Stadt ihre Mission und klärt auf über den Mythos Bond: Vom 2. bis 8. Mai präsentiert Bregenz seinen Gästen ein buntes Rahmenprogramm, das pflichtgerecht am Freitag um 18.07 Uhr mit der «James Bond Night» in der Fussgängerzone beginnt. Vorträge, eine Ausstellungen und weitere Veranstaltungen sollen auch den letzten Skeptiker vom Agenten ihrer Majestät überzeugen.
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Interview mit Nadia Glaner, Mitglied des James Bond Clubs Schweiz