Fundis vs PopstarGott hasst George Michael
Die selbsternannten Bibelkenner der Westboro Baptist Church sind überzeugt: Gott hasst George Michael. Ob dessen Teilnahme an einem Fetisch-Event letztes Wochenende in Berlin etwas damit zu tun haben könnte?
- von
- Oliver Baroni
Letztes Wochenende fand in Berlin das Folsom Street Fetish Festival statt. An der grössten Party des Schwulen-Events, der «PiG», feierten über 3000 in Fetisch-Montur gekleidete Männer in einem riesigen Elektrizitätswerk in Rummelsburg. Angeblich auch dabei: ein englischer Herr namens George Michael.
Ob die radikalen Christen der Westboro Baptist Church in Topeka im US-Bundesstaat Kansas über die Teilnahme des Popstars am Fetisch-Event informiert sind, ist unbekannt. Fakt ist aber, dass sie George Michael auf ihrem Radar haben – als einer der «Poster Children For Sin», der «Pinup-Kinder der Sünde».
«Gott hasst Schwuchteln»
Die Westboro Baptist Church, genauer: deren Familie um Gründungsvater Fred Phelps, ist der Meinung, alle Übel dieser Welt liessen sich auf eine einzige Tatsache zurückführen: nämlich dass Homosexualität geduldet werde. Ganz konsequent lautet ihre Web-Adresse denn auch godhatesfags.com. So überzeugt sind sie von ihrem Weltbild, dass sie nicht davor zurückschrecken, an Beerdigungen gefallener US-Soldaten zu demonstrieren (20 Minuten Online berichtete). Laut Phelps Logik ist der Tod jedes Soldaten ein Beweis dafür, dass Gott die USA im Speziellen und die Welt im Allgemeinen hasst. Denn: Die US-Armee toleriert Schwule.
Nebst den USA soll Gott auch einige Länder Europas hassen. Auf der Website godhatestheworld.com werden die einzelnen Hass-Länder aufgelistet. Einer der Gründe, warum Gott Grossbritannien hasst, ist – George Michael. «Dieser populäre Musikstar trägt seinen Schmutz stolz zur Schau, auf und auch abseits der Bühne. Nun wird er gar dafür gelobt, dass er zugegeben hat, seit Jahren illegale Drogen zu konsumieren. Offensichtlich ist man niemand, solange man nicht eine englische Junkie-Schwuchtel ist!»
Noch ist die Schweiz vor Gottes Zorn gefeit
Nicht nur George Michael kriegt sein Fett weg. Weitere britische «Kinder der Sünde» sind Elton John, «Lord of the Rings»-Star Sir Ian McKellen und Boy George. Letzterer sei «das wahre Bild Englands, mit seinem rasierten Kopf und seinem wie ein Mädchen bemaltem Gesicht».
Immerhin haben die Engländer einigermassen aktuelle Sünder. Für die italienische Variante müssen die Eiferer aus Kansas tief in die Historienkiste greifen. Gründe für Gottes Zorn auf Italien sind unter anderen der 1975 ermordete Filmemacher Pier Paolo Pasolini sowie die Künstler Donatello (1386-1519), Leonardo da Vinci (1452-1519) und Michelangelo (1475-1564). Offensichtlich konnten weder Leonardos Abendmahl noch Michelangelos weltberühmtes Fresko in der Sixtinischen Kapelle Gottes Zorn besänftigen.
Übrigens: Angaben zur Schweiz fehlen auf der Weltkarte von godhatestheworld.com. Noch haben wir Glück gehabt ...